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"Eingeschränkt kriegstauglich" Waffen aus Deutschland sollen Probleme in der Ukraine haben

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Der Leopard 1A5 sei in der Ukraine mehr Behelfsartillerie als Kampfpanzer, heißt es.

Der Leopard 1A5 sei in der Ukraine mehr Behelfsartillerie als Kampfpanzer, heißt es.

(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)

Panzerhaubitze 2000, Leopard-Kampfpanzer und Iris-T: Waffensysteme aus Deutschland werden von den Ukrainern oft gelobt. Doch es gibt auch Schattenseiten, wie ein internes Bundeswehr-Papier nun verdeutlicht. Ganz neu sind viele Probleme aber nicht. Auch der Bundesverteidigungsminister äußert sich.

In einem Protokoll eines Vortrags des stellvertretenden Militärattachés der Deutschen Botschaft in Kiew ist von größeren Problemen mit Waffensystemen aus der Bundesrepublik die Rede. Der WDR, NDR und die "Süddeutsche Zeitung" zitieren aus dem Bundeswehr-Papier, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sein soll. Demnach geht es um die Panzerhaubitze 2000, Leopard-Kampfpanzer der älteren und neueren Generation und Flugabwehr vom Typ Iris-T.

Die Waffensysteme wurden bei Frontbesuchen in der Regel von den ukrainischen Soldaten, die sie benutzen, gelobt. Sei es für ihre Treffsicherheit, gute Panzerung oder Wendigkeit. Doch es waren auch immer wieder kritische Töne zu hören, besonders was den Verschleiß durch die überaus starke Nutzung angeht.

Bei der Panzerhaubitze 2000 gab es beispielsweise schon kurz nach der Lieferung im Jahr 2022 Berichte über Probleme. In dem Bundeswehr-Papier ist nun von einer "hohen technischen Anfälligkeit" die Rede. Sogar die "Kriegstauglichkeit" wird deswegen infrage gestellt.

Der Kampfpanzer Leopard 1A5 soll zwar zuverlässig sein, er werde aber "aufgrund zu schwacher Panzerung oft nur als Behelfsartillerie eingesetzt", heißt es. Gelobt hatten die Ukrainer in der Vergangenheit zwar die Panzerung des moderneren Leopard 2, sie berichteten allerdings auch vom Mangel an Ersatzteilen. In dem geleakten Bundeswehr-Bericht heißt es jetzt, beim Leopard 2A6 sei der Aufwand der Instandsetzung hoch und oft keine Reparatur an der Front möglich.

Ebenfalls erwähnt wird das Flugabwehrsystem Iris-T, das in der Vergangenheit eine herausragende Trefferquote gehabt haben soll. Es wird auch nach wie vor als "sehr wirkungsvoll" beschrieben. Allerdings sei der Preis für die Munition zu hoch und diese nicht in der "notwendigen Zahl" vorhanden. Probleme, über die auch in Zusammenhang mit ausländischen Flugabwehrsystemen wie Patriot oder SAMP/T schon berichtet wurde.

Pistorius sind keine Beschwerden bekannt

"Uneingeschränkt kriegstauglich ist kaum ein deutsches Großgerät", soll der Militärattaché laut Protokoll gesagt haben. Von WDR, NDR und SZ auf die Probleme angesprochen, äußerte sich das Bundesverteidigungsministerium nicht konkret. Auch von Rheinmetall und weiteren Rüstungsunternehmen gab es keine Antwort.

Aus Bundeswehr-Kreisen heißt es jedoch, dass die Ukraine über unterschiedliches Kriegsgerät aus dem Westen verfügt und dementsprechend gezwungen sei, zu improvisieren. Es fehle an Erfahrung, die Ausbildungszeit an den Waffen sei kurz und sie würden oft anders eingesetzt als im Kriegsfall eigentlich vorgesehen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich überrascht. "Die Berichte habe ich mit Erstaunen zur Kenntnis genommen", sagte er am Rande des Treffens der Verteidigungsminister der Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Er sei in "regelmäßigem Austausch mit unseren ukrainischen Partnern und Meldungen wie diese oder Beschwerden über unser Material sind mir nicht bekannt geworden", fügte er hinzu.

Pistorius räumte ein, es könne immer "ein einzelnes Gerät ausfallen oder nach drei Jahren Kampfeinsatz nicht mehr die Funktionalität aufweisen". Er wolle die Berichte "nicht bewerten", werde darüber aber mit seinem ukrainischen Kollegen Rustem Umerow "ganz sicher reden".

Quelle: ntv.de, rog

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