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Abtreibung, Wirtschaft, Ukraine Trump: Biden ist ein Versager - Biden: Trump ist ein Lügner

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Rund vier Monaten vor der Wahl findet das erste TV-Duell zwischen den beiden designierten Kandidaten Trump und Biden statt.

Rund vier Monaten vor der Wahl findet das erste TV-Duell zwischen den beiden designierten Kandidaten Trump und Biden statt.

(Foto: REUTERS)

Nach vier Jahren stehen Donald Trump und Joe Biden sich wieder in einem TV-Duell gegenüber. Der Herausforderer attackiert den Amtsinhaber auf den Feldern Migration und bei seiner Wirtschaftspolitik. Der Demokrat versucht zu kontern. Kommentatoren fällen ein vernichtendes Urteil - über Biden. 

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat Amtsinhaber Joe Biden beim ersten TV-Duell im laufenden Präsidentschaftswahlkampf heftig für dessen Wirtschaftspolitik angegriffen. "Die Inflation bringt unser Land um. Sie bringt uns absolut um", sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit). Biden habe einen schlechten Job gemacht. Das Thema Wirtschaft war das erste Debattenthema des Duells. Der Demokrat Biden verteidigte seine Bilanz. "Aber es gibt noch mehr zu tun. (...) Die Menschen der Arbeiterklasse sind immer noch in Schwierigkeiten", sagte Biden.

Biden erklärte, er habe bei seinem Amtsantritt im Januar 2021 eine Wirtschaft übernommen, die "im freien Fall" gewesen sei. Trump lobte hingegen seine Bilanz während seiner Amtszeit. Auch seinen Umgang mit der Corona-Pandemie pries der Ex-Präsident. Immer wieder wich Trump vom vorgegebenen Thema ab und kam auf die Migrationspolitik zu sprechen. Er warf Biden Versagen vor, während der Amtsinhaber seinem Vorgänger vorwarf, Lügen zu verbreiten.

Die US-Wirtschaft steht eigentlich nicht schlecht da. Die Inflationsrate ist deutlich zurückgegangen und auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist gut. Trotz der rasanten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ist eine Rezession ausgeblieben. Doch bei den Menschen in den USA scheint das nicht anzukommen. Viele Bürgerinnen und Bürger sind über die weiterhin hohen Preise im Supermarkt oder die hohen Kosten für Kredite frustriert.

Biden will landesweites Recht auf Abtreibung

Auf das Thema Abtreibung angesprochen, wies Donald Trump darauf hin, dass er Richter am Obersten Gerichtshof eingesetzt hat, die die Entscheidung über ein Recht auf Abtreibung vom Bund an die Bundesstaaten zurückgegeben hätten. Alle Experten hätten dies gefordert, sagte Trump. Der Supreme Court entschied 2022 nach fast 50 Jahren Streit, dass ein als "Roe vs. Wade" bekannt gewordenes, richtungsweisendes Urteil zur Abtreibung von 1973 ungültig sei. Zwar feierten erzkonservative Gruppen das Urteil als Sieg. Jedoch kostet es den Republikanern seitdem bei Wahlen wichtige Stimmen.

Biden kündigte hingegen eine Rückkehr zum landesweiten Recht auf Abtreibung an. Sollte er die Wahl und eine zweite Amtszeit gewinnen, werde er die in den USA "Roe v. Wade" Regelungen wieder einführen, so der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten.

Abtreibungen seien in manchen Fällen nötig, ergänzte der 81-Jährige. "Es gibt viele junge Frauen, die von ihren Schwiegereltern vergewaltigt werden, von ihren Ehepartnern, Brüdern und Schwestern", sagte Biden und schien sich dabei versprochen zu haben. Es ist unklar, ob Biden nach der Wahl die nötige Mehrheit im US-Kongress hätte, um sein Versprechen einzulösen.

Trump: Biden für Krieg verantwortlich

Trump machte den Amtsinhaber für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verantwortlich und forderte Europa auf, mehr Geld für Kiew auszugeben. Wenn die USA einen "echten Präsidenten" hätten, der von Kremlchef Wladimir Putin respektiert würde, wäre dieser nie in der Ukraine einmarschiert, sagte der Republikaner. Biden habe Putin sogar ermutigt, so Trump.

Er kündigte erneut an, den Krieg beenden zu können, wenn er wiedergewählt würde. Das würde noch vor seinem Amtsantritt im Januar passieren, so der 78-Jährige weiter. Wie er das genau machen will, ließ Trump offen. Biden nannte Putin abermals einen Kriegsverbrecher. "Er hat Tausende und Abertausende von Menschen getötet", sagte der 81-Jährige. Der Demokrat warnte, dass Putin nicht mit der Ukraine aufhören werde.

Der Herausforderer Trump legte sich nicht fest, ob er den Wahlausgang des Urnengangs im November akzeptieren werde. Die Moderatoren hakten mehrfach nach, doch der Republikaner wand sich heraus, antwortete erst beim dritten Anlauf auf die entsprechende Frage und auch da nur ausweichend: "Wenn es eine faire, legale und gute Wahl ist, dann auf jeden Fall", gab Trump zurück. "Es gibt nichts, was ich lieber tun würde", schob er später nach.

Biden sagte, er bezweifle, dass Trump den Wahlausgang akzeptieren werde, "weil Sie so ein Jammerlappen sind". Der Demokrat warf Trump entgegen: "Sie halten es nicht aus, zu verlieren."

Vernichtendes Urteil für Biden

In ersten Einschätzungen der Debatte äußerten sich US-Politkommentatoren entsetzt, speziell zur Leistung von Präsident Biden. Bei CNN warfen mehrere Experten dem 81-Jährigen unklare Aussagen und verwirrtes Verhalten vor. "Es wird Diskussionen darüber geben, ob er weitermachen wird", sagte David Axelrod, Chefstratege von Barack Obamas Präsidentschaftskampagnen.

Der Experte John King erklärte, dass das TV-Duell "eine tiefe, breite und sehr aggressive Panik in der Demokratischen Partei" ausgelöst haben dürfte. Die US-Politikjournalistin Abby Phillip sagte: "Bidens Antworten waren in vielen Fällen ohne Zusammenhang."

Quelle: ntv.de, lme/dpa/rts/AFP

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