Zwölf Ortschaften befreit Ukraine meldet Geländegewinne im Süden
11.11.2022, 13:08 Uhr
Dieses Bild entstand in der Kleinstadt Snihuriwka.
(Foto: REUTERS)
Russland kündigt die Räumung der Stadt Cherson und umliegender Gebiete an - doch Kiew bleibt misstrauisch. Nun befreien die ukrainischen Truppen zwölf Dörfer in der Region.
Nach dem angekündigten russischen Truppenabzug sind ukrainische Truppen etwa sieben Kilometer an zwei Abschnitten in den südlichen Gebieten Cherson und Mykolajiw vorgerückt. Dabei seien etwa 264 Quadratkilometer und zwölf Ortschaften zurückerobert worden, teilte der Oberkommandierende der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, auf Telegram mit. Dabei handelte es sich offenbar um Orte, die die russische Armee zuvor geräumt hatte. Zuvor waren Bilder aus der befreiten Kleinstadt Snihuriwka im Gebiet Mykolajiw verbreitet worden. Bereits seit Anfang Oktober seien die ukrainischen Einheiten im Gebiet Cherson bis zu 36 Kilometer vorgerückt und hätten dabei 1381 Quadratkilometer und 41 Siedlungen befreit, hieß es weiter.
Dem war ebenfalls ein russischer Truppenrückzug vorangegangen. Am Mittwoch hatte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu in Moskau angekündigt, dass die russischen Truppen sich vom rechten Ufer des Dnipro komplett zurückziehen würden. Die sichere Versorgung der Einheiten war nach der Beschädigung mehrerer Brücken durch ukrainische Raketen unrealistisch geworden.
Damit gibt die russische Armee eine Fläche von etwa 4800 Quadratkilometern auf. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, sagte, die Verlegung der Truppen auf das linke Dnipro-Ufer verlaufe "streng nach Plan".
"Feind macht uns keine Geschenke"
Die Ukraine reagierte misstrauisch auf die russische Ankündigung, sich aus Cherson zurückzuziehen. "Der Feind macht uns keine Geschenke, macht keine 'Gesten des guten Willens'", warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen Videobotschaft. Daher gehe die ukrainische Armee "sehr vorsichtig, ohne Emotionen, ohne unnötiges Risiko" vor.
Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg äußerte sich zurückhaltend. "Wir müssen jetzt sehen, wie sich die Lage vor Ort in den nächsten Tagen entwickelt", sagte der Norweger am Rande von Gesprächen mit der neuen italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni in Rom. Klar sei aber, dass Russland schwer unter Druck stehe. "Wenn sie Cherson verlassen, wäre das ein weiterer großer Erfolg für die Ukraine."
US-Präsident Joe Biden sagte derweil, die russische Rückzugsankündigung zeige, dass das russische Militär "echte Probleme" im Krieg in der Ukraine habe.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP