Politik

"Nach langer Krankheit" Vietnams mächtigster Politiker Trong gestorben

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Seit 13 Jahren stand Nguyen Phu Trong an der Spitze der Kommunistischen Partei Vietnams.

Seit 13 Jahren stand Nguyen Phu Trong an der Spitze der Kommunistischen Partei Vietnams.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Kein anderer Politiker in Vietnam war mächtiger als Nguyen Phu Trong. Zuletzt war der kommunistische Parteichef jedoch kaum noch in der Öffentlichkeit präsent. Eine Ausnahme bildete im Juni der Empfang für Kreml-Chef Putin in Hanoi. Jetzt ist Trong im Alter von 80 Jahren gestorben.

Der mächtigste Mann in Vietnam ist tot. Nguyen Phu Trong, langjähriger Generalsekretär der Kommunistischen Partei (KPV), sei heute im Alter von 80 Jahren "nach langer Krankheit" in einem Militärkrankenhaus gestorben, berichteten Staatsmedien unter Berufung auf die Partei. Der Politiker, der seit 2011 an der Spitze der Partei stand, litt bereits seit 2019 immer wieder unter gesundheitlichen Problemen. Damals soll er einen Schlaganfall erlitten und anschließend immer wieder mit Krankheiten gekämpft haben.

Seit Tagen kursierten in dem südostasiatischen Land Gerüchte über Trongs Gesundheitszustand. Am Donnerstag hatte die Partei mitgeteilt, Staatspräsident To Lam werde vorübergehend die Amtsgeschäfte des KPV-Chefs übernehmen. Der 67-Jährige soll diese nach Trongs Tod zunächst auch zusätzlich zu seinem Präsidentenamt weiterführen.

In diesem Jahr war Trong kaum in der Öffentlichkeit zu sehen. Im Juni hatte er allerdings noch Kreml-Chef Wladimir Putin in Hanoi empfangen. Russland und Vietnam bekräftigten bei dem Besuch, ihre strategische Partnerschaft weiter umfassend auszubauen. Wie viele Angehörige der vietnamesischen Führung hatte auch Trong in der früheren Sowjetunion studiert.

Boom und Menschenrechtsverletzungen

Trong wurde 1944 als Sohn einer Bauernfamilie in einem Vorort von Hanoi geboren. Er studierte Literatur und sozialistische Theorie und erwarb in der damaligen Sowjetunion einen Doktortitel. Seit 2011 stand er an der Spitze der Kommunistischen Partei Vietnams. Seit Jahrzehnten gab es keinen Politiker, der mächtiger war als Trong.

Drei Amtszeiten als KPV-Chef gelten als große Ausnahme, das hatte es zuvor erst zweimal in der Geschichte des Landes gegeben. Von 2018 bis 2021 war Trong zusätzlich Staatspräsident - auch das kommt nicht häufig vor. Berühmt war seine Anti-Korruptionskampagne, in deren Rahmen zahlreiche hochrangige Beamte zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden und sogar zwei Staatspräsidenten hintereinander zurücktreten mussten.

Während seiner Amtszeit setzte sich Trong unter anderem für die Stärkung der Beziehungen des Landes zu den USA ein. Nach Einschätzung der Analystin Linh Nguyen vom vietnamesischen Unternehmen Control Risks wollte Trong als jemand in Erinnerung bleiben, "der dem Volk sehr nahe steht und auf das Volk hört".

Wegen Repressionen in der Kritik

Unter seiner Führung entwickelte sich das Land zu einer der am stärksten wachsenden Märkte in Asien. Auch die Corona-Pandemie hatte die Regierung wegen raschen Eingreifens und drastischer Maßnahmen lange unter Kontrolle. Jedoch steht das Land auch immer wieder wegen massiver Repressionen in der Kritik. Beobachter erwarten nun auch eine weitere Verschlechterung der ohnehin schwierigen Menschenrechtslage unter dem Hardliner To Lam.

Mehr zum Thema

Trong hatte gleichzeitig den Ruf eines bescheidenen und respektvollen Politikers. Er war bei vielen Vietnamesen beliebt. Das Land am Mekong wird offiziell von vier "Säulen" geführt: dem KPV-Generalsekretär, dem Präsidenten, dem Ministerpräsidenten und dem Vorsitzenden der Nationalversammlung.

In den vergangenen Jahren verstärkten die Behörden ihr Vorgehen gegen Dissidenten und Aktivisten. Laut der Organisation Human Rights Watch sind in Vietnam derzeit mehr als 160 Menschen wegen der friedlichen Ausübung ihrer grundlegenden bürgerlichen und politischen Rechte inhaftiert. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 haben die Gerichte demnach mindestens 28 Menschenrechtsaktivisten zu langen Haftstrafen verurteilt.

Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen