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US-Reporter drohen 20 Jahre Haft Gershkovich betritt Glaskasten in Moskauer Gericht

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Etwas blass, aber er steht aufrecht.

Etwas blass, aber er steht aufrecht.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Laut Bericht einer Reporterin vor Ort macht Evan Gershkovich einen entschlossenen Eindruck und lächelt. Erstmals erscheint er vor Gericht in Moskau. Es geht um viel für den US-Journalisten: Die russischen Behörden werfen ihm Spionage vor - eine äußerst heikle Thematik.

Der wegen angeblicher Spionage in Russland festgenommene US-Journalist Evan Gershkovich ist mit einer Beschwerde gegen seine Inhaftierung vor Gericht gescheitert. Das Stadtgericht in Moskau lehnte den Antrag der Verteidigung, den Korrespondenten der renommierten US-Zeitung "Wall Street Journal" auf freien Fuß zu setzen, ab. Es bestätigte damit die zunächst bis zum 29. Mai angesetzte Untersuchungshaft, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.

Gershkovichs Anwältin Tatjana Noschkina sagte, dass der 32-Jährige die Anschuldigungen von sich weise. Am Montag hatte US-Botschafterin Lynne Tracy den Reporter erstmals seit der Festnahme Ende März im berüchtigten Lefortowo-Gefängnis in Moskau besucht. "Er fühlt sich gut und bleibt stark", teilte die Diplomatin auf dem Botschafts-Twitter-Kanal mit. Gleichzeitig bekräftigte sie die Forderung nach "sofortiger Freilassung" des Journalisten.

Bei dem heutigen Gerichtstermin lächelte Gershkovich und machte einen entschlossenen Eindruck, wie eine AFP-Reporterin berichtete. In dem Glaskasten, in den in Russland Beschuldigte geführt werden, schaute er mit verschränkten Armen den Reportern zu, die Aufnahmen von ihm machten.

Biden: Festnahme ist "völlig illegal"

Der Korrespondent wurde Ende März in der Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen. Laut FSB soll er geheime Informationen für US-Stellen gesammelt haben. Die US-Zeitung hatte dies zurückgewiesen und betont, dass Gershkovich mit seiner Akkreditierung des russischen Außenministeriums seiner journalistischen Arbeit nachgegangen sei.

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Bei einer Verurteilung drohen dem Mann mit russischen Wurzeln bis zu 20 Jahre Haft. Der Fall belastet die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Washington und Moskau weiter. Moskau allerdings beharrt auf Gershkovichs Schuld. Er sei beim Spionieren im Auftrag der US-Regierung auf "frischer Tat ertappt" worden, behauptete Kremlsprecher Dmitri Peskow. Das Weiße Haus weist diese durch nichts belegten Vorwürfe zurück.

US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Festnahme Gershkovichs kürzlich als "völlig illegal". Die Inhaftierung des "Wall Street Journal"-Reporters "überschreitet die Grenzen", sagte er. Die Spitzenvertreter der Demokraten und Republikaner im US-Senat haben zudem in einer gemeinsamen Erklärung die Festnahme Gershkovichs verurteilt und seine sofortige Freilassung verlangt.

Quelle: ntv.de, mpe/AFP/dpa

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