Politik

Eine "politische" Entscheidung?US-Sender streicht kurzfristig Trump-kritischen Beitrag über Abschiebeknast

22.12.2025, 09:31 Uhr
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Darum geht es: ein berüchtigtes Abschiebegefängnis in El Salvador. (Foto: REUTERS)

Eigentlich soll bei CBS News am Sonntagabend ein Beitrag über einen Abschiebeknast in El Salvador laufen. Doch dann meldet die neue Chefredakteurin Bedenken an. Das Stück fliegt kurz vor Beginn aus der Sendung, die betroffene Journalistin ist empört.

Der US-Sender CBS News hat mit einer kurzfristigen Programmänderung für Kritik gesorgt. Am Sonntagabend sollte in der bekannten Sendung "60 Minutes" eigentlich ein Beitrag über das berüchtigte Abschiebegefängnis CECOT ("Centro de Confinamiento del Terrorismo") in El Salvador laufen. Drei Stunden vor der Ausstrahlung teilte der Sender jedoch in Onlinemedien mit, dass der Beitrag zu einem späteren Zeitpunkt laufen würde. Die Entscheidung sorgte intern und extern für Irritationen, wie CNN und die "New York Times" berichten.

Die CBS-Korrespondentin Sharyn Alfonsi hatte US-Medien zufolge für den Beitrag mit mehreren Männern aus Venezuela gesprochen, die von der Trump-Regierung in das Gefängnis in El Salvador abgeschoben wurden. Die Protagonisten, mit denen Alfonsi gesprochen habe, seien mittlerweile schon wieder freigelassen worden. Sie hätten in dem TV-Stück über die "brutalen und qualvollen Bedingungen" berichtet, die vor Ort herrschten, zitiert die "NYT" aus der Sendungsankündigung.

CBS gehört zu Paramount

Die kurzfristige Programmänderung sei zustande gekommen, nachdem die neue CBS-News-Chefredakteurin Bari Weiss den Beitrag gesichtet habe, schreibt die "NYT". Weiss habe zahlreiche Änderungen an dem Stück angemeldet. Etwa fehlte ihr eine Stellungnahme der Trump-Regierung zu der Thematik. US-Medien zufolge soll sie der Redaktion deshalb die Telefonnummer von Hardliner Stephen Miller vermittelt haben, dem stellvertretenden Stabschef von US-Präsident Donald Trump.

Die Journalistin Alfonsi kritisiert laut US-Medien die Verschiebung ihres Beitrags in einem internen Memo. Dort schreibt sie, dass das Weiße Haus und auch das US-Innenministerium ihre Anfragen unbeantwortet ließen - aus ihrer Sicht ein "taktisches Manöver". Zudem hätten die zuständigen Abteilungen des US-Senders alle Fakten und alle rechtlichen Fragen überprüft.

Alfonsis Ansicht nach handle es sich um eine "politische Entscheidung", den Beitrag zurückzuziehen, "nachdem alle strengen internen Prüfungen erfüllt wurden". Sie argumentierte, dass das Schweigen der Trump-Regierung kein "Veto" für einen Beitrag sein dürfe. Die Geschichte sei "fachlich korrekt", betonte sie noch einmal. Chefredakteurin Weiss hingegen erklärte der "New York Times", dass es nicht unüblich sei, "unfertige" Beiträge zurückzuhalten. Sie freue sich auf die Ausstrahlung, "dieses wichtigen Stücks, wenn es fertig ist".

CBS gehört zur Mediengruppe Paramount, die wiederum seit wenigen Monaten im Besitz der Familie des Software-Milliardärs Larry Ellison ist. Ellison ist als Trump-Unterstützer bekannt. Nach der Übernahme wurde auch die Nachrichtenredaktion von CBS umgebaut. Dazu gehörte die Installation der neuen Chefredakteurin Weiss, die den Sender zuletzt nach rechts rückte.

Quelle: ntv.de, ses

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