Politik

Auftritt vor New Yorker Gericht Trump wirkt überraschend geknickt

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Normalerweise ist es Trumps Strategie, immer stark zu wirken, wie der große Gewinnertyp. Die wenigen Bilder, die bei seiner Vernehmung in New York entstehen, zeigen einen anderen Mann. Ungewohnt fragil wirkt der einstige Präsident.

Wenn sich Donald Trump einer Sache bewusst ist, dann ist es seine Wirkung nach außen. Peinlich genau achtet der frühere US-Präsident darauf, gut auszusehen. Gut, vor allem aber auch: stark. Denn das ist sein Image, der starke Mann zu sein, der sich für die angeblich Vergessenen Amerikas einsetzt. "Loser" ist sein Lieblingsschimpfwort. Vor seiner politischen Karriere war er ein TV-Star, der sich als erfolgreicher Unternehmer inszenierte.

Wie anders wirken da die Bilder, die nun von New York aus um die Welt gehen. Mit versteinerter Miene geht Trump ins Gerichtsgebäude, im Inneren wird er ebenso regungslos durch die Gänge geleitet und auf den Fotos aus dem Gerichtssaal wirkt er geknickt. Keine Spur von dem triumphalen Gestus seiner sonstigen Auftritte. Was in Trump vorgeht, weiß nur er. Aber seine Körpersprache wirkt so, als ob dieser historische Moment nicht einmal an ihm spurlos vorübergeht. Aus dem Umfeld Trumps wurde der "New York Times" gegenüber als "entschlossen" oder "verärgert" beschrieben.

Es ist das erste Mal, dass ein US-Präsident wegen krimineller Vergehen vor Gericht steht. Nach außen qualifiziert Trump die Ermittlungen als Hexenjagd ab und stellt sich als Opfer einer politischen Intrige dar. Doch man darf davon ausgehen, dass dahinter viel Strategie steckt und er sich durchaus im Klaren über seine prekäre juristische Lage ist. Manch einer glaubt sogar, er habe nur seine erneute Kandidatur erklärt, weil er als Präsident vor Ermittlungen geschützt wäre. Zumindest aber ist die Kandidatur die Voraussetzung dafür, die Strafverfolgung als politisch motiviert darzustellen.

Ausgerechnet Manhattan

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Trump wird der Prozess nicht irgendwo, sondern in seiner Heimatstadt gemacht, noch dazu in Manhattan, wo er Zeit seines erwachsenen Lebens um Aufmerksamkeit und Anerkennung kämpfte. Jahrzehntelang versuchte der Mann aus dem ruhigen New Yorker Stadtteil Jamaica in Queens zum König Manhattans zu werden. Seine Eitelkeit ist legendär, ebenso wie sein Lechzen nach Statussymbolen. Spätestens mit seiner Präsidentschaft brachte er aber große Teile der Stadt gegen sich auf, die mehrheitlich demokratisch denkt und fühlt. Deswegen lebt er dort schon lang nicht mehr, verlegte seinen ersten Wohnsitz nach Florida.

Dabei ist Trump so gerichtserfahren wie kaum jemand sonst. Prozesse schien er geradezu als Sport zu begreifen, mal gewinnt man, mal verliert man. Diese Anklage ist allerdings auch für Trump eine Premiere. Es ist das erste Mal, dass er sich wegen krimineller Vergehen verantworten muss. Bisher war er stets in Zivilprozessen involviert. Wenn man allerdings eines in den vergangenen Jahren über Trump gelernt hat, dann, dass man nicht auf Einsicht in Fehlverhalten hoffen kann. Vielleicht irritieren die Bilder deswegen so sehr.

Quelle: ntv.de, vpe

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