Letzter Giftpfeil gegen Söder Was Seehofer jetzt seinem Nachfolger rät
04.12.2017, 21:45 Uhr
CSU-Chef Horst Seehofer will die Vergangenheit ruhen lassen - eigentlich.
(Foto: picture alliance / Peter Kneffel)
Horst Seehofers Zeit als Ministerpräsident Bayerns geht zu Ende - und auch wenn sich die CSU-Spitzen nach dem offenen Machtkampf der letzten Wochen um ein Bild der Einigkeit bemühen, kann sich der Parteichef einen abschließenden Seitenhieb nicht verkneifen.
Der scheidende bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hat seinem designierten Nachfolger Markus Söder nahegelegt, einen "authentischen" Politikstil zu pflegen. Söder müsse "seine Lebenserfahrung, seine Überzeugung zum Ausdruck bringen und in Politik umsetzen", sagte Seehofer dem Bayerischen Rundfunk (BR). "Man darf den Wählern kein Schauspiel vormachen. Das ist mein Hauptrat an Markus Söder. Die Leute wollen keine Inszenierung."
Mit einem Zweiergespann will die CSU ins Landtagswahljahr 2018 ziehen. Der bisherige Finanzminister Söder soll Seehofer spätestens im Frühjahr als Ministerpräsident in Bayern ablösen und die CSU dann im Herbst in die Landtagswahl führen. Seehofer will auf dem CSU-Parteitag Mitte Dezember erneut für den Parteivorsitz kandidieren. Die Diskussion um seine Person habe der CSU geschadet, sagte Seehofer. "Das hat auch Verletzungen zur Folge gehabt." Seinen internen Kritikern warf er vor, seine Abwesenheit in München während der Jamaika-Sondierungen genutzt zu haben, um ihm zu schaden.
Die Verantwortung für das schlechte Ergebnis der Union bei der Bundestagswahl schob Seehofer erneut der Bundesregierung in Berlin - und insbesondere der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel - zu. Die CSU habe jedoch "den Fehler gemacht, dass sie durch ihre interne Diskussion den Eindruck erweckt hat, als sei die Ursache für das Wahlergebnis in München. Das hat man in Kauf genommen, um mich zu demontieren. Das ist ja auch ein Stück weit gelungen." Dennoch betonte er: "Ich habe mich entschieden, über die Vergangenheit nicht mehr zu reden. Das würde die Gräben nur noch weiter vergrößern."
Merkel kommt wohl zu CSU-Parteitag
Derweil hat die CDU-Vorsitzende Angela Merkel einem Bericht zufolge zugesagt, in diesem Jahr zum CSU-Parteitag in Nürnberg zu reisen. Die Kanzlerin habe die Einladung der Schwesterpartei angenommen und werde am 15. Dezember beim Parteitag auftreten, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Der Parteitag soll über die geplante neue Doppelspitze aus Söder und Seehofer entscheiden. Die Zustimmung gilt als Formsache.
Im vergangenen Jahr war Merkel wegen des Streits um die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung nicht zum CSU-Parteitag gereist - entgegen der Tradition der Schwesterparteien. Dies wurde als Retourkutsche für den Auftritt Seehofers ein Jahr zuvor gewertet: Damals war die Kanzlerin nach ihrer Rede beim Parteitag von dem CSU-Vorsitzenden auf offener Bühne abgekanzelt worden.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP