Putin streitet Vorgänge nicht ab Ukraine: Nordkoreanische Soldaten in russischer Region Kursk
24.10.2024, 19:08 Uhr Artikel anhören
Kremlchef Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un haben im Juni gegenseitigen militärischen Beistand vereinbart, wenn eines der beiden Länder angegriffen wird. (Archivbild)
(Foto: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kr)
Die von Pjöngjang nach Russland entsandten Soldaten könnten bald zum Einsatz kommen: Der ukrainische Militärgeheimdienst teilt mit, die ersten nordkoreanischen Einheiten seien in der Region Kursk "im Kampfgebiet angekommen". Erstmals streitet Wladimir Putin Nordkoreas Truppen im eigenen Land nicht ab.
Ukrainischen Geheimdienstangaben zufolge sind nordkoreanische Soldaten bereits in der an die Ukraine grenzenden russischen Region Kursk stationiert worden. "Die ersten Einheiten der nordkoreanischen Armee, die auf Übungsplätzen im Osten Russlands trainiert wurden, sind schon im Kampfgebiet angekommen", erklärte der ukrainische Militärgeheimdienst. Ihr Auftauchen sei am Mittwoch in der Region Kursk registriert worden, hieß es weiter. Die Ukraine hatte im August eine Bodenoffensive in Kursk begonnen. Sie hält laut eigenen Angaben mehrere hundert Quadratkilometer besetzt. Die russischen Truppen begannen im September eine Gegenoffensive.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat unterdessen eine Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland nicht abgestritten. "Russland hat nie daran gezweifelt, dass es der Demokratischen Volksrepublik Korea mit der Zusammenarbeit mit Russland ernst ist, wir arbeiten mit unseren nordkoreanischen Freunden zusammen", sagte Putin im russischen Kasan auf Nachfrage von Journalisten. "Was wir tun, ist unsere Sache", erklärte er dort nach dem BRICS-Gipfel bei einer Pressekonferenz.
In Russland trainieren nach Angaben der US-Regierung derzeit mindestens 3000 nordkoreanische Soldaten. "Wir gehen davon aus, dass Nordkorea zwischen Anfang und Mitte Oktober mindestens 3000 Soldaten in den Osten Russlands verlegt hat", hatte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, John Kirby, am Mittwoch gesagt. Das Auswärtige Amt bestellte angesichts der Berichte den nordkoreanischen Geschäftsträger in Berlin ein. Die Truppen seien per Schiff von Nordkorea nach Wladiwostok gereist und dann zu "mehreren russischen Militärausbildungsstätten im Osten Russlands, wo sie derzeit ausgebildet werden", fuhr Kirby fort. "Wir wissen noch nicht, ob diese Soldaten an der Seite des russischen Militärs in den Kampf ziehen werden", sagte er weiter. Wenn diese nordkoreanischen Soldaten aber beschlössen, "sich dem Kampf gegen die Ukraine anzuschließen, werden sie zu legitimen militärischen Zielen".
Moskau schließt strategische Partnerschaft mit Pjöngjang
Kurz zuvor hatten auch die NATO und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten in Russland bestätigt. Austin sagte in einer von der "Washington Post" veröffentlichten Videoaufnahme, es "liegen uns Beweise vor, dass da nordkoreanische Soldaten sind, die (...) nach Russland gegangen sind". Was genau sie da täten, müsse abgewartet werden. Der südkoreanische Geheimdienst hatte am Freitag mitgeteilt, es seien 1500 nordkoreanische Soldaten nach Russland verlegt worden. Demnach absolvieren sie ein Training im Osten Russlands und sollen anschließend an die Front in die Ukraine geschickt werden. Am Mittwoch gab der südkoreanische Geheimdienst bekannt, dass 1500 weitere Soldaten aus Nordkorea nach Russland entsandt worden seien. Laut Schätzungen aus Seoul könnte Pjöngjang insgesamt rund 12.000 Soldaten schicken.
Nordkorea und Russland haben in den vergangenen Jahren ihre militärischen Beziehungen ausgebaut. Laut Experten setzt Russland in der Ukraine unter anderem nordkoreanische Raketen ein, was beide Seiten jedoch bestreiten.
Inmitten westlicher Besorgnis über die Vorgänge hat das Abgeordnetenhaus in Moskau ein Abkommen zur strategischen Partnerschaft mit Pjöngjang gebilligt. Die Duma stimmte am heutigen Donnerstag dem Vertrag einstimmig zu. Dessen wichtigster Punkt ist die gegenseitige "sofortige militärische Unterstützung" im Falle eines Angriffs auf Nordkorea oder Russland. Nun muss noch das russische Oberhaus zustimmen, was als Formsache gilt. Das Abkommen war im Juni von Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Pjöngjang unterzeichnet worden.
Quelle: ntv.de, dbe/AFP