Strafe für Erdogan-Kritiker Türkei erteilt TV-Programmen Sendepause
27.12.2018, 12:56 Uhr
"Kenne Deine Grenzen", droht der türkische Präsident.
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Traut sich die Bevölkerung, friedlich gegen steigende Gaspreise zu protestieren? Diese Frage wirft angesichts des politischen Klimas ein Moderator im türkischen Fernsehen auf. Antworten erhält er vom türkischen Präsidenten und der Rundfunkbehörde.
Die türkische Rundfunkbehörde hat wegen der Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdogan zwei Fernsehsender mit Strafen belegt. Das Nachrichtenprogramm des prominenten Moderators Fatih Portakal auf dem Sender Fox TV werde für drei Sendungen gesperrt, berichtet die Zeitung "Hürriyet". Ein Programm des oppositionellen Senders Halk TV dürfe fünfmal nicht ausgestrahlt werden. Ein weiteres Programm des Senders werde für drei Sendungen gesperrt. Außerdem müssen Fox TV und Halk TV laut der Zeitung Geldstrafen zahlen.
Im Falle des Senders Fox TV stößt sich die türkische Rundfunkbehörde an einer Aussage des Moderators Fatih Portakal. Er hatte angesichts steigender Gaspreise in seiner Nachrichtensendung thematisiert, ob sich wegen des politischen Drucks überhaupt jemand auf die Straße trauen würde, um friedlich dagegen zu protestieren. "Los, lasst es uns machen. Können wir das etwa? Wie viele Menschen würden sich wohl trotz Angst auf die Straße trauen?", fragte er.
Erdogan griff daraufhin vergangene Woche Moderator Portakal an, dessen Nachname "Orange" bedeutet. Ohne ihn bei vollem Namen zu nennen, wetterte Erdogan in einer Rede gegen eine "Orange" oder "Zitrusfrucht", die zum Protest aufrufe. "Kenne Deine Grenzen", drohte er.
Der Sender Halk TV wurde unter anderem wegen kritischer Äußerungen der Schauspieler Metin Akpinar und Müjdat Gezer bestraft. Gegen die beiden laufen auch Ermittlungen wegen Beleidigung Erdogans. Sie dürfen die Türkei derzeit nicht verlassen.
Quelle: ntv.de, chr/dpa