Politik

Pence sorgt für Gesprächsstoff US-Vize trifft nur eine Frau

Mike Pence und seine Frau Karen.

Mike Pence und seine Frau Karen.

(Foto: REUTERS)

Mike Pence ist ein religiöser Mensch. Die Einstellung des US-Vizepräsidenten zu Frauen polarisiert die Amerikaner. Einige verstehen die Welt nicht mehr, andere dagegen die Aufregung nicht.

Sollten verheiratete Männer mit einer anderen Frau als der eigenen Gattin aus beruflichen Gründen essen gehen? US-Vizepräsident Mike Pence hat die Frage für sich beantwortet: Nein.

Dass der evangelikale Christ Pence so denkt, ist nicht neu. Doch in den USA sorgt diese Haltung derzeit trotzdem für eine überaus lebhafte Debatte. Die einen werfen Pence Sexismus und ein völlig veraltetes Weltbild vor. Die anderen verstehen die ganze Aufregung nicht und fragen sich, was an diesem Verhalten eigentlich so schlimm sein soll.

Auslöser ist ein langes Porträt über die Ehefrau von Pence, das die "Washington Post" veröffentlicht hat. Die Autorin zitiert darin aus einem Interview, dass Mike Pence im Jahre 2002 der Zeitung "The Hill" gab. Damals saß er für die Republikaner im Repräsentantenhaus, später wurde er Gouverneur des Bundesstaates Indiana.

Er gehe niemals allein mit einer anderen Frau essen, sagte Pence und fügte hinzu: Werde auf einer Veranstaltung Alkohol ausgeschenkt, nehme er daran nur in Anwesenheit seiner Ehefrau teil: "Wenn es locker wird, möchte ich die schönste Brünette im Raum neben mir stehen haben." Und warum? Es gehe darum, eine Schutzzone um die Ehe herum zu errichten.

Vor dem Hintergrund, dass die Pences evangelikale Christen sind, mag diese Einstellung nicht überraschend sein. Doch was sagt diese Haltung über eine Gesellschaft aus? Dass in den USA über diese Frage gestritten wird, zeigt vor allem: Es geht ein tiefer Riss durch das Land, in dem sich etwa ein Viertel den evangelikalen Christen zurechnen.

"Ein anständiger Ehemann"

Von der einen Seite erntet Pence Unverständnis - unabhängig davon, ob er noch immer so agiert oder nicht. Das liegt daran, dass so ein Verhalten in Alltag und Berufsleben vieler Amerikaner undenkbar ist. Schließlich arbeiten Frauen und Männer miteinander. Für sie ist es deshalb völlig normal, dass sich ein Mann und eine Frau ohne Hintergedanken wo auch immer treffen – und nicht nur dann, wenn es um Berufliches geht.

Außerdem: Pence lebt als Politiker in einer Umgebung, in der vieles während eines Mittag- oder Abendessens unter vier Augen besprochen wird. Von daher wird sein Verhalten als klassisches Beispiel dafür gewertet, wie ungleich Männer und Frauen behandelt werden. "Wenn Pence nicht mit Frauen essen geht, wie kann eine Frau dann Stabschefin oder Wahlkampfmanagerin werden?", fragt die Chefredakteurin des Magazins "Mother Jones". Eine andere Journalistin drückt es so aus: "Ich versuche mir vorzustellen, wie meine Karriere verlaufen wäre, wenn ich mich geweigert hätte, alleine mit männlichen Redakteuren oder Interviewpartnern essen zu gehen."

Für andere Amerikaner ist die Kritik an Pence dagegen nicht nachvollziehbar. So würden sich viele religiöse Menschen verhalten, sagen sie. Wer den Vizepräsidenten kritisiere, verstehe nicht, was evangelikale Familien verbinde. "Jetzt wird er kritisiert, weil er ein anständiger Ehemann ist? Manche Leute hassen ihn, unabhängig davon, was er macht", meint Jonathan Martínez aus North Carolina. "Verspottet Pence nicht, nur weil er seine Ehe schützt", so eine Redakteurin einer konservativen Online-Nachrichtenseite.

Evangelikale wählen Trump

Unabhängig davon, wie man dazu steht: Im Politikbetrieb in Washington vermeiden es offenbar einige Männer, alleine mit Frauen in einem Raum zu sein. Einer Umfrage des "National Journal" von 2015 zufolge berichteten mehrere Mitarbeiterinnen von Politikern davon, dass sie beispielsweise nicht mit ihrem Senator oder Abgeordneten alleine im Büro sein dürfen. Auch Taxifahrten mit dem Chef würden vermieden. "Das macht strategische oder vertrauliche Diskussionen extrem schwierig", sagte eine der Frauen.

Evangelikale prägen die konservative republikanische Partei, ihr Einfluss ist in den vergangenen Jahren sogar gewachsen. US-Präsident Donald Trump hat bei ihnen einen starken Rückhalt. Bei der Wahl im November stimmten 81 Prozent von ihnen für Trump. In keiner religiösen Gruppierung war die Zustimmung größer - und das, obwohl der US-Präsident nicht gerade als bibelfest gilt.

Umgekehrt steht fest: Weniger Amerikaner sind bereit, einen Evangelikalen zum Präsidenten zu wählen als einen Mormonen oder einen Homosexuellen. Das geht aus einer Umfrage von Gallup hervor. Für nur 66 Prozent der Wähler der Demokraten wäre es ok, einen Evangelikalen zu wählen - ein Moslem stößt mit 79 Prozent auf eine größere Offenheit.

Was das heißt? Die US-Gesellschaft ist tief gespalten. Das dürfte allerdings spätestens nach dem Wahlsieg Trumps keine Überraschung sein.

Quelle: ntv.de

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