Gülen attackiert Erdogan Türkei feuert 7300 Soldaten und Beamte
14.07.2017, 21:20 Uhr
Präsident Erdogan geht weiter mit aller Härte gegen mutmaßliche Putschisten vor.
(Foto: AP)
Präsident Erdogan greift kurz vor dem Jahrestag des Putschversuchs am 15. Juli in der Türkei weiter hart durch: Laut einem Bericht werden erneut mehrere tausend Soldaten und Beamte entlassen. Der vermutete Drahtzieher des Putsches wirft Erdogan eine "Hexenjagd" vor.
Wenige Stunden vor dem Jahrestag des gescheiterten Putschversuchs gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan sind in der Türkei am Freitag laut einem Bericht 7348 weitere Soldaten, Polizisten und Ministeriumsmitarbeiter entlassen worden. Unter ihnen seien gut 2300 Polizisten sowie mehr als 300 Wissenschaftler, meldeten die Zeitung "Hürriyet" und der Sender CNN Türk unter Berufung auf ein veröffentlichtes Dekret. Grund seien vermutete Verbindungen zu dem in den USA lebenden Fethullah Gülen. Die Regierung wirft dem Prediger vor, Drahtzieher des Putschversuchs gewesen zu sein.
Gülen richtet unterdessen aus seinem Exil schwere Vorwürfe an die Regierung in Ankara: "Im Nachgang dieses tragischen Vorkommnisses wurden die Lebensumstände zu vieler unschuldiger Menschen verdunkelt", heißt es in einer Mitteilung, die der Kleriker verbreiten ließ. "Sie wurden widerrechtlich von ihren Arbeitsplätzen entlassen, festgenommen, eingesperrt und sogar gefoltert, weil die Regierung entscheidet, dass sie irgendwie mit mir 'verbunden' sind." Gülen warf Erdogan eine Hexenjagd vor. Er fordert eine unabhängige internationale Untersuchung des gescheiterten Militärputsches vom 15. Juli 2016, bei dem 249 Menschen getötet wurden.
In Folge der versuchten Machtübernahme wurden in der Türkei bislang etwa 50.000 Menschen festgenommen, weitere 100.000 wurden aus dem Staatsdienst entlassen oder suspendiert, darunter Lehrer, Richter, Soldaten und Polizisten. Erdogan kündigte auch an, dass die Regierung den in Folge des Putschversuchs verhängten Ausnahmezustand in das zweite Jahr hinein verlängern wolle. Der derzeit bis Mittwoch geltende Ausnahmezustand ermöglicht es dem Präsidenten, per Dekret zu regieren. Eine Zustimmung des Parlaments gilt als sicher, weil Erdogans AKP dort über eine absolute Mehrheit verfügt
Am Samstag, dem Jahrestag, soll im ganzen Land an die Niederschlagung des blutigen Putschversuches und der Opfer gedacht werden. Am Mittag kommen die Abgeordneten im Parlament zu einer Sondersitzung zusammen. Erdogan hält in der Nacht zu Sonntag um 2.32 Uhr eine Ansprache in der Nationalversammlung, die Putschisten vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt bombardiert hatten.
Quelle: ntv.de, tno/AFP/dpa/rts