Politik

Interview über Kriegserfahrungen Wagner-Kämpfer: Wer zögert, wird erschossen

Zwei Wagner-Söldner in Donezk (Archivbild).

Zwei Wagner-Söldner in Donezk (Archivbild).

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Sie seien von Wagner-Chef Prigoschin persönlich aus dem Gefängnis geholt worden, um in der Ukraine zu kämpfen: Zwei Söldner in Kriegsgefangenschaft geben dem US-Sender CNN ein ausführliches Interview. Sie beschreiben ein gnadenloses Regiment, das Befehlsverweigerung mit dem Tod bestraft.

Zwei festgenommene Kämpfer der russischen Söldner-Truppe Wagner haben über ihre Erfahrungen auf dem Schlachtfeld in der Ostukraine berichtet. Wer Anweisungen der Befehlshaber verweigere, werde erschossen, sagten die Männer dem US-Sender CNN. "Unserem Kommandeur wurde gesagt, dass jeder, der kalte Füße bekommt, eliminiert werden muss. Und wenn wir ihn nicht eliminieren, werden wir eliminiert, weil wir ihn nicht eliminiert haben."

Einer der Kämpfer habe zu einer Kompanie von 90 Mann gehört. "60 starben bei dem ersten Angriff, getötet durch Mörserfeuer. Eine Handvoll blieb verwundet", sagte er im Interview. "Wenn eine Gruppe erfolglos ist, wird sofort eine andere geschickt. Wenn die zweite erfolglos ist, schicken sie eine weitere Gruppe."

Der andere Kämpfer sei an einem fünf Tage dauernden Angriff durch einen Wald in der Nähe der Stadt Lyssytschansk an der Grenze zwischen Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine beteiligt gewesen. "Die ersten Schritte in den Wald waren wegen der vielen verstreuten Landminen schwierig. Von zehn Männern waren sieben sofort tot", sagte er. "Den Verwundeten kann man nicht helfen. Die Ukrainer feuerten heftig auf uns, und selbst wenn sie nur leichte Wunden hatten, musste man weitergehen, sonst wurde man selbst vom Feuer getroffen."

"Menschen sterben direkt neben mir"

Im Krieg hätten die Männer grausame Erfahrungen gemacht. "Menschen sterben direkt neben mir, beten zu Gott, betteln um Wasser. Du denkst, du kannst deine Waffe weglegen und es wird nichts weiter passieren. Und dann geht der Kampf zehn Minuten später wieder los", sagte einer von ihnen. Die Kämpfer hätten vor der Wahl gestanden, durch verminte Felder zulaufen oder erschossen zu werden. "Wir konnten uns nicht ohne Befehl zurückziehen, denn wenn wir den Befehl nicht befolgen, werden wir getötet", sagte einer der Gefangenen.

Er berichtete CNN von einer Szene auf dem Schlachtfeld. "Ein Mann blieb in einer Stellung, er hatte wirklich Angst, es war sein erster Angriff. Wir erhielten den Befehl, nach vorne zu laufen. Aber der Mann versteckte sich unter einem Baum und weigerte sich", sagte der Wagner-Kämpfer. Dies sei der Kommandostelle gemeldet worden. "Er wurde 50 Meter vom Stützpunkt weggebracht. Er schaufelte sein eigenes Grab aus und wurde dann erschossen."

Die beiden Männer seien im Gefängnis rekrutiert worden. Einer von ihnen verbüßte laut CNN eine 20-jährige Haftstrafe wegen Totschlags. Im August vergangenen Jahres landete dem Bericht zufolge der Wagner-Chef Prigoschin mit einem Hubschrauber auf dem Gelände des Gefängnisses. Ihnen sei ein Vertrag über sechs Monate angeboten worden. Im Gegenzug sollten sie einen Freispruch erhalten. Ende vergangenen Jahres wurden die Männer von den ukrainischen Streitkräften gefangengenommen.

Quelle: ntv.de, mdi

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