Die Kriegsnacht im ÜberblickUSA: Russen füllen dezimierte Truppen auf - Ukraine fordert Reaktion auf Raketenangriff

Nach Angaben des Pentagons füllt Moskau seine dezimierten Verbände mit Soldaten und Material wieder auf. Die Rede ist auch von der Mobilisierung "Zehntausender Reservisten". Unterdessen fordert der ukrainische Präsident Selenskyj eine Reaktion des Westens auf den Raketenangriff in Kramatorsk.
Nach Gefechten im Norden der Ukraine füllt Moskau nach Angaben des Pentagons seine dezimierten Verbände mit Soldaten und Material auf. Die Rede ist auch von der Mobilisierung "Zehntausender Reservisten". Unterdessen fordert der ukrainische Präsident Selenskyj eine Reaktion des Westens auf den Raketenangriff in Kramatorsk.
Selenskyj fordert Energie-Embargo
Nach dem Raketenangriff auf den Bahnhof in Kramatorsk erwartet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine entschiedene Antwort der internationalen Gemeinschaft. Er forderte ein vollständiges Embargo auf russisches Öl und Erdgas. Selenskyj sagte in einer Videobotschaft, es seien die Energieexporte, die den Löwenanteil der Profite Russlands ausmachten. Sie ließen die russische Führung glauben, dass die Welt die "Kriegsverbrechen" der russischen Armee ignorieren werde.
Pentagon: Russen verstärken abgekämpfte Einheiten
Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für den tödlichen Raketenangriff in Kramatorsk verantwortlich. Bei diesem kamen ukrainischen Angaben zufolge 52 Menschen ums Leben, 109 wurden verletzt. Russlands offizielle Dementis in dieser Sache seien "nicht überzeugend", sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby.
Nach seiner Ansicht bemühen sich die russischen Streitkräfte, ihre Einheiten nach Verlusten im Norden der Ukraine mit neuem Material und Soldaten wieder aufzubauen. Es gebe auch Berichte, wonach die Einheiten, die nun im Osten der Ukraine eingesetzt werden sollten, durch das Mobilisieren "Zehntausender Reservisten" verstärkt werden sollten, sagte Kirby. Er warnte, die Russen hätten trotz ihrer Verluste immer noch den Großteil ihrer in der Region gebündelten Schlagkraft für den Krieg zur Verfügung. Zudem werde sich das russische Militär nun wohl auf den geografisch deutlich kleineren Bereich des östlichen Donbass konzentrieren.
Washington sieht Konzentration russischer Einheiten nahe Charkiw
Nach Angaben eines anderen führenden Pentagon-Vertreters hat Russland bereits Tausende zusätzliche Soldaten nahe der Grenze zur ukrainischen Stadt Charkiw zusammengezogen. Die Zahl der taktischen Bataillone in der Nähe der russischen Stadt Belgorod sei von 30 auf inzwischen 40 angestiegen. Solche Bataillone bestehen typischerweise aus etwa 600 bis 1000 Soldaten. Der leitende Beamte sagte, es gebe Hinweise, dass die Russen hofften, "mehr als 60.000 Soldaten" zu mobilisieren. Im Donbass sei mit sehr intensiven Kämpfen zu rechnen. "Das könnte sehr blutig und sehr hässlich werden", sagte er.
Ukraine wirft Russen Vergewaltigungen vor
Die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, hat russischen Soldaten Vergewaltigungen Minderjähriger vorgeworfen. Ein 14 Jahre altes Mädchen aus dem Kiewer Vorort Butscha sei von fünf verschiedenen Männern missbraucht worden und jetzt schwanger, schrieb Denissowa auf Facebook. Auch ein ebenfalls aus Butscha stammender elfjähriger Junge sei vergewaltigt worden. Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden. Denissowa appellierte an die Vereinten Nationen, diese und andere Kriegsverbrechen zu untersuchen.
Selenskyj will zügig EU-Fragebogen beantworten
Die Ukraine will binnen einer Woche einen Fragebogen der Europäischen Union beantworten, der als Grundlage für Beitrittsgespräche dient. Diesen hatte EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen am Freitag bei ihrem Besuch in Kiew überreicht. "Unsere Regierung wird die Antworten qualitativ und sehr schnell vorbereiten. Ich denke, binnen einer Woche", sagte Selenskyj.
UN fordert Hilfe für gestrandete Seeleute
Zwei Organisationen der Vereinten Nationen haben Hilfe für rund 1000 in ukrainischen Gewässern auf Handelsschiffen festsitzende Seeleute gefordert. Die Weltschifffahrtsorganisation IMO und die UN-Arbeitsorganisation ILO baten das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, Ärzte ohne Grenzen und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, die 86 dort gemeldeten Schiffe mit lebensnotwendigen Gütern für ihre Seeleute zu versorgen, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung hieß.
Das wird heute wichtig
In Polen findet eine internationale Geberkonferenz statt, um Geld für Flüchtlinge aus der Ukraine und Vertriebene innerhalb des Landes zu sammeln. Einberufen wurde die Veranstaltung von der Nichtregierungsorganisation Global Citizen, der EU-Kommission und der kanadischen Regierung.
Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer wird in Kiew zu einem Solidaritätsbesuch erwartet. Er soll Präsident Selenskyj, Premierminister Denys Schmyhal und Bürgermeister Vitali Klitschko treffen.
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