Politik

"Waffen reichen nicht" Militärexperte sieht Ukraine im Hintertreffen

"Warum liefern die USA nicht mehr Raketenwerfer vom Typ HIMARS?", fragt Reisner.

"Warum liefern die USA nicht mehr Raketenwerfer vom Typ HIMARS?", fragt Reisner.

(Foto: dpa)

Ohne zusätzliche moderne Waffen kann die Ukraine nicht gewinnen, sagt Oberst Reisner. Britische Geheimdienste sehen allerdings auch auf russischer Seite technische Probleme. Während indes in Charkiw erneut Menschen sterben, unterstellt Russland der Ukraine Anschlagspläne auf das AKW Saporischschja.

Oberst Markus Reisner, österreichischer Militärexperte, erwartet keinen schnellen Kollaps der russischen Armee. "Die westlichen Waffenlieferungen zeigen zwar Wirkung, aber noch immer nicht in durchschlagender und nachhaltiger Form", erklärte er. Erst bei einem voll umfassenden Stopp der russischen Angriffe oder bei einem Zurückweichen der russischen Truppen könne man von einer Wende im Krieg sprechen.

Die bisherigen westlichen Waffenlieferungen bewirkten, dass die ukrainischen Streitkräfte "zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben haben", konstatierte Reisner und fragte: "Wenn die bis jetzt aus den USA gelieferten 16 Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS bis jetzt nachvollziehbare Erfolge erzielt haben, stellt sich die Frage: Warum liefern die USA nicht mehr?" Das Fazit Reisners: "Wenn der Westen nicht in den kommenden Wochen gesteigerte Stückzahlen hochmoderner Waffen (darunter vor allem Artillerie und Mehrfachraketenwerfer, aber auch weitreichende Fliegerabwehr) in die Ukraine liefert, kann die Ukraine diesen Konflikt nicht für sich entscheiden."

Russland hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste zurzeit allerdings Probleme beim Schutz seiner Kampfpanzer. Die schwere Beschädigung vieler russischer Fahrzeuge in der Ukraine hänge mit hoher Wahrscheinlichkeit damit zusammen, dass die Panzer nicht gut genug mit sogenannter Reaktivpanzerung geschützt seien, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London. Solche Schutzhüllen können den Angaben zufolge Panzer bei Beschuss vor Schäden bewahren.

Russland: Ukraine plant Angriff auf AKW

Die Geheimdienste gehen demnach davon aus, dass viele russische Truppen nicht ausreichend im Umgang mit solchen Schutzhüllen geschult sind. Deshalb seien diese gar nicht an den Panzern angebracht - oder zumindest nicht so, dass sie explosive Geschosse abhalten könnten.

Bei russischen Angriffen auf die nordostukrainische Großstadt Charkiw und das nahegelegene Krasnograd wurden nach ukrainischen Angaben unterdessen 13 Menschen getötet. 37 weitere Menschen wurden nach Angaben von Regionalgouverneur Oleg Synegubow bei dem Artilleriebeschuss in der Nacht verletzt, darunter auch Kinder. Mehrere Wohngebäude seien schwer beschädigt. Der Angriff ereignete sich nur wenige Stunden, bevor UN-Generalsekretär António Guterres und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zu Gesprächen im Westen der Ukraine erwartet wurden. Erst am Mittwoch waren bei einem russischen Angriff auf Charkiw sieben Menschen getötet worden.

Die Stationierung schwerer Waffen nahe dem ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja bestritt das russische Verteidigungsministerium. "Russische Truppen haben weder auf dem Gebiet des Kraftwerks noch in umliegenden Gebieten schwere Waffen. Dort sind nur Wachmannschaften", erklärte das Ministerium. Das Ministerium warf Kiew vor, eine "Provokation" an dem AKW während des Ukraine-Besuchs von Guterres vorzubereiten, um Moskau anschließend die "Schaffung einer menschengemachten Katastrophe" vorwerfen zu können.

Das Verteidigungsministerium erklärte, die Ukraine habe Truppen in das Gebiet entsandt und plane, am Freitag von der Stadt Nikopol aus einen Artillerieangriff auf das Atomkraftwerk zu starten, während Guterres die Stadt Odessa besucht. "Die Verantwortung für die Konsequenzen" solle dann "den russischen Streitkräften" zugeschoben werden.

Quelle: ntv.de, chl/ghö/dpa/AFP

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