Angreifer zünden Lastwagenbombe Vier Tote bei Talibanangriff auf Kabuler Hotel
01.08.2016, 10:09 Uhr
Bei dem Anschlag starben die drei Angreifer und ein Polizist.
(Foto: AP)
Taliban-Kämpfer haben mit Hilfe einer Lastwagenbombe einen Anschlag auf ein Kabuler Hotel verübt. Dabei sterben die drei Angreifer und ein Polizist. Das Hotel beherbergt vor allem Ausländer. Es ist nicht der erste Talibanangriff auf das "Northgate".
Bei einem Anschlag der radikalislamischen Taliban auf ein von Ausländern bewohntes Hotel sind in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens vier Menschen getötet worden. Unter den Opfern sind ein Polizist sowie alle drei Angreifer.
Gäste des Hotels seien nicht zu Schaden gekommen, sagte der Polizeichef der Stadt, Abdul Rahman Rahimi. Ziel des Angriffs war das "Northgate"-Hotel, ein auch von Vertragskräften des US-Militärs bewohntes Gästehaus nahe dem Flughafen. "Northgate" ist laut eigener Webseite eine Firma, die "Dienstleistungen der Lebensunterstützung für Militär und zivile Organisationen in Krisenländern" anbietet. Dazu gehöre das eigene Hotel in Kabul, das einen "sicheren Hafen" biete. Das Areal habe "diplomatischen Status". Zudem ist das Hotel massiv gesichert.
Drei Attentäter zünden Lastwagenbombe
Nach Angaben der Polizei hatten die drei Angreifer vor dem Hotel zunächst eine Lastwagenbombe gezündet. Dabei sei ein Kämpfer getötet worden. Polizeipatrouillen hätten die anderen zwei Täter davon abhalten können, auf das Hotelgelände vorzudringen. Stattdessen hätten die Taliban sich auf dem angrenzenden Containerhof verschanzt. Im Morgengrauen hätten Spezialkräfte sie dort getötet. Bei dem Angriff seien drei weitere Polizisten verwundet worden, sagte Polizeichef Rahimi. Man versuche derzeit noch herauszufinden, ob es zivile Opfer gegeben habe. Möglicherweise hätten Glassplitter Menschen verletzt.
Ein Reporter des Senders Tolo TV berichtete von Schäden an Häusern nahe dem Hotel. Ein dpa-Reporter vor Ort hatte gegen 6.00 Uhr morgens von Schusswechseln berichtet. Fünf Panzer und gepanzerte Fahrzeuge hatten die Straßensperre passiert, an der Journalisten aufgehalten wurden. Nach Medienberichten waren auch internationale Spezialkräfte vor Ort. Die massive Explosion war kilometerweit zu spüren. Afghanische Sicherheitskräfte sperrten alle Zufahrtsstraßen ab. Die Taliban ließen verlauten, sie hätten mehr als 100 Feinde getötet und verletzt. Sie sind allerdings für übertriebene Erfolgsmeldungen bekannt.
Ein Sprecher der Nato-Mission Resolute Support hatte bestätigte, dass es einen Angriff gegeben habe, aber keine weiteren Details genannt. Auch afghanische Sprecher von Polizei und Armee waren lange für Stellungnahmen nicht verfügbar, während die Taliban über zahlreiche Kanäle Informationen in den sozialen Medien verbreiteten. Gegen 2.00 Uhr (Ortszeit) am frühen Montagmorgen war in der Stadt zunächst eine sehr laute Explosion zu hören gewesen, berichteten viele Anwohner in sozialen Medien.
Hotel bereits zum wiederholten Mal Ziel der Taliban
Das "Northgate"-Hotel war bereits 2013 einmal angegriffen worden. Damals wurden laut einem Bericht der "New York Times" vier oder fünf Wächter des Hotels getötet sowie die fünf Angreifer. Im Januar hatten die Taliban das ebenfalls von ausländischen Vertragskräften bewohnte Camp Baron angegriffen und mindestens 30 Menschen verletzt. Bei drei weiteren großen Anschlägen sind in den vergangenen Wochen in Kabul Hunderte Menschen getötet und verletzt worden. Erst vergangene Woche waren bei einem Bombenanschlag der Terrormiliz Islamischer Staat auf eine Großdemonstration 80 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden.
Ende Juni hatten Taliban einen Polizeikonvoi angegriffen und mehr als 30 junge Rekruten getötet. Mitte Juni waren 14 internationale Sicherheitskräfte bei einem Selbstmordanschlag auf ihren Bus ums Leben gekommen. US-Truppen hatten in den vergangenen Wochen ihre Angriffe auf die Taliban ausgeweitet. Mitte Juni hatte Präsident Barack Obama US-Soldaten weiterreichende Einsatzbefugnisse erteilt. Seitdem gibt es mehrmals wöchentlich Luftangriffe auf Taliban-Stellungen.
Quelle: ntv.de, sgu/dpa/AFP