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Erster Todesfall in Hauptstadt US-Zahlungsstopp trifft Uganda mitten in Ebola-Ausbruch

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2160 Dosen eines nicht-zugelassenen Impfstoffs werden in Uganda verabreicht.

2160 Dosen eines nicht-zugelassenen Impfstoffs werden in Uganda verabreicht.

(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)

In Ugandas Hauptstadt bricht Ebola aus. Der erste Tote ist Krankenpfleger und auf der Suche nach Hilfe durchs Land gereist. Die Ermittlung der Kontaktpersonen läuft auf Hochtouren, doch die Probleme sind größer: Für die Virusvariante gibt es keinen Impfstoff, das Gesundheitssystem hängt am Tropf der USA.

Erneut bricht in Uganda das Ebola-Virus aus. Die Gesundheitsbehörden des ostafrikanischen Landes melden bereits drei Fälle, die durch Labortests positiv bestätigt wurden. Ein Patient ist in der Hauptstadt Kampala an dem hämorrhagischen Fieber gestorben. Der Ausbruch der tödlichen Krankheit kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Denn von der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die US-Entwicklungshilfe auszusetzen und die Zuschüsse für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu streichen, ist Uganda besonders schwer betroffen. Obendrein ist Ebola nicht das einzige Virus, das derzeit in dem afrikanischen Land grassiert.

Diana Atwine, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, berichtet, dass es sich beim ersten bestätigten Ebola-Fall um einen Krankenpfleger des staatlichen Mulago-Krankenhauses in Kampala handelt. Der Mann sei nach seiner Infektion quer durchs Land gereist, um seine Symptome behandeln zu lassen. Zunächst war er in zwei Gesundheitsstationen außerhalb Kampalas zur Behandlung, dann im Krankenhaus in der Kleinstadt Mbale im Osten des Landes. Anschließend suchte der 32-Jährige Hilfe bei einem traditionellen Heiler, bevor er schließlich in der Hauptstadt im Mulago-Krankenhaus verstarb. Tests bestätigten erst nach seinem Tod, dass es sich um Ebola handelt.

Wo sich der Krankenpfleger infiziert hat, ist bislang ungeklärt. Die Gesundheitsbehörden haben landesweit 234 Kontaktpersonen ausfindig gemacht, wahrscheinlich gibt es unzählige mehr. Laut Gesundheitsministerium war der Pfleger mit öffentlichen Verkehrsmitteln gereist, meist mit Bussen, in denen die Menschen dicht gedrängt sitzen. Ebola wird allerdings nicht über die Luft, sondern über Körperflüssigkeiten übertragen. Vorsorglich wurden die beiden Gesundheitsstationen im Speckgürtel von Kampala, die der Pfleger aufgesucht hatte, geschlossen. Alle 21 Ärzte und Pfleger müssen sich drei Wochen lang in einem Isolierzentrum im Zentralklinikum Mulago in Kampala aufhalten, um jedes Ansteckungsrisiko zu vermeiden.

Das Gesundheitsministerium hat ein Notfallkoordinationszentrum eingerichtet, das für Ebola-Verdachtsfälle zuständig ist. Zehn Ambulanzen wurden bereitgestellt, um mögliche Ebola-Patienten schnell abzuholen und in die eigens eingerichtete Isolierstation zu bringen, wo sie getestet werden. Landesweit wurden alle Schulen angehalten, die während der Corona-Pandemie eingeführten Schutzmaßnahmen wie Händewasch-Stationen wieder in Betrieb zu nehmen.

Das Ebola-Virus zählt zu den tödlichsten Viren weltweit. Es wird über Körperflüssigkeiten übertragen und verursacht hohes Fieber und innere Blutungen, die über Ohren, Nasen und Augen austreten können. Es ist bereits der zweite Ebola-Ausbruch in Uganda in den vergangenen Jahren. Der bis dato letzte Ausbruch im September 2022 war im Januar 2023 für beendet erklärt worden und hatte 55 Menschen das Leben gekostet. Hinzu kommt: Derzeit grassiert in Uganda das Affenpocken-Virus (Mpox). Das Gesundheitsministerium spricht von rund 2100 bestätigten Fällen und zehn Toten.

Zwei Drittel des Budgets aus Hilfsgeldern

Wie viele afrikanische Länder ist Uganda auf internationale Mittel und hier primär auf US-Gelder angewiesen. Das Land kann gerade einmal 36 Prozent seines Gesundheitsbudgets selbst stemmen. Der Rest kommt von internationalen Gebern wie den Vereinigten Staaten. Mehr als 470 Millionen Dollar hat Washington 2024 an Uganda überwiesen - der Löwenanteil floss in den Gesundheitssektor. Was künftig aus den USA überwiesen wird, ist nach der Ankündigung Trumps, die Entwicklungshilfe auf den Prüfstand zu stellen, offen.

Weiterhin sind die USA der bei weitem größte Geber der WHO. Jährlich gehen mehr als eine Milliarde Dollar an die Organisation. Diesen Geldhahn drehte Trump ebenfalls zu. Auch diese Mittel könnten daher beim jüngsten Ebola-Ausbruch fehlen. Das US-amerikanische Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) hat zudem mehr als 100 Mitarbeiter im Land. Sie erforschen am ugandischen Vireninstitut Ebola. Welche Auswirkungen Trumps Stopp der Entwicklungshilfe auf diese Zusammenarbeit hat, ist bislang unklar.

Denn ausgerechnet jene Virusvariante, die für den jüngsten Ausbruch in Uganda verantwortlich ist, ist bisher nur wenig erforscht. Es handelt sich um eine Ebola-Variante aus dem Sudan, die womöglich über Geflüchtete eingeschleppt wurde. Im Vergleich zur Kongo-Variante des Virus gibt es gegen die Sudan-Variante keine zugelassenen Impfungen oder Behandlungsoptionen.

Notfall-Geld und Impfstoff aus Testphase

Immerhin hat die Weltgesundheitsorganisation WHO rasch reagiert. Am Wochenende kamen 2160 Dosen eines nicht zugelassenen Impfstoffes in Kampala an. Sie sollen den 45 Kontaktpersonen verabreicht werden. Das Vakzin war während des Ausbruchs 2022 bis 2023 in Uganda entwickelt worden und befindet sich in der letzten Testphase. Die WHO will zunächst eine Million US-Dollar aus einem Notfallfonds zur Verfügung stellen, wie WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X ankündigte. "Die Regierung und ihre Partner leiten umfassende Maßnahmen ein", heißt es in der Erklärung. "Dieser Impfversuch wurde in Rekordzeit eingeleitet, nur drei Tage nach dem Ausbruch!"

Die US-Behörden haben inzwischen eine Reisewarnung für Uganda herausgegeben. Auch das Auswärtige Amt rät, Reisen zu verschieben. Ugandas Gesundheitsministerin Jane Ruth Aceng erklärt hingegen: "Uganda ist sehr sicher. Wir ermutigen alle Touristen, nach Uganda zu kommen. Wir fördern Handel und Reisen. Wo auch immer die Touristen hingehen, besteht keine Ebola-Gefahr."

Quelle: ntv.de

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