"Alarmstufe dreimal Rot" Ukrainischer Botschafter: Einmarsch droht
17.11.2021, 10:49 Uhr
Melnyk ist seit 2014 Botschafter in Deutschland.
(Foto: picture alliance / photothek)
Die NATO warnt Moskau angesichts russischer Truppenbewegungen an der Grenze zur Ukraine. Der ukrainische Botschafter in Berlin sagt, nie seit der Besetzung der Krim sei die Einmarschgefahr größer gewesen. An die Ampelparteien hat er Forderungen.
Der ukrainische Botschafter in Berlin warnt angesichts von russischen Truppenbewegungen an der Grenze zur Ukraine vor dem wachsenden Risiko einer Invasion. "Noch nie seit 2014, als die Russen die Krim und Teile der Ostukraine mit Waffengewalt besetzt haben, war die Gefahr eines neuen, groß angelegten Einmarsches akuter als dieser Tage", sagte Andrij Melnyk den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Bei uns herrscht Alarmstufe dreimal Rot."
Die ukrainischen und die westlichen Nachrichtendienste hätten seit Tagen eine massive Verstärkung der russischen Truppenkonzentration beobachtet, betonte er. "Vor der Ostgrenze der Ukraine und im besetzten Donbass haben die Russen rund 114.00 Soldaten. Auf der okkupierten Krim sind rund 32.000 Kräfte stationiert, auch in Belarus sind es wohl mehrere Tausend."
Melnyk nannte es beunruhigend, dass das russische Militär nach den letzten großen Manövern im April und im Herbst schwere Waffen zurückgelassen habe. "Es befinden sich zum Beispiel Artillerie, Panzer, Raketensysteme und Mehrfachraketenwerfer zum großen Teil entlang der Ostgrenze. Insgesamt über 30 taktische Bataillonsgruppen sind in ständiger Alarmbereitschaft knapp 250 Kilometer von der ukrainischen Grenze auf russischem Boden." Zusätzliche Truppen könnten innerhalb weniger Tage für einen Angriff zurückbeordert werden, so der ukrainische Botschafter.
In Richtung der Ampelparteien und damit der wahrscheinlich neuen Bundesregierung appellierte Melnyk im Namen seiner Regierung: "Senden Sie harte Signale an Putin, dass er mit seiner Destabilisierungstaktik und seinen Erpressungsversuchen - seien es Gaslieferungen, Migranten oder Truppenverlegungen - keinen Erfolg hat." Das Koalitionsabkommen müsste viel schärfere Sanktionsforderungen wie das Embargo von russischen Öl- und Gasimporten beinhalten, erklärte er. Auch Nord Stream 2 als Hauptwaffe des Kreml solle für immer gestoppt werden. "Das würde Putin zum Nachdenken bringen."
Quelle: ntv.de, mpe