Kein Anspruch, alles zu machen Wagenknecht will nicht Parteichefin werden
11.11.2023, 13:17 Uhr Artikel anhören
Will neue Partei, aber nicht den Vorsitz: Sahra Wagenknecht.
(Foto: picture alliance / HMB Media/Julien Becker)
Mit "Bündnis Sahra Wagenknecht" plant die Ex-Linken-Politikerin eine eigene Partei. Ob diese dann auch ihren Namen tragen wird, ist noch unklar. Eins schließt Wagenknecht aber jetzt schon aus: Sie will nicht den Vorsitz übernehmen. Sie wüsste aber schon eine passende Kandidatin.
Die frühere Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht will nicht Vorsitzende ihrer noch zu gründenden Partei werden. "Ich gehe davon aus, dass den Parteivorsitz jemand anderes macht, weil ich nicht den Anspruch habe, jetzt alles in dieser Partei zu machen und zu richten", sagte sie in der vom WDR produzierten ARD-Sendung "Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Sahra Wagenknecht". Stattdessen könne die ehemalige Linksfraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali das sehr gut machen. "Die hat ja auch Erfahrungen, auch im organisatorischen Bereich, da ist sie deutlich besser als ich", sagte Wagenknecht.
Eine Spitzenkandidatur bei der Europawahl im kommenden Jahr hielt sich Wagenknecht offen: "Es spricht viel dafür, es spricht allerdings auch manches dagegen", sagte sie. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Ihr Hauptaugenmerk gelte aber auch künftig der Bundespolitik.
Zu möglichen künftigen Koalitionspartnern sagte Wagenknecht, Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD "wäre jetzt nicht jemand, wo ich mir vorstellen könnte, dass wir da auf einen Nenner kommen". Eine Koalition mit den heutigen Grünen lehnte sie ab. "Das ist ausgeschlossen, mit denen zu koalieren."
Wagenknecht und neun weitere Abgeordnete hatten vor etwa zwei Wochen ihren Austritt aus der Partei Die Linke erklärt. Das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" plant eine Parteigründung und will damit auch in Regierungsverantwortung gehen. "Ja, natürlich! Ich möchte, dass in unserem Land eine andere Politik gemacht wird, eine, die Probleme nicht ständig nur aussitzt", antwortete Wagenknecht auf eine entsprechende Frage in der Sendung.
Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine würde Wagenknecht einen Einsatz von Altkanzler Gerhard Schröder begrüßen: "Also, ich bin dankbar für jeden, der da vermitteln kann. Und natürlich ist es sinnvoll, wenn man in einem solchen Konflikt vermittelt, dass man einen gewissen Zugang hat. Nur er müsste dann natürlich auch von der Bundesregierung eine gewisse Autorisierung bekommen."
"Wollen, dass die Wähler uns finden"
Unklar ist bislang nicht nur der Vorsitz, sondern auch der offizielle Name der noch zu gründenden Partei. Der Duisburger Bundestagsabgeordnete und Wagenknecht-Vertraute Christian Leye (ehemals Linkspartei) deutet jedoch an, wie der neue Name lauten könnte. "Ich kann mir [...] gut vorstellen, dass Sahra Wagenknecht zunächst Teil des Namens bleibt, und das ist auch richtig so", sagte Leye der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Neben politischen Gründen gebe es dafür ganz praktische Überlegungen: "Neue Parteien landen auf dem Stimmzettel immer relativ weit unten. Wir wollen, dass die Wähler uns finden und identifizieren", sagte Leye. Bislang existiert nur ein Verein unter dem Namen "BSW - Für Vernunft und Gerechtigkeit". BSW steht dabei für Bündnis Sahra Wagenknecht.
Christian Leye sitzt seit 2021 für die Linkspartei im Bundestag. Zuvor arbeitete er im Wahlkreisbüro von Sahra Wagenknecht und führte den NRW-Landesverband. Im Oktober gab er zusammen mit weiteren Abgeordneten den Austritt aus der Linkspartei bekannt. In der neuen Partei von Wagenknecht soll der 42-Jährige ihr Stellvertreter werden.
Quelle: ntv.de, hny/dpa/AFP