"Fühle mich wirklich gut" Trump will Krankenhaus in Kürze verlassen
05.10.2020, 20:44 Uhr
US-Präsident Trumo will das Krankenhaus noch heute verlassen.
(Foto: AP)
Wegen einer Infektion mit dem Coronavirus wird US-Präsident Trump vergangene Woche in eine Klinik eingeliefert. Spekulationen über seinen Gesundheitszustand machen die Runde. Nun gibt der 74-Jährige bekannt, dass er in wenigen Stunden ins Weiße Haus zurückkehren will.
Nach nur drei Nächten im Krankenhaus kann der mit dem Coronavirus infizierte US-Präsident Donald Trump nach eigenen Angaben noch am Montag (Ortszeit) ins Weiße Haus zurückkehren. "Fühle mich wirklich gut!", schrieb Trump in einem Tweet und kündigte an, er werde das Walter-Reed-Krankenhaus um 18.30 Uhr (Ortszeit/Dienstag 00.30 Uhr) verlassen. Weiter schrieb der Präsident in dem Tweet: "Haben Sie keine Angst vor Covid." Man dürfe nicht zulassen, dass das Virus das eigene Leben dominiere. "Unter der Trump-Regierung haben wir einige wirklich großartige Medikamente und Kenntnisse entwickelt. Ich fühle mich besser als vor 20 Jahren!"
Nach Angaben eines Sprechers aus seinem Wahlkampf-Team will Trump auch am 15. Oktober am zweiten geplanten TV-Duell mit seinem Herausforderer Joe Biden teilnehmen. Offen ist, ob er erst ein negatives Testergebnis abwarten will. Für das an diesem Mittwoch geplante erste Aufeinandertreffen von Vize-Präsident Mike Pence und der Kandidatin für seinen Posten, Kamala Harris, sollen Plexiglas-Abtrennungen aufgestellt werden, um die Verbreitung des Virus zu verhindern.
Trumps Leibarzt Sean Conley sagte bei einer Pressekonferenz, dass er erst kommende Woche Entwarnung für den Krankheitsverlauf geben könne. "Wenn wir durch das Wochenende bis zum Montag kommen und sein Zustand genauso bleibt oder sich verbessert, dann können wir alle schließlich erleichtert aufatmen", sagte Conley. Es gebe aber nichts, was gegen eine Entlassung sprechen würde. Trump werde auch im Weißen Haus und dem dort befindlichen Krankenhaustrakt "24 Stunden am Tag erstklassige medizinische Versorgung" bekommen. Obwohl "er noch nicht endgültig über den Berg ist", sei das Ärzteteam der Ansicht, dass Trump aus dem Krankenhaus entlassen werden könne.
Trump hatte seine Corona-Infektion am Freitag nach Mitternacht US-Ostküstenzeit bekannt gegeben und war keine 24 Stunden später per Helikopter ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda nördlich von Washington gebracht worden. Am Wochenende gab es widersprüchliche Angaben zu seinem Gesundheitszustand. Am Sonntag war klar: Der Zustand des Präsidenten war zwischenzeitlich ernster als zunächst dargestellt. Mit seinen 74 Jahren gehört Trump zu einer Corona-Risikogruppe.
Mehrere Personen aus Trumps Umfeld positiv getestet
Vier Wochen vor der US-Wahl am 3. November könnte es mit Blick auf die Covid-Erkrankung keine bessere Nachricht für den Präsidenten geben als eine frühe Entlassung aus dem Krankenhaus. Das Wahljahr wurde von der Corona-Pandemie überschattet. Trump, der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt, werden wegen der Vielzahl an Toten schwere Vorwürfe im Umgang mit der Pandemie gemacht. In den vergangenen Wochen war er viel durchs Land gereist, hielt Wahlkampfauftritte mit Tausenden Anhängern ab und verzichtete dabei nicht auf engen Kontakt mit anderen Menschen. Trumps Erkrankung richtete ausgerechnet auf der Zielgeraden zur Wahl wieder ein Schlaglicht auf die Pandemie.
Seinen bisherigen Krankheitsverlauf dürfte Trump nutzen, um seiner Darstellung Nachdruck zu verleihen, dass es aber schon jetzt erfolgreiche Behandlungsmethoden gegen das Virus gäbe und ein Ende der Pandemie in Sicht sei. Seit Beginn der globalen Krise sind in den USA mehr als 7,4 Millionen Ansteckungen nachgewiesen worden, fast 210.000 Menschen sind nach einer Infektion gestorben. Die Pandemie ist noch immer nicht unter Kontrolle. Selbst das Weiße Haus hat mit einem Ausbruch zu kämpfen und die Ausmaße werden erst nach und nach klar. Mehrere Personen aus Trumps Umfeld haben sich angesteckt, darunter die First Lady, Trumps Wahlkampfmanager und seine Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany.
Hohes Fieber und sinkende Sauerstoffsättigung
Das Weiße Haus hatte Trumps Verlegung ins Krankenhaus am Freitag als reine Vorsichtsmaßnahme dargestellt. Trumps Ärzte zeichneten am Samstag ein rosiges Bild des Gesundheitszustandes des Präsidenten. Doch wenige Stunde nach seinem positiven Corona-Test hatte Trump am Freitag hohes Fieber und die Sauerstoffsättigung seines Blutes sank unter 94 Prozent, weshalb er zusätzlichen Sauerstoff verabreicht bekam. Am Samstag fiel die Sauerstoffsättigung erneut auf rund 93 Prozent. Wenn der Erreger Sars-CoV-2 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.
Wegen des vorübergehenden Sauerstoffabfalls bekam Trump das Steroid Dexamethason verabreicht, was die Weltgesundheitsorganisation zur Behandlung von Patienten mit einem schweren Covid-19-Verlauf empfiehlt. Zudem hatte er unter anderem einen Antikörper-Cocktail - eine experimentelle Behandlungsmethode - bekommen und wird mit dem Mittel Remdesivir behandelt. Experten sahen in den Medikamenten Hinweise für einen schweren Verlauf der Erkrankung.
Trump hat sich in der Vergangenheit mit seinem guten Gesundheitszustand gerühmt, der ihm bei den für US-Präsidenten üblichen jährlichen Checks zuletzt im Juni bescheinigt wurde. Ein Krankenhausaufenthalt ist mit diesem Selbstbild nur schwer vereinbar. US-Medienberichten hat er auf eine schnelle Entlassung gedrängt. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Als weitere Risikofaktoren gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa