Sanitäter und Unifil-Soldaten Unbeteiligte geraten im Libanon ins Kreuzfeuer
22.11.2024, 19:42 Uhr Artikel anhören
Das Feuer ist bei einem israelischen Angriff in Beirut ausgebrochen.
(Foto: dpa)
Das Kampfgeschehen im Libanon tobt und auch Unbeteiligte leiden darunter. Das örtliche Gesundheitsministerium meldet den Tod von fünf Rettungssanitätern bei israelischen Angriffen. Bei einem anderen Angriff werden vier Unifil-Soldaten verletzt - vermutlich von Hisbollah-Raketen.
Bei zwei israelischen Luftschlägen im Süden des Libanon sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Beirut fünf Rettungssanitäter getötet worden. Das libanesische Gesundheitsministerium verurteilte die Angriffe als Verletzung des Völkerrechts. Die israelischen Streitkräfte teilten auf Nachfrage mit, die Angelegenheit zu prüfen.
Einer der Angriffe soll sich im Bezirk Dschasin ereignet haben. Dabei seien drei Sanitäter getötet und drei weitere verletzt worden. Bei einem weiteren Angriff südlich der Küstenstadt Tyros, bei dem ein Rettungswagen eines der Hisbollah nahestehenden Gesundheitsdiensts angegriffen wurde, seien zwei Sanitäter gestorben, so die Mitteilung.
Einem Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge wurden seit Beginn des Gazakriegs beinahe 230 Mitarbeiter im Gesundheitswesen im Libanon getötet. Die meisten seien seit Eskalation der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah Ende September ums Leben gekommen. Der WHO-Repräsentant im Libanon, Abdinasir Abubakar, bezeichnete dies als "äußerst besorgniserregendes Muster" und betonte, dass "der Entzug des Zugangs zu lebensrettender Versorgung für Zivilisten und die gezielte Bekämpfung von Gesundheitsdienstleistern einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht darstellt".
Italienische Soldaten verletzt
Auch wurden vier italienische Soldaten der UN-Friedenstruppe im Libanon (Unifil) der italienischen Regierung zufolge bei einem Raketenangriff leicht verletzt. Sie habe "mit großer Empörung und Besorgnis" von den neuen Angriffen auf das italienische Unifil-Hauptquartier im Süden des Libanon erfahren, erklärte Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni.
Die Angriffe seien "inakzeptabel", betonte Meloni und forderte alle Seiten auf, "jederzeit die Sicherheit der Unifil-Soldaten zu gewährleisten und zusammenzuarbeiten, um die Verantwortlichen schnell zu ermitteln". Meloni nannte keine Verantwortlichen. Italiens Außenminister Antonio Tajani erklärte vor Journalisten, dass vermutlich die pro-iranische Hisbollah-Miliz hinter den Raketenangriffen stehe. Es handele sich "um zwei Raketen, die allem Anschein nach von der Hisbollah abgeschossen wurden", erklärte Tajani. Ein Außenamtssprecher erklärte, Italien werde eine Untersuchung durch die Unifil abwarten.
Nach Angaben des italienischen Verteidigungsministers Guido Crosetto wurden die Soldaten auf dem Stützpunkt in Schamaa im Südlibanon von Glassplittern verletzt, als bei dem Beschuss Fensterscheiben zerbrachen. Crosetto sagte, er werde mit dem neuen israelischen Verteidigungsminister Israel Katz sprechen und ihn bitten, "die Unifil-Basen nicht als Schutzschild zu nutzen". Noch weniger tolerierbar sei allerdings "die Präsenz von Terroristen im Südlibanon, die die Sicherheit der Blauhelme und der Zivilbevölkerung gefährden", fügte er hinzu.
Dritter Angriff auf Unifil-Stützpunkt
Nach Unifil-Angaben schlugen zwei Raketen im Hauptquartier des Sektors West in Schamaa ein, das etwa fünf Kilometer von der israelischen Grenze entfernt liegt. Das Dorf Schamaa ist seit rund einer Woche Schauplatz von Kämpfen zwischen israelischen Truppen und Hisbollah-Kämpfern. Es handele sich bereits um den dritten Angriff auf diesen Unifil-Stützpunkt binnen einer Woche, hieß es. Die vier Blauhelme seien nicht in Lebensgefahr und würden im Krankenhaus des Stützpunktes behandelt.
Die Hisbollah-Miliz erklärte ihrerseits, ihre Kämpfer hätten "eine Ansammlung feindlicher israelischer Truppen in Schamaa mit einer Raketensalve getroffen". In den vergangenen Wochen sind Soldaten der Beobachtermission bei den Kämpfen zwischen den israelischen Streitkräften und der mit dem Iran verbündeten Hisbollah immer wieder zwischen die Fronten geraten. Unifil erinnerte nach kürzlichen Angriffen "alle Akteure" daran, die anhaltenden Feindseligkeiten einzustellen. Angriffe gegen die Friedenstruppen stellten einen Verstoß gegen das Völkerrecht und gegen die UN-Resolution 1701 dar.
Quelle: ntv.de, toh/dpa/AFP