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Liste von Reporter ohne Grenzen Ukraine macht bei Pressefreiheit Sprung nach vorne

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Lange Zeiten konnten Journalisten unter Schutzmaßnahmen von der Front berichten.

Lange Zeiten konnten Journalisten unter Schutzmaßnahmen von der Front berichten.

(Foto: IMAGO/Ukrinform)

Einfluss von Oligarchen, Angriffe auf Journalisten und wirtschaftliche Instabilität von Medienunternehmen: In Bezug auf Pressefreiheit kämpft die Ukraine seit Langem mit Problemen. In der "Rangliste der Pressefreiheit" macht das Land jetzt allerdings viel Boden gut.

Seit der großangelegten russischen Invasion im Februar 2022 steht vermutlich kein anderes Land der Welt so sehr im medialen Fokus wie die Ukraine - zumindest im Westen. Obwohl diese bereits seit 2014 durch Truppen aus Russland angegriffen wird, hat das Interesse erst seit dem Großangriff so richtig zugenommen. Hunderte Journalisten aus aller Welt befinden sich seitdem in dem Land, viele verloren bei der Berichterstattung über Kämpfe schon ihr Leben. Die Ukraine selbst gewährte den Medienschaffenden lange viele Freiheiten - natürlich - denn sie hat ein Interesse daran, dass über die Gräuel, welche der russische Angriff mit sich bringt, berichtet wird. In Bezug auf Pressefreiheit gab es allerdings auch Nachholbedarf. Mittlerweile soll sich einiges gebessert haben.

2022 belegte das Land in der Rangliste von "Reporter ohne Grenzen" nur Platz 106. In einer Analyse der Bundeszentrale für politische Bildung von 2019 heißt es: "Im Bereich der traditionellen Medien (Fernsehen, Radio, Zeitungen) beschränkt sich der Medienpluralismus weitgehend auf die Interessen der Medienbesitzer – das sind vor allem einflussreiche ukrainische Geschäftsleute und Politiker (oder ihre Mitarbeiter) –, die ihre Medien für politische Zwecke einsetzen. Das reduziert die Chancen unabhängiger Politiker, sich in den führenden Medien zu präsentieren." Die Unterfinanzierung der öffentlichen-rechtlichen Medienanstalt und die andauernden gewalttätigen Angriffe auf Journalisten wurden als weitere Probleme identifiziert, welche die Freiheit der Medien beeinträchtigten.

Einfluss von Oligarchen soll gesunken sein

In der jetzt veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" hat sich die Ukraine jedoch bemerkenswert verbessert: Mittlerweile ist sie auf Rang 79 vorgerückt, was eine Verbesserung um ganze 27 Plätze im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Die Organisation schreibt dazu: "Dies liegt vor allem an der wirtschaftlichen Stabilisierung der meisten Medien. Zudem konnte der Einfluss von Oligarchen auf den Journalismus zurückgedrängt werden."

In der Kategorie Sicherheit allerdings - und das ist wenig überraschend - belegt die Ukraine weltweit den vorletzten Platz. Ursächlich dafür sind laut "Reporter ohne Grenzen" russische Kriegsverbrechen gegen Medienschaffende. Erst vor rund einer Woche soll ein ukrainischer Korrespondent der italienischen Zeitung "La Repubblica" in Cherson durch Schüsse getötet worden sein. Sein Kollege konnte verletzt flüchten.

ntv-Korrespondent Gordian Fritz sagte, die Ukraine habe seit Kriegsbeginn über 15.000 ausländische Journalisten akkreditiert. Sie werden bei ihren Einsätzen an der Front teilweise vom ukrainischen Militär beschützt - eine "enorme Herausforderung", wie Presseoffiziere sagten. Kürzlich sorgte jedoch für Aufregung, dass die gesamte Frontlinie zur "Roten Zone" erklärt und gesperrt wurde, was laut Fritz "die Berichterstattung deutlich erschwert".

Medienschaffende flüchten aus Russland

Ein verheerendes Urteil fällt "Reporter ohne Grenzen" über das Reich des russischen Präsidenten Putin. In der Liste verschlechterte sich Russland um neun Plätze und liegt jetzt auf Rang 164. "Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wurden fast sämtliche unabhängigen Medien verboten, blockiert und als sogenannte ausländische Agenten eingestuft. Für die Verbreitung angeblicher Falschnachrichten über die russischen Streitkräfte drohen Medienschaffenden bis zu 15 Jahre Haft", heißt es von der Organisation. Etwa tausend von ihnen hätten das Land bereits verlassen.

Die Inhaftierung des US-amerikanischen Journalisten Evan Gershkovich zeige zudem, dass auch ausländische Korrespondenten nicht mehr vor strafrechtlicher Verfolgung sicher seien. Die russischen Behörden werfen ihm Spionage vor.

Quelle: ntv.de, rog

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