Hepatitis-B-VorsorgeUS-Impfgremium weicht Empfehlung für Neugeborene auf

Während in den USA die Impfskepsis steigt, wird eine Jahrzehnte geltende Empfehlung für Neugeborene auf Wunsch von Trumps Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. überdacht. Es geht um den Zeitpunkt, wann Säuglinge gegen Hepatitis B geimpft werden sollen.
Unter US-Präsident Donald Trump eingesetzte Experten haben für eine Kehrtwende bei Impfungen von Säuglingen plädiert. Die Impfkommission der Gesundheitsbehörde CDC empfahl, Neugeborene in den USA nicht mehr grundsätzlich direkt gegen Hepatitis B zu immunisieren. Dabei handelt es sich um eine Leberentzündung, die im schlimmsten Fall bei Kindern zum Tod führen kann. Kinderarzt-Vertreter kritisierten die neue Vorgabe als "unverantwortlich".
Die Impfkommission nahm die neue Empfehlung mit acht gegen drei Stimmen an. Das Gremium empfahl nach einem Bericht des Senders NBC, dass Frauen, die negativ auf Hepatitis B getestet wurden, in Absprache mit einem Arzt entscheiden können, ob ihr Baby die Geburtsdosis erhalten soll. Das Panel schlug vor, mit der ersten Dosis mindestens bis zum Alter von zwei Monaten zu warten. Die Empfehlung muss noch vom Direktor der Gesundheitsbehörde CDC offiziell übernommen werden, was aber unter Kennedy als gesichert gilt.
Die US-Akademie für Kinderärzte (AAP) nannte die Vorgabe "irreführend" für Eltern. Sie werde zu einem Anstieg der Infektionen bei Säuglingen und Kindern führen, warnte AAP-Präsidentin Susan Kressly.
Verheerender Masernausbruch
Trumps Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hatte die Impfkommission mit der Überprüfung der mehr als 30 Jahre alten Regeln beauftragt. Der Neffe des früheren Präsidenten John F. Kennedy gilt als ausgewiesener Impfskeptiker, er brachte Immunisierungen etwa mit Autismus bei Kindern in Zusammenhang. Dies ist jedoch nicht wissenschaftlich erwiesen.
Hintergrund ist eine steigende Impfskepsis in den USA. Fachleute warnen vor einer Rückkehr potenziell tödlicher Krankheiten, die durch Impfungen im Kindesalter als weitgehend ausgerottet galten. In diesem Jahr erlebten die USA den schlimmsten Masernausbruch seit mehr als 30 Jahren, mit mehr als 1400 Fällen.
Wie sieht es in Deutschland aus?
In den USA sind einige Impfungen wie die gegen Masern, Mumps und Röteln für die Einschulung verpflichtend, andere werden dringend empfohlen. In zahlreichen Bundesstaaten können Eltern ihre Kinder jedoch befreien lassen, etwa aus religiösen Gründen.
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für Säuglinge eine Grundimmunisierung gegen Hepatitis B im Alter von zwei, vier und elf Monaten, wie es auf der Seite des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit heißt. Es sei sinnvoll, die Impfungen mit einem 6-fach-Kombinationsimpfstoff durchzuführen, der gleichzeitig gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Polio (Kinderlähmung) und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) schützt.