Pensionierungswelle droht Verwaltungen warnen vor Personalnotstand
19.04.2017, 03:57 Uhr
Personalmangel führt zu schlangen, wie vor diesem Berliner Bürgeramt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst stehen kurz vor der Pension. Bereits heute sollen dem Staat dadurch jährlich 50 Milliarden Euro an Steuereinnahmen entgehen. Das Bundesverwaltungsamt fordert deswegen massive Neueinstellungen.
Das Bundesverwaltungsamt befürchtet einen massiven Personalnotstand im öffentlichen Dienst und fordert umfangreiche Neueinstellungen. Der öffentliche Dienst stehe vor einer "Pensionierungswelle", die ohne Gegensteuern zu einer drastischen Schrumpfung des Personalbestands führen werde, sagte der Präsident des Bundesverwaltungsamtes (BVA), Christoph Verenkotte, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er fordert "ein riesiges Einstellungsprogramm", damit in fünf bis zehn Jahren die Verwaltungen nicht kollabierten.
Nach Verenkottes Einschätzung werden wegen des absehbaren Personalmangels in Zukunft "bestimmte Dienstleistungen" gar nicht mehr angeboten, zudem werden manche Dienstleistungen "nicht mehr die gewohnte Qualität haben".
Bislang werde zu wenig gegen die demografisch bedingte Entwicklung getan, kritisierte der BVA-Chef. Im Bundeshaushalt würden nur 500 Stellen "für die vorzeitige Besetzung von durch die demographische Entwicklung ausscheidenden Beschäftigten vorgehalten", sagte er. Angesichts von 500.000 Beschäftigten in der Bundesverwaltung sei dies lediglich "Symbolik".
Die Bundesverwaltung müsse es entweder schaffen, sich deutlich effektiver unter betriebswirtschaftlichen Aspekten zu organisieren und stärker in die Digitalisierung zu investieren, "oder sie muss manche ihrer Aufgaben überdenken", warnte Verenkotte. Seiner Wahrnehmung nach "drücken sich die Verantwortlichen vor dieser Diskussion" - zumindest bislang.
Der Vorsitzende des Beamtenbundes (dbb), Klaus Dauderstädt, beklagte, es gebe bereits heute gravierende Personallücken. So sei etwa der jetzige Personalstand in der Steuerverwaltung bedenklich niedrig. "Hier fehlen rund 20 Prozent Personal, um den laufenden Steuervollzug seriös und nachhaltig umzusetzen." Jährlich gingen dem Staatshaushalt mindestens 50 Milliarden Euro Einnahmen verloren - etwa 30 Milliarden im Bereich der Einkommen- und rund 20 Milliarden bei der Umsatzsteuer. "Denn Steuerhinterziehung und Steuerflucht können nicht effektiv geahndet werden. Das ist verantwortungslos", sagte Dauderstädt.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa