Politik

Verwirrung nach Porters Abgang Weißes Haus gibt Kelly Rückendeckung

Porter galt als rechte Hand von Stabschef John Kelly.

Porter galt als rechte Hand von Stabschef John Kelly.

(Foto: AP)

Abrupt verlässt ein enger Mitarbeiter Trumps das Weiße Haus wegen Missbrauchsvorwürfen. Unklar ist, seit wann Stabschef John Kelly über die Vergangenheit seines engsten Mitarbeiters im Bilde war. Das Weiße Haus verstrickt sich in Widersprüche.

In der Affäre um einen wegen Missbrauchsvorwürfen entlassenen engen Mitarbeiter von Donald Trump ist das Weiße Haus um Rückendeckung für Stabschef John Kelly bemüht. Rob Porter, der unter anderem alle schriftlichen Informationen an den US-Präsidenten kanalisierte, war Kellys rechte Hand. Der 40-Jährige hatte am Mittwoch seinen Posten als "Assistent des Präsidenten für politische Koordination" verlassen, weil Vorwürfe zweier Ex-Ehefrauen publik wurden, die ihn wegen häuslichen Missbrauchs und Gewalt beschuldigen.

Neben den Vorwürfen an Porter rücken einige andere Fragen in den Kern der Affäre: Was wusste Stabschef Kelly zu welchem Zeitpunkt? Wenn die Vorwürfe stimmen: Wie kann ein Mann mit einer solchen Vergangenheit dem Präsidenten der USA in so hoher Position so nahe zuarbeiten? Und welche Rolle spielt Kommunikationschefin Hope Hicks, mit der der nun geschasste Porter eine Beziehung gehabt haben soll?

Wurde Kelly überrascht?

Trumps Sprecher Raj Shah sagte am Donnerstag, Kelly habe in vollem Umfang erst am Mittwoch von Vorwürfen an Porter erfahren. Die beiden Frauen werfen Porter vor, sie vor mehreren Jahren körperlich und psychisch misshandelt zu haben. Seine erste Frau Colbie Holderness sagte der "Daily Mail", er habe sie während ihrer fünfjährigen Ehe wiederholt geschlagen und gewürgt. Das Boulevardblatt veröffentlichte Fotos von Holderness mit offensichtlich blau geschwollenem Auge.

Shahs Angaben widersprechen unmittelbar Medienberichten, wonach Kelly seit Monaten von den Vorwürfen gegen Porter gewusst habe. Den Berichten zufolge wurden die Anschuldigungen dem FBI bekannt, als sie Porter - als hochrangigen Mitarbeiter des Weißen Hauses - routinemäßig in einem so genannten Background-Check überprüften. Shah sagte, die Vorwürfe an Porters Adresse seien schockierend und sehr verstörend. Es sei aber auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass Porter sie wiederholt abgestritten habe. Der Sender CNN berichtete, beim Abfassen seines Statements habe ihm Hope Hicks geholfen - mit der er eine Beziehung hatte oder hat.

Shah sagte, Kelly habe nichts von den FBI-Erkenntnissen gewusst: "Der Stabschef erhält keine detaillierten Updates darüber, was jemandem vorgeworfen wird oder nicht." US-Medien stellten die Glaubwürdigkeit dieser Aussage angesichts der Machtfülle eines Stabschef und der besonders akribischen Arbeitsweise Kellys in Frage. Die "Daily Mail" hatte am Dienstag aus einer Stellungnahme Kellys zitiert, in der er Porter als einen "Mann von wahrer Integrität" sowie als "Freund und Vertrauten" bezeichnete. Shah sagte, Kellys Haltung habe sich geändert, als im Verlauf des Mittwoch mehr Details über die Vorwürfe bekannt geworden seien.

Aussitzen hat nicht funktioniert

Berichten zufolge hatte das Weiße Haus Porter allerdings noch am Mittwoch zum Bleiben aufgefordert, außerdem hatten sich die Vorwürfe an seine Adresse substanziell nicht geändert. Neu waren das Foto eines mutmaßlich blau geschlagenen Auges und eine Welle öffentlicher Erregung. In Medienberichten wurde dem Weißen Haus vorgeworfen, man habe dort die Reihen schließen und Porters Fehlverhalten decken wollen.

Präsident Trump sei "sehr betrübt" gewesen, als er am Mittwoch von den viele Jahre zurückliegenden Vorwürfen gegen Porter erfahren habe, sagte Shah. Einem Bericht der "Vanity Fair" zufolge soll sich Trump stocksauer darüber gezeigt haben, dass er von Kelly nicht in vollem Umfang über die Vorwürfe gegen Porter unterrichtet worden sei. Trump selbst habe nicht gewusst, dass Porter lediglich mit einer befristeten Sicherheitsgenehmigung im Weißen Haus gearbeitet habe, sagte Shah. Wie viele Mitarbeiter im Weißen Haus mit einer solchen Genehmigung arbeiteten, verriet er nicht.

Shah sagte am Donnerstag zunächst, Porter sei gekündigt worden. Minuten später korrigierte er sich: Porter habe seinen Rücktritt angeboten, das sei akzeptiert worden. Porter sei am Donnerstag im Weißen Haus erschienen, um seine Sachen zu packen. Berichten zufolge wurde ihm empfohlen, besser auf der Stelle wieder zu gehen. "Wir hätten mit dieser Situation alle besser umgehen können", sagte Shah.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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