Politik

Moskaus Söldner in Burkina Faso Was über Russlands Afrikakorps bekannt ist

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Russische Militärangehörige auf dem Flughafen von Ouagadougou.

Russische Militärangehörige auf dem Flughafen von Ouagadougou.

(Foto: African Initiative)

Der Name erinnert an einen Großverband aus der NS-Zeit: In Burkina Faso landen Kämpfer einer neuen russischen Söldnereinheit. Das Afrikakorps soll offenbar die Aktivitäten der Gruppe Wagner auf dem Kontinent übernehmen. Im Netz sucht der Verband nach Rekruten.

Moskau ist dabei, seine Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent weiter auszubauen. Mitte der Woche landeten russische Militärangehörige in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. 100 Kämpfer seien zum Schutz des Machthabers Ibrahim Traore und der Bevölkerung in Burkina Faso angekommen, meldete der Telegram-Kanal Afrikakorps und veröffentlichte mehrere Fotos. Weitere 200 Mann sollen bald folgen, hieß es.

Hinter dem unscheinbaren Telegram-Konto mit dem historisch vorbelasteten Namen steckt eine neue Söldnerformation, die nach der Entmachtung der Söldnergruppe Wagner offenbar Russlands außenpolitische Interessen in Afrika vertreten soll. Burkina Faso wird von einer Militärjunta regiert, die Anfang 2023 die französischen Truppen ausgewiesen hat. Beobachter gehen davon aus, dass das Land seine Beziehungen jetzt stärker an Russland ausrichten will.

Bengasi-Treffen während Prigoschins Tod

Während die in Ungnade gefallene Wagner Gruppe dem deutschen Komponisten ihren Namen verdankt, der die Ästhetik des Dritten Reiches prägte, gibt es auch bei dem Begriff "Afrikakorps" eine Verbindung zur NS-Zeit. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte ein deutscher Großverband unter demselben Namen in Nordafrika.

In den sozialen Netzwerken tauchte das Afrikakorps laut einem Bericht der französischen Zeitung "Le Monde" erstmals Ende Herbst auf. Ein Militärblog, der dem russischen Verteidigungsministerium nahesteht, veröffentlichte am 20. November auf Telegram einen Beitrag, in dem Igor Korotchenko, Propagandist und Chefredakteur der russischen Zeitschrift "Nationale Verteidigung", die Aufstellung der Einheit verkündete.

Ziel der Einheit seien "großangelegte Militäreinsätze", um Länder zu unterstützen, "die sich endlich von der neokolonialen Abhängigkeit befreien, die westliche Präsenz beseitigen und volle Souveränität erlangen wollen", so Korotchenko. Russland stellt sich im Globalen Süden bereits seit einiger Zeit als antiimperialistische Macht dar.

Korotchenko zufolge geht die Gründung der Einheit auf den Besuch des russischen Vize-Verteidigungsministers Junus-Bek Jewkurow in der libyschen Hafenstadt Bengasi zurück, wo er sich mit dem abtrünnigen General Khalifa Haftar traf, der von Russland unterstützt wird. Jewkurow, der von Kremlchef Wladimir Putin damit beauftragt wurde, die Wagner-Söldner in Russlands reguläre Armee zu integrieren, hatte Bengasi laut "Le Monde" zwischen August und Dezember vergangenen Jahres dreimal besucht. Das erste Mal am 22. und 24. August, zeitgleich zu dem tödlichen Absturz von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin.

Suche nach Rekruten im Internet

Kurz vor Weihnachten verkündete das Afrikakorps, das nach eigenen Angaben dem russischen Verteidigungsministerium untersteht, den Start einer umfangreichen Rekrutierungskampagne. Auf Telegram suchte die Einheit Spezialisten wie Panzerfahrer, Artilleristen und Drohnenpiloten. Ehemalige Wagner-Söldner seien eingeladen, dem Afrikakorps beizutreten, zitierte der "Business Insider" aus einem Aufruf. Sogar das Wagner-Logo dürfe man weiter tragen.

Das Afrikakorps sei eigentlich ein "Rivale" der Gruppe Wagner und solle dessen afrikanische Aktivitäten und Mitarbeiter übernehmen, zitierte "Le Monde" einen Beamten der US-Regierung. Die Tatsache, dass die Einheit Rekrutierungsaufrufe auf Telegram teile, sei ein Hinweis darauf, dass es Personalsorgen gebe. Diese Einschätzung teilt auch die US-Denkfabrik Institut for the Study of War (ISW). Der "Versuch des russischen Verteidigungsministeriums, ehemaliges Wagner-Personal direkt für Operationen in Afrika zu rekrutieren, war weitgehend erfolglos", kommentierte das Institut Ende vergangenen Jahres.

Nach Ansicht der Investigativplattform "All Eyes on Wagner" scheint die neue Militäreinheit aber aus Sicht Russlands die bessere Alternative zur Gruppe Wagner zu sein. "Das Afrika Korps ist eine ideale Tarnung für das Einsatzpersonal des russischen Verteidigungsministeriums und seiner Sicherheitsdienste, da es über eine viel geringere Autonomie als die Wagner-Gruppe verfügt und eine starke Führungspersönlichkeit [wie Prigoschin] nicht vorhanden ist", so die Online-Plattform.

Quelle: ntv.de, jpe

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