Tiktoker bei Pressekonferenzen Trump will mehr "neue Medien" im Weißen Haus
28.01.2025, 23:53 Uhr Artikel anhören
Die 27-jährige Leavitt ist die jüngste Haupt-Pressesprecherin eines US-Präsidenten der Geschichte.
(Foto: IMAGO/UPI Photo)
Journalisten, die kritische Fragen stellen, machen sich bei Trump unbeliebt. Klassische Medien verunglimpft er regelmäßig als "Volksfeinde". Da ist die Ankündigung seiner Sprecherin bei ihrer ersten Pressekonferenz nur konsequent.
Die neue US-Regierung will den Umgang mit Medien im Weißen Haus umkrempeln. Die Sprecherin von Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt, sagte bei ihrer ersten Pressekonferenz in der Regierungszentrale in Washington, künftig sollten dort auch Influencer, Tiktok-Macher, Blogger, Podcaster und Reporter von nicht klassischen Medien einen Platz bekommen und Fragen stellen können. Sie könnten eine Akkreditierung beantragen, wenn sie "nachrichtenbezogene Inhalte" produzieren.
Klassische Medien, die sie als "alte Medien" bezeichnete, hätten längst nicht mehr die Reichweite wie früher, sagte die 27-jährige Leavitt. Stattdessen nutzen viele Amerikaner "neue Medien". Diesen Paradigmenwechsel hatte auch Trumps Berater Elon Musk in den vergangenen Monaten immer wieder betont: "You are the media now" ("Ihr seid jetzt die Medien") hatte er im November auf seiner Plattform X verkündet. Bereits zuvor hatte er kurz nach der Übernahme von X mit der Aufhebung des bisherigen Verifizierungssystems die Marschrichtung vorgegeben: Der blaue Haken, der unter anderem an klassische Medien und Journalisten vergeben worden war, wurde ersetzt durch ein Bezahlmodell.
In ihrem ersten Pressebriefing, bei dem sich Journalisten dicht an dicht drängten, gab Trumps Sprecherin bereits einen Vorgeschmack auf den neuen Kurs und begrüßte unter anderem einen Reporter des rechtspopulistischen Portals Breitbart neu im Raum und ließ ihn eine der ersten Fragen stellen.
In dem recht engen Presseraum im Westflügel des Weißen Hauses gibt es 49 Sitzplätze, die an Mitglieder der Vereinigung der Weiße-Haus-Korrespondenten vergeben sind. Weitere Journalisten dürfen aber stehend an den Briefings teilnehmen. Leavitt kündigte nun an, dass es einen weiteren Sitzplatz für Reporter geben werde, der den Vertretern der "neuen Medien" vorbehalten sein werde.
Pressesprecherin droht Journalisten
Die von der Trump-Sprecherin verkündeten Änderungen fielen weitaus weniger durchgreifend aus, als viele Medienorganisationen befürchtet hatten. Sie hatten die Sorge, in ihrer Berichterstattung aus dem Weißen Haus stark eingeschränkt zu werden. Die neue Pressesprecherin warnte aber, dass sie Journalisten für "Lügen" über Trump zur Rechenschaft ziehen werde. Es sei ein "Fakt", dass viele traditionelle Medien "Lügen" über Trump und seine Familie verbreitet hätten - "und er wird das nicht akzeptieren".
Trumps Umgang mit Medien ist seit jeher zwiegespalten. Einerseits ist der Republikaner als Präsident deutlich zugänglicher für Journalisten als sein Vorgänger Joe Biden. Trump gibt dauernd lange Pressekonferenzen, beantwortet bei allen möglichen Gelegenheiten Fragen von Reportern und genießt merklich die mediale Aufmerksamkeit. Das war bereits in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) so.
Andererseits beschränkte er im Wahlkampf deutlich den offiziellen Zugang von Pressevertretern zu seinen Veranstaltungen, umging, wenn möglich, klassische Medien - mit Ausnahme des konservativen Senders Fox News - und gab verstärkt politisch wohlgesonnenen Bloggern und Podcastern Interviews, um seine Botschaften an die Wähler zu bringen. Seit Jahren nutzt Trump dazu auch intensiv soziale Medien - in seiner ersten Amtszeit Twitter und inzwischen vor allem die von ihm mitbegründete Plattform Truth Social.
Seit Jahren wettert Trump bei öffentlichen Veranstaltungen, insbesondere bei Wahlkampfkundgebungen über Journalisten, meist unter großem Johlen seiner Anhänger. Er bezeichnet Medien regelmäßig als "Feinde des Volkes", wirft Reportern regelmäßig vor, nichts als Lügen zu verbreiten, und unliebsamen Sendern will er die Lizenz entziehen.
Quelle: ntv.de, ino/dpa/AFP