Politik

Nadelöhr Krim-Brücke US-Experten erwarten Versorgungsengpässe bei den Russen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Russische Soldaten nehmen in der Region Saporischschja eine Mahlzeit zu sich.

Russische Soldaten nehmen in der Region Saporischschja eine Mahlzeit zu sich.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Die in der Südukraine stationierten russischen Verbände leiden nach Ansicht der Denkfabrik ISW unter Nachschubproblemen. Die Beschädigung der Krim-Brücke könnte die Situation verschärfen, so die US-Experten. Auch, weil russische Touristen die Straßen verstopfen.

Wegen der Schäden an der Krim-Brücke bei Kertsch könnte die russische Armee nach Einschätzung von US-Experten bald signifikante logistische Probleme in der Südukraine bekommen. Der Angriff auf die Brücke vom Montag mache die Versorgung vieler russischer Truppen von einer verbleibenden Nachschubroute abhängig, hieß es in der Analyse der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in Washington. Die Route führe durch die umkämpften Gebiete Donezk, Saporischschja und Cherson. Sie werde jetzt wohl zusätzlich durch die Flucht russischer Touristen von der Krim belastet. So könnten sich die Probleme der russischen Armee in der Südukraine den ISW-Experten zufolge kurz- und mittelfristig noch weiter verschärfen.

Die Regierung habe es versäumt, die russische Gesellschaft in den Kriegsmodus zu versetzen. Bis zuletzt habe man die 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel als Touristenziel beworben, heißt es ferner in dem ISW-Bericht. Schon vor dem Angriff auf die Brücke am Montag sei es zu kilometerlangen Staus auf beiden Seiten der Krim-Brücke gekommen. Präsident Wladimir Putin habe den Einsatz militärischer Transportmittel angeordnet, um Touristen zu befördern. Feriengäste wurden nicht davon abgehalten, in ein Kriegsgebiet zu fahren, "wie es eine vernünftige Regierung tun würde."

Brücke nach russischen Angaben wieder befahrbar

Schon jetzt geht das ISW davon aus, dass die russischen Truppen im Süden mit logistischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Das Institut verweist auf die in einer Audiobotschaft geäußerte Kritik von Generalmajor Iwan Popow, der vor wenigen Tagen als Kommandeur der 58. Armee entlassen wurde. Viele von Popows jüngsten Beschwerden würden darauf hindeuten, dass die russischen Verbände in der Region Saporischschja unter Versorgungsproblemen leiden würden.

Russland, das seit rund 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, hat die Krim bereits im Jahr 2014 völkerrechtswidrig annektiert und später durch die Krim-Brücke mit dem eigenen Festland verbunden. Am frühen Montagmorgen wurde das 19 Kilometer lange Bauwerk Moskauer Angaben zufolge von ukrainischen Drohnen angegriffen, woraufhin ein Teil der Fahrbahn absackte.

Kiew, das alle besetzten Gebiete befreien will, hat bislang keine Beteiligung an dem Angriff bestätigt. Nach russischen Angaben fahren die Züge auf der Eisenbahnbrücke wieder nach Fahrplan. Für Pkws sei die Brücke eingeschränkt in der vergangenen Nacht wieder freigegeben worden.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen