Jetzt darf Lawrow sprechen Tucker Carlson: "Wir sind zurück in Moskau"
04.12.2024, 10:28 Uhr Artikel anhören
Tucker Carlson ist der erste westliche Journalist seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022, der mit Wladimir Putin spricht. Nun reist er erneut für ein Interview nach Moskau. Dieses Mal, um den russischen Außenminister zu treffen.
Der umstrittene rechte Nachrichtenmoderator und Vertraute des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Tucker Carlson, hat die Ausstrahlung eines Interviews mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow angekündigt. "Wir sind gestern nach Moskau zurückgekehrt, um den russischen Außenminister zu interviewen", sagte Carlson in einem in Onlinenetzwerken veröffentlichten Video. Das Interview zu dem "faszinierenden Treffen" werde "sehr bald" gesendet, fügte er hinzu, ohne einen Termin zu nennen.
Bei dem Interview mit dem russischen Chefdiplomaten gehe es um die Frage, ob Moskau und Washington auf einen Atomkonflikt zusteuerten, nachdem die Regierung Biden die Beschränkungen für Langstreckenraketen aufgehoben habe.
Kreml lobt "interessantes Interview"
Carlson behauptete weiter, dass "amerikanische Militärangehörige Raketen auf das russische Festland abfeuerten, die mindestens ein Dutzend russische Soldaten töteten". Dies sei ein "unerklärter Krieg", der einem nuklearen Schlagabtausch näher käme als die Kubakrise von 1962. Carlson lieferte aber keine Beweise für seine Behauptung über die Beteiligung von US-Truppen. Damit stieß er ins selbe Horn wie Russlands Präsident Wladimir Putin, wonach die Ukraine nicht in der Lage sei, Langstreckenraketen ohne direkte Beteiligung von NATO-Personal einzusetzen, und dass ein solcher Schritt eine direkte Beteiligung des Westens an dem Krieg bedeuten würde.
Carlson habe Lawrow zudem gefragt, ob der Sieg Trumps ein Ende des Krieges bedeuten würde. Der gewählte US-Präsident hat versprochen, beide Seiten an den Verhandlungstisch zu bringen, wobei einige befürchten, dass er Kiew zu schmerzhaften Zugeständnissen drängen könnte.
Aus Moskau kam bereits Lob für das Interview. Dieses sei sehr interessant, erklärte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. "Das Interview ist ziemlich lang, über anderthalb Stunden", sagte sie russischen Medienberichten zufolge. Das Interview werde nun übersetzt und in ein paar Tagen veröffentlicht. "Der Schwerpunkt lag auf der aktuellen Situation in unseren unruhigen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und den Auswirkungen, die all dies auf die globale Geopolitik und einen möglichen zukünftigen Stand der Dinge hat. Auch das Thema Ukraine und andere Fragen wurden angesprochen", so Sacharowa.
Putin-Interview schlug große Wellen
Der ehemalige Moderator des US-Nachrichtensenders Fox News hatte im Februar bereits den russischen Präsidenten Wladimir Putin interviewt. Es war das erste Interview Putins mit einem westlichen Journalisten seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022.
Während seiner Zeit als Moderator von "Tucker Carlson Tonight" auf Fox News war der TV-Mann eines der bekanntesten Gesichter des Senders. Mit scharf rechten Positionen und inhaltlicher Nähe zum damaligen Präsidenten Trump sicherte er sich eine große Gefolgschaft bei rechten Fernsehzuschauern.
Im April 2023 wurde er von Fox News entlassen. Inzwischen betreibt er eine eigene Streamingplattform und veröffentlicht seine Sendungen in Onlinenetzwerken. Die Videos werden millionenfach angeschaut.
Der Einfluss des ehemaligen Fox-Moderators auf Trump soll groß sein. Zusammen mit Donald Trump Jr. habe er laut US-Medien den designierten US-Präsidenten von der Wahl J.D. Vance als Vizekandidat überzeugt. Auch das Nein zu Nikki Haley und Michael Pompeo für Ministerposten soll ganz im Sinne von Carlson und von ihm befeuert worden sein.
Quelle: ntv.de, mba/gdh/AFP