Aufnahme aus griechischen Lagern Unionspolitiker wollen Migrantenkinder holen
06.04.2020, 10:23 Uhr
Die 50 Unionsabgeordneten halten die Aufnahme geflüchteter Kinder für "dringend geboten".
(Foto: picture alliance/dpa)
Viele Migrantenlager in Griechenland sind hoffnungslos überfüllt. Angesichts der Situation fordern mehrere Unionsabgeordnete, dort lebende Kinder auf andere EU-Länder zu verteilen. Als Argument führen die Politiker auch die Ausbreitung des Coronavirus an.
Eine Gruppe von gut 50 Unionsabgeordneten hat an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appelliert, Kinder aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln in anderen EU-Ländern unterzubringen. "In Anbetracht der weltweit rasanten Ausbreitung des Coronavirus ist eine umgehende Aufnahme" geflüchteter Kinder "dringend geboten", heißt es in dem Schreiben.
"Die dramatische Lage in den Flüchtlingslagern in Griechenland kann uns alle in Europa nicht unberührt lassen. (...) Viele Kinder leiden unter Traumata aufgrund ihrer Kriegserfahrungen und den Zuständen in den Hotspots. Diese Situation ist inakzeptabel für uns Europäer." Mit ausdrücklicher Unterstützung von Unionsabgeordneten habe der Koalitionsausschuss jüngst vereinbart, einen humanitären Beitrag zu leisten, um insbesondere die Situation der Kinder in den Hotspots zu verbessern. Im Rahmen einer "Koalition der Willigen" auf EU-Ebene stehe Deutschland bereit, "hierbei einen angemessenen Anteil zu übernehmen".
Schutzsuchenden "droht eine Katastrophe"
Den Schutzsuchenden in den Flüchtlingslagern "droht eine Katastrophe, sobald die Erkrankung Covid-19 dort ausbricht". Die EU "befindet sich angesichts dieser katastrophalen Zustände in einer ernsthaften Bewährungsprobe". Die Staatengemeinschaft müsse "unseren Partner Griechenland bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen und entlasten". Daher stehe die Kommission "in der dringenden Verantwortung", gegebenenfalls in Absprache mit der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR es rasch zu ermöglichen, dass die Kinder aus den überfüllten Flüchtlingslagern nach Deutschland und andere bereitwillige EU-Mitgliedstaaten gebracht werden könnten.
Der Koalitionsausschuss von Union und SPD hatte angesichts der schwierigen humanitären Lage auf den griechischen Inseln im März beschlossen, im Rahmen der EU-Partnerschaft mit Griechenland, einen Anteil von insgesamt etwa 1000 bis 1500 Kindern nach Deutschland zu holen und zu betreuen. Es handelt sich laut dem Koalitionsbeschluss um Kinder, die schwer erkrankt oder unbegleitet und jünger als 14 Jahre sind.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa