Gefangen im Separatistengebiet Hunderten Asowstal-Kämpfern droht Todesstrafe
02.06.2022, 13:21 Uhr (aktualisiert)
Die Kriegsgefangenen aus dem Asow-Stahlwerk wurden ins Gebiet der russischen Separatisten gebracht.
(Foto: IMAGO/SNA)
Das Asow-Stahlwerk gilt lange als letzte Bastion Mariupols, ehe es die Russen Mitte Mai einnehmen. Den ukrainischen Kämpfer, die sich anschließend ergeben und in Kriegsgefangenschaft gehen, droht sogar die Todesstrafe.
Ukrainischen Soldaten des Asow-Regiments, die sich im ostukrainischen Mariupol ergeben haben, droht nach den Worten eines führenden Vertreters der pro-russischen Separatisten die Todesstrafe. Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitierte Jurij Sirowatko, den Justizminister der selbst ernannten Volksrepublik Donezk, mit der Aussage, für die "Straftaten", die den Kämpfern vorgeworfen würden, "haben wir die schwerste Strafe: die Todesstrafe".
Alle "Kriegsgefangenen" befänden sich auf dem "Gebiet der DNR" - also der selbst ernannten Volksrepublik. Darunter seien 2300 Kämpfer aus dem Asow-Stahlwerk. Sirowatko ergänzte, das Asow-Regiment werde "als terroristische Organisation betrachtet", gegen alle ihm angehörigen Kämpfer werde "strafrechtlich ermittelt". Das Oberste Gericht Russlands muss noch entscheiden, ob das Asow-Regiment als terroristische Organisation eingestuft werden soll. Alleine für die Mitgliedschaft drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Derartige Forderungen waren bereits aus Moskau verkündet worden. Der Vorsitzende des Außenausschusses der Duma und Unterhändler bei Verhandlungen mit der Ukraine, Leonid Slutski, nannte die Asow-Kämpfer "Tiere in Menschengestalt". Auch er forderte für sie die Todesstrafe.
Scholz und Macron baten um Freilassung
Hunderte ukrainische Kämpfer, die die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer verteidigten, hatten sich zwischen dem 16. und 20. Mai ergeben, nachdem sie wochenlang in den unterirdischen Tunnels des Asow-Stahlwerks ausgeharrt hatten. Unter ihnen waren Mitglieder des Asow-Regiments, einer früheren paramilitärischen Einheit, die später in die ukrainische Armee integriert wurde.
Das Asow-Regiment hatte früher Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen, die russische Regierung bezeichnet es bis heute als "Neonazi-Organisation". Die Regierung in Kiew hat mehrfach erklärt, die Asow-Kämpfer gegen russische Kriegsgefangene austauschen zu wollen. Moskau erklärte hingegen, die ukrainischen Kämpfer sollten vor Gericht gestellt werden. Am Samstag hatten Bundeskanzler Olaf Scholz und der französische Präsident Emmanuel Macron in einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Freilassung der gefangenen Kämpfer aus dem Asow-Stahlwerk gefordert.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 31. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mba