Selenskyj sagt Reisen ab Ukrainer verlassen einzelne Positionen an Charkiw-Front
15.05.2024, 11:20 Uhr Artikel anhören
Die russische Offensive auf den Nordosten der Ukraine zwingt die Verteidiger, sich an einigen Stellen zurückzuziehen. Die Armeespitze will dadurch das Leben der Soldaten retten. Präsident Selenskyj, der eigentlich ins Ausland wollte, cancelt seine Reisepläne.
Angesichts der jüngsten russischen Offensive in der ostukrainischen Region Charkiw hat die ukrainische Armee dort eigenen Angaben zufolge Soldaten von einzelnen Positionen abziehen müssen. "Infolge von Kampf- und Offensivhandlungen des Gegners haben unsere Einheiten an bestimmten Abschnitten in den Gebieten Lukjanzi und Wowtschansk ein Manöver durchgeführt und sich in vorteilhaftere Positionen begeben, um das Leben unserer Soldaten zu retten und um Verluste zu vermeiden", teilte der ukrainische Generalstab in der Nacht mit. In der Mitteilung auf Facebook hieß es aber auch: "Die Kämpfe dauern an."
Russland hatte in der vergangenen Woche in der Grenzregion mit einer neuen Offensive auf Charkiw begonnen. Infolgedessen besetzten russische Truppen auch mehrere ukrainische Dörfer. Für die Ukraine, die sich angesichts stockender westlicher Hilfen derzeit in einer besonders schweren Lage befindet, geht es nun darum, eine Ausweitung der Front zu verhindern.
Moskau verkündet Eroberung weiterer Dörfer
Das russische Militär behauptet, in der Region zwei weitere Ortschaften erobert zu haben. Die Truppen hätten die Kontrolle über Hlyboke und Lukianzi übernommen, teilt das Verteidigungsministerium im Moskau mit. Zudem seien die russischen Streitkräfte auch in der südlichen Region Saporischschja vorgerückt und hätten dort die Ortschaft Robotyne eingenommen. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gibt es dafür bisher jedoch nicht.
Bereits am Dienstag hatte Moskau die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Region gemeldet. Die nur etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Russland gelegene Stadt Charkiw wurde in den vergangenen Monaten verstärkt beschossen. Auch um die Orte Lukjanzi und Wowtschansk wurde erbittert gekämpft. Beide liegen rund 30 Kilometer voneinander entfernt und befinden sich nahe der russischen Grenze.
Polizei: Russische Truppen dringen in Wowtschansk ein
In Wowtschansk geraten die Verteidiger nach eigenen Angaben zunehmend unter Druck. "Die Lage ist äußerst schwierig", erklärt der örtliche Polizeichef Olexij Charkiwskyj auf Facebook. Russische Truppen hätten Stellungen in den Straßen der Stadt bezogen. Die Kämpfe seien heftig. Auch der ukrainische Generalstab erklärte, die Lage in der Region sei "nach wie vor schwierig". Jedoch werde es die Armee "den russischen Besatzern nicht erlauben, Fuß zu fassen". Kiew hat Verstärkung in das Gebiet entsandt, um einen Durchbruch Russlands zu verhindern.
Angesichts der neuen Offensive der russischen Invasionstruppen sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen für Freitag geplanten Besuch in Spanien ab, auch der Besuch in Portugal fällt aus. "Wolodymyr Selenskyj hat die Anweisung gegeben, alle internationalen Veranstaltungen mit seiner Beteiligung für die kommenden Tage zu verschieben", teilte sein Sprecher Serhij Nykyforow auf Facebook mit. Für die abgesagten Reisen sollen demnach nun neue Termine gefunden werden. Nykyforow verwies auch auf die schwere Lage der ukrainischen Armee in Charkiw. Selenskyj sollte bei dem Besuch in Madrid gemeinsam mit dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez ein bilaterales Sicherheitsabkommen unterzeichnen. Auch ein Treffen mit König Felipe war geplant.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/rts/AFP