Skepsis in Moskau und Kiew Startet Trump schon jetzt seinen angeblichen Friedensplan?
06.11.2024, 22:20 Uhr Artikel anhören
Seit mehr als zweieinhalb Jahren führt Russland eine Invasion in der Ukraine durch - ein Ende ist nicht wirklich in Sicht.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Donald Trump wird im Westen vor allem mit der Ankündigung in Verbindung gebracht, er könne schnell für Frieden in der Ukraine sorgen. Seinen Worten zufolge würde es damit nicht mal bis zu seinem Start im Weißen Haus dauern. Bislang deutet aber kaum etwas darauf hin, dass es wirklich so kommt.
Seine Wähler überzeugte Donald Trump unter anderem mit der Ankündigung, den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden beenden zu können. Und auch im Westen schürte er damit Hoffnungen auf ein Ende der Kämpfe. Trump verwies zwar in der Vergangenheit mehrfach auf sein angeblich gutes Verhältnis zu Kreml-Chef Wladimir Putin, doch bis heute hat niemand eine Vorstellung davon, wie sein Plan wirklich aussieht.
Als Präsident vereidigt wird der 78-Jährige erst Mitte Januar 2025. Doch schenkt man Trumps Aussagen Glauben, so würde er den Frieden schon viel früher herstellen. Auf einer Veranstaltung im Juni sagte er vor Publikum: "Noch bevor ich im Oval Office angekommen bin, kurz nachdem wir die Präsidentschaft gewonnen haben, werde ich den schrecklichen Krieg zwischen Russland und der Ukraine beigelegt haben." Trumps Bemühungen, dieses Ziel zu erreichen, müssten dementsprechend eigentlich bald beginnen.
Über Krieg und Frieden entscheidet in erster Linie Russland, von wo die Aggression ausgeht. Dass Trump Wladimir Putin mal eben zum Stopp der Angriffe bewegen wird, ist ausgeschlossen. Viel mehr dürften sich die Vorstellungen des Republikaners darauf konzentrieren, dass Kiew mehr oder weniger große Zugeständnisse macht.
Dass die Regierung von Präsident Selenskyj dazu jedoch wiederum in irgendeiner Form bereit ist, hat sich bislang nicht abgezeichnet. Kiew fordert nach wie vor den Abzug aller russischen Truppen von seinem Gebiet. Zu einer Beendigung des Krieges, indem das eigene Land quasi an Russland übergeben wird, hat sich Selenskyj ablehnend geäußert.
Entscheidender Faktor Waffenlieferungen
Das große Druckmittel, über das Trump verfügt, sind die Waffenhilfen der USA. Fallen sie weg, sieht es ziemlich schlecht für die Ukraine aus. Viele für die Verteidigung wichtige Waffensysteme liefert Washington. Europäische Partner könnten mit großer Sicherheit nicht für gleichwertigen Ersatz sorgen.
Das ukrainische Medium "Kyiv Independent" erinnert daran, dass die Waffenlieferungen für einen großen Schub innerhalb der US-Rüstungsindustrie sorgen. In einem Bericht heißt es: "Sollte Trump die US-Hilfe für die Ukraine kürzen, würde dies die amerikanische Wirtschaft treffen, da die US-Rüstungsindustrie aufgrund der amerikanischen Unterstützung für die Ukraine Investitionen in Höhe von über 50 Milliarden Dollar erhalten hat, wobei Milliarden in Staaten wie Arkansas, Alabama und Florida geflossen sind, die Trump geholfen haben, das Weiße Haus erneut zu gewinnen."
So reagiert Russland
Kreml-Sprecher Peskow reagierte bereits kurz nach Bekanntwerden des Wahlsieges von Trump und sagte auf einer Pressekonferenz, es sei nicht möglich, den Krieg über Nacht zu beenden. Russland sieht in dem Republikaner anscheinend aber dennoch jemanden, mit dem dies unter anderen Umständen gelingen könnte.
So sagte Peskow weiter: "Tatsächlich hat im Unterschied zu vielen anderen Politikern der amerikanischen Elite Herr Trump vom Wunsch gesprochen, Frieden herzustellen und nicht vom Wunsch, den Krieg bis zum letzten Ukrainer fortzusetzen." Es bleibe abzuwarten, ob dies mehr als nur Wahlkampfgetöse sei. Russland werde Trump nach seinen ersten Handlungen im Amt beurteilen.
Quelle: ntv.de, rog