RTL/ntv-Trendbarometer Mehrheit glaubt nicht, dass sich Wagenknecht etablieren kann
10.11.2023, 06:06 Uhr Artikel anhören
Die neue Wagenknecht-Partei will im kommenden Jahr bei der Europawahl und mehreren Landtagswahlen antreten.
(Foto: dpa)
Lange wurde gerätselt, ob Sahra Wagenknecht die Linkspartei verlässt und eine eigene Gruppierung gründet. Im Januar soll es nun so weit sein. Doch eine Mehrheit würde die neue Partei nicht wählen - und traut der Politikerin auch sonst nicht viel zu.
Eine Mehrheit der Bundesbürger glaubt nicht, dass sich die neue Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht" auf Dauer in der deutschen Parteienlandschaft behaupten kann. Laut RTL/ntv-Trendbarometer äußern sich 54 Prozent entsprechend. Nur etwas mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) ist der Meinung, dass sich die Partei etablieren wird. Überdurchschnittlich häufig sind die Ostdeutschen (48 Prozent) sowie die Anhänger der AfD (50 Prozent) von einem dauerhaften Verbleib des "BSW" in der deutschen Parteienlandschaft überzeugt. Von den Anhängern der Linkspartei glauben dies nur 29 Prozent.
Zudem zweifelt ein Großteil der Menschen in Deutschland an der politischen Kompetenz der Ex-Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Etwa drei Viertel der Befragten (72 Prozent) trauen ihr nicht zu, mit den vielfältigen Problemen in Deutschland fertig zu werden. Nur etwa ein Viertel der Befragten (23 Prozent) hält sie für kompetent genug, viele der aktuellen Probleme zu lösen. Überdurchschnittlich häufig sagen das auch die Ostdeutschen (39 Prozent) und die Anhänger der AfD (49 Prozent), aber auch die Anhänger der Linkspartei (43 Prozent).
Im wöchentlich erhobenen RTL/ntv-Trendbarometer schneiden andere Parteien allerdings noch schlechter ab. Auf die Frage nach der Partei, die Deutschlands Probleme am ehesten lösen könne, nennen in der jüngsten Erhebung 15 Prozent CDU und CSU, 8 Prozent die SPD und 7 Prozent die Grünen. Die AfD nennen 8 Prozent, bei der FDP sind es 2 Prozent. Die große Mehrheit (57 Prozent) votiert für keine Partei. Allerdings ist die Frage bei der wöchentlichen Erhebung offen gestellt, während es in der aktuellen Umfrage nur um die Wagenknecht-Partei geht. Die Zahlen sind daher nicht direkt miteinander vergleichbar.
Mehrheit würde Wagenknecht nicht wählen
Eine von Wagenknecht geführte Partei würde die große Mehrheit von 75 Prozent der Wahlberechtigten aktuell eher nicht oder auf keinen Fall wählen. Laut Trendbarometer würden gerade einmal drei Prozent der Wahlberechtigten "auf jeden Fall" der Partei ihre Stimme geben. 18 Prozent könnten sich "vielleicht" ein Kreuz bei Wagenknecht vorstellen.
"Auf jeden Fall" würden am ehesten die jetzigen Anhänger der Linken (13 Prozent) und Anhänger einer der kleinen Splitterparteien (17 Prozent) eine Wagenknecht-Partei wählen. "Vielleicht" würden hier 38 beziehungsweise 33 Prozent ihr Kreuz machen. Von den AfD-Anhängern würden derzeit 9 Prozent "auf jeden Fall" der Wagenknecht-Partei die Stimme geben ("Vielleicht": 35 Prozent), von den Ostdeutschen 6 Prozent ("Vielleicht": 31 Prozent).
Wagenknecht und neun weitere Abgeordnete der Linken hatten vor mehr als zwei Wochen ihren Austritt aus der Partei erklärt und ein Konkurrenzprojekt angekündigt. Die neue Partei soll im kommenden Januar gegründet werden und 2024 bei der Europawahl und mehreren Landtagswahlen antreten.
Wenig Wissen über Wagenknechts Ziele
Der geringe Zuspruch zur geplanten Partei könnte mit dem geringen Wissen über deren Ziele zusammenhängen. So weiß gerade mal ein Viertel der Bundesbürger (24 Prozent), welche Vorstellungen und Ziele das "Bündnis Sahra Wagenknecht" zur Wirtschafts-, Sozial-, Außen- oder Klimaschutzpolitik hat. Der großen Mehrheit hingegen (74 Prozent) ist dies nicht genau bekannt. Mit 38 Prozent geben die Anhänger der Linkspartei an, die politischen Vorstellungen und Ziele der neuen Partei zu kennen. Bei Ost- und Westdeutschen sowie den Anhängern der anderen Parteien liegt dieser Wert zwischen 22 und 29 Prozent.
Wagenknecht möchte unter anderem die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland wiederbeleben und wieder wie vor dem Überfall auf die Ukraine billiges Gas aus Russland beziehen. Dies findet nur eine Minderheit der Bürger (26 Prozent) gut. Deutlich mehr Bürger (69 Prozent) fänden eine solche Annäherung an Russland nicht gut. Mehrheitlich gut fänden einen solchen Kurs gegenüber Russland lediglich die Ostdeutschen (51 Prozent) und vor allem die Anhänger der AfD (73 Prozent).
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat für das RTL/ntv-Trendbarometer am 7. und 8. November 1001 Menschen in Deutschland befragt. Die statistische Fehlertoleranz beträgt plus/minus 3 Prozentpunkte.
Quelle: ntv.de, mli