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Milliardär verteidigt AfD-Lob "Welt"-Ressortleiterin schmeißt nach Musk-Beitrag hin

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Elon Musk ist Besitzer der Plattform X, ehemals Twitter.

Elon Musk ist Besitzer der Plattform X, ehemals Twitter.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

In der "Welt" bekommt Tech-Milliardär Musk die Möglichkeit, seine Wahlwerbung für die AfD ausführlich zu erklären. Innerhalb der Redaktion sorgt der Beitrag für Kritik: Die Ressortleitung für Meinung verkündet nach dem Druck der Sonntagsausgabe ihre Kündigung.

Ein Meinungsbeitrag des Tech-Milliardärs Elon Musk hat bei der "Welt" für Aufsehen und Unruhe gesorgt. Musk verteidigte darin seine Wahlempfehlung für die AfD, die er kurz vor Weihnachten auf seiner Plattform X gegeben hatte. Die Zeitung hatte diese Verteidigung mit einer Gegenrede des designierten Chefredakteurs Jan Philipp Burgard abgedruckt. Wie der "Spiegel" berichtet, war die Veröffentlichung redaktionsintern jedoch hochumstritten.

Die Leiterin des Meinungsressorts der "Welt" und der "Welt am Sonntag", Eva Marie Kogel, verkündete am Morgen, dass sie ihre Kündigung eingereicht habe. Der stellvertretende Chefredakteur Robin Alexander erklärte auf X, ihr Weggang sei ein "schwerer Verlust", sie habe viele Kommentare in der "Welt" klüger gemacht, auch seine. Er reagierte damit auf einen X-Beitrag des früheren "Bild"-Chefs Julian Reichelt, der Kogels Eignung für den Posten infrage stellte.

Auch andere "Welt"-Mitarbeiter äußerten auf X ihren Unmut. Ulrich Krätzer, Mitglied des Investigativteams, schrieb etwa: Er halte die "Entscheidung für den Abdruck des Musk-Textes für grundfalsch". Er distanziere sich daher von dieser Entscheidung - trotz der Gegenrede von Burgard. Dagegen verweist Chefredakteur Ulf Poschardt bei X wenig subtil auf einen Gastbeitrag des Historikers Niall Ferguson mit dem Anfangssatz: "Die Welt erlebt einen Shift weg von Woke hin zu einer Politik nationaler Stärke."

Der Meinungsbeitrag von Musk sei, wie der "Spiegel" berichtet, von Springer-Chef Mathias Döpfner eingefädelt worden. Er habe Musk schon kurz vor Weihnachten aufgefordert, seinen Post ("Nur die AfD kann Deutschland retten") näher auszuführen. Als der Tech-Milliardär das dann gemacht hat, habe das redaktionsintern schon vor Weihnachten für Gesprächsstoff gesorgt, schreibt das Branchenportal "Medieninsider". Der Redaktionsausschuss habe gewarnt, Musks Text abzudrucken. Dieser sei eine "als Gastbeitrag getarnte Wahlwerbung für die in Teilen gesichert rechtsextreme Partei AfD", zitiert der "Spiegel". Der Ausschuss habe sich von dem Text distanziert und erklärt, ihn für "nicht tragbar" zu halten.

In den Redaktionskonferenzen soll es in der Folge weitere Debatten gegeben haben, schreibt der "Spiegel". Das Nachrichtenmagazin will erfahren haben, dass sich auch "namhafte Redaktionsmitglieder" kritisch zu Wort gemeldet hätten. Schlussendlich ist der Beitrag mit der Gegenrede von Burgard, der zum Jahreswechsel seinen neuen Job antritt, dann veröffentlicht worden.

"Getarnte Wahlwerbung für die AfD"

Doch worum geht es überhaupt? Musk hatte in einem Text, den er laut "Welt" der Sonntagsausgabe der Zeitung zur Verfügung gestellt hatte, versucht, seine Aussagen zur AfD zu begründen. Darin zeichnet er ein düsteres Bild von Deutschland. Musk schreibt, dass er das Land an einem "kritischen Punkt" sehe. "Seine Zukunft taumelt am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs", behauptet er. Die AfD sei der letzte Funke Hoffnung für das Land, fährt er fort.

Der Vertraute des künftigen US-Präsidenten Donald Trump liefert in der Folge anhand von mehreren Punkten Argumente, weshalb er eine Wahlempfehlung für die in Teilen rechtsextreme Partei gibt. Ohnehin zweifelt er das Label "rechtsextrem" an. Es sei "eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass (die designierte Kanzlerkandidatin, Anmerk. d. Red.) Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler? Ich bitte Sie!", erläutert Musk ausführlich. In drei Bundesländern gelten die Landesverbände der AfD laut Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem. Die Bundespartei stuft das Bundesamt zudem als Verdachtsfall ein.

Die "Welt" schreibt selbst zu Musks Meinungsstück, dass dieser Text zu Widerspruch aufrufe. Diesen übernimmt der künftige Chefredakteur Burgard. Er bezeichnet Musk als das "größte unternehmerische Genie unserer Zeit". Dessen Erfolg beruhe immer auf einer "radikalen Analyse des Status Quo". Musks Diagnose sei korrekt, doch der Therapieansatz, die AfD könne Deutschland retten, sei "fatal falsch".

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Burgard argumentiert in der Folge, warum das AfD-Programm der deutschen Wirtschaft schade, für die Exportnation Deutschland sogar "eine Katastrophe" sei. Er wirft Musk vor, den "geopolitischen Rahmen" zu übersehen. Die Rechtsaußenpartei fordert einen Austritt aus der Europäischen Union, eine Abkehr von den USA, zudem eine Annäherung nach Russland und ein "Appeasement gegenüber Peking". Die Partei irrlichtere "mit unrealistischen Remigrationsplänen für Millionen Menschen". Die AfD sei "eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft. Auch ein Genie kann sich irren", schließt Burgard seine Musk-Antwort.

Musk hatte im US-Wahlkampf Millionen für den Wahlsieg von Trump ausgegeben und plädiert als dessen Berater für einen radikalen Abbau staatlicher Behörden und Regulierungseinrichtungen. Kritiker werfen ihm vor, damit eine Kontrolle über seine Online-Plattform X abschaffen zu wollen. Musk hat sich mit seinem weltweit genutzten Kurznachrichtendienst auch in die britische Innenpolitik eingemischt und Sympathien für Rechtsaußen-Bewegungen in anderen Staaten bekundet.

Quelle: ntv.de, ses/jwu

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