Politik

"Vertrauen war ein Fehler"Von ICE inhaftierte Ex-Schwägerin der Trump-Sprecherin packt aus

08.12.2025, 13:41 Uhr
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Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. (Foto: AP)

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, hat einen elfjährigen Neffen. Die Mutter dieses Neffen kam vor über 25 Jahren aus Brasilien in die USA - und soll nun wieder abgeschoben werden. Sie wehrt sich gegen das Bild, dass das Weiße Haus von ihr zeichnet.

Eine Ex-Verwandte von Karoline Leavitt, der Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, hat dem Weißen Haus nach ihrer Festnahme durch die Einwanderungsbehörde ICE Manipulation und Lügen vorgeworfen. Bruna Ferreira, die einen Sohn mit Leavitts Bruder Michael hat, wurde im November von ICE-Beamten festgenommen.

Seit die Verhaftung durch Medienberichte öffentlich wurde, stellt das Weiße Haus Ferreira als abwesende Mutter dar. Die Brasilianerin, die als Kind in die USA kam, habe seit Jahren nicht mehr mit Leavitt gesprochen und nie mit ihrem Sohn zusammengelebt. Das Weiße Haus veröffentlichte außerdem eine Erklärung des Heimatschutzministeriums, in der Ferreira als "Kriminelle" bezeichnet wurde, die zuvor wegen "Körperverletzung" verhaftet worden war. Der "Washington Post" zufolge reagierte das Ministerium jedoch nicht auf wiederholte Anfragen nach entsprechenden Belegen.

Der "Post" gab Ferreira nun ein Interview, in dem sie dem Bild, dass das Weiße Haus von ihr zeichnet, vehement widerspricht. Sie habe sich explizit Leavitt als Patentante ihres Sohnes gewünscht und dafür sogar ihre eigene Schwester hintenangestellt. "Das Vertrauen war ein Fehler", sagte Ferreira dem Blatt. "Warum sie diese Geschichte erfinden, übersteigt meine kühnsten Vorstellungen."

Der Bericht, der sich auf Gespräche mit Ferreira und ihrem Anwalt, Textnachrichten ihres Ex-Partners Michael Leavitt und Gerichtsdokumente stützt, wirft Zweifel an der Darstellung der Trump-Regierung auf. Ferreira habe keine aktenkundige kriminelle Vorgeschichte, nur ein eingestelltes Verfahren aus ihrer Jugend, so ihr Anwalt. Sie sehe die Leavitt-Seite ihrer Familie regelmäßig, ihr Sohn sei an den meisten Wochenenden bei ihr und sie habe sich auch bis zu ihrer Festnahme um ihn gekümmert. Dass ihr Sohn nie mit ihr gelebt habe, sei eine "ekelhafte" Lüge, sagte Ferreira demnach.

Ferreira, die seit Langem in Massachusetts lebt, kam 1998 im Alter von sechs Jahren in die Vereinigten Staaten, um zu ihren Eltern zu ziehen, nachdem sie bei ihrer Großmutter in Brasilien aufgewachsen war. Ferreira drohte zwischenzeitlich die Abschiebung, doch 2012 wurde sie für ein Programm der Obama-Ära für undokumentierte Einwanderer, die als Kinder in die USA gekommen waren, zugelassen. Dieses Jahr nahm die Trump-Regierung Ferreiras Abschiebungsverfahren wieder auf.

Ferreira und Michael Leavitt streiten seit Jahren vor Gericht um das Sorgerecht für ihren gemeinsamen Sohn. Beide warfen sich Missbrauch und Kindesvernachlässigung vor. In den letzten zehn Jahren haben mehrere Richter das Paar dazu verurteilt, sich das Sorgerecht zu teilen und ihre Differenzen außerhalb des Gerichts beizulegen. Michael Leavitt habe des Öfteren damit gedroht, ihren unsicheren Aufenthaltsstatus gegen sie zu nutzen, sagte Ferreira laut Bericht. Leavitt bestreitet das.

Kurz vor ihrer Festnahme hatte Ferreira ihren Sohn noch zur Schule gebracht. Abholen konnte sie ihn nicht mehr, zu dieser Zeit wurde sie bereits nach Vermont gebracht - wie "Vieh", sagt sie. "Der Gedanke, dass mein Sohn an der Schule auf mich wartet und niemand da ist, um ihn abzuholen, geht mir immer wieder durch den Kopf", sagte sie laut Bericht unter Tränen. "Es ist einfach sehr bedauerlich, dass sich die Dinge so entwickelt haben."

Quelle: ntv.de, toh

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