Politik

Ein Rottweiler namens MerkelWenn Trump Präsident wird

10.04.2016, 15:15 Uhr
globe
(Foto: Screenshot / Boston Globe)

Was passiert, wenn Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten wird? Die Zeitung "Bosten Globe" hat eine Titelseite produziert, in der die Wahlversprechen des Milliardärs zu Meldungen werden.

"Die Abschiebungen fangen an", titelt die US-Zeitung "Boston Globe". Im Artikel darunter heißt es, Präsident Donald Trump habe damit begonnen, "eines seiner umstrittensten Wahlversprechen umzusetzen, indem er den Kongress aufrief, eine 'gewaltige Deportationstruppe' zu finanzieren".

Präsident Trump? Es handelt sich um den "Boston Globe" vom 9. April 2017. Für ein fiktives Titelblatt (pdf) hat die Zeitung mehrere Nachrichten zusammengestellt, die sie für den Fall erwartet, dass der Milliardär nicht nur die Vorwahlen, sondern auch die Präsidentschaftswahlen gewinnen sollte.

In seinem Artikel schätzt der "Globe" die Kosten für das von Trump tatsächlich versprochene Abschiebungsprogramm auf 400 Milliarden Dollar. 900.000 Beamte seien dafür nötig, um binnen zwei Jahren 11,3 Millionen illegale Einwanderer außer Landes zu bringen.

Ein weiterer Bericht beschreibt den Absturz der Börsenkurse infolge des Handelskrieges der USA mit China und Mexiko. Die von beiden Ländern erhobenen Strafzölle bedrohten die US-Autoindustrie und die Landwirtschaft, heißt es darin. Der echte Trump hatte vor ein paar Jahren gesagt, er würde einen Handelskrieg mit China sehr begrüßen. "Wenn wir keine Geschäfte mit China machen würden, offen gesagt, dann würden wir eine Menge Geld sparen." Im Wahlkampf erklärte er, er sei für Strafzölle auf Waren aus China – was nach landläufiger Auffassung der Auftakt zu einem Handelskrieg wäre.

"Ich liebe süße Hündchen!"

Eine Kurzmeldung berichtet von einer diplomatischen Krise mit China, nachdem Trump die First Lady des Landes beleidigt hatte. Trump habe ein Foto seines neuen Hundes gepostet, einem Shar-Pei. Diese Rasse ist für ihre vielen Falten bekannt. Der Name des Tieres: Madame Peng – die Frau des chinesischen Präsidenten Xi Jinping heißt Peng Liyuan. Trotz der Krise habe Trump keine Reue gezeigt, schließlich müsse seine Außenpolitik "unvorhersehbar" sein. (Außenpolitische Unvorhersehbarkeit wird bereits jetzt als "Trump-Doktrin" bezeichnet.)

In dem fiktiven Artikel wird Trump mit den Worten zitiert, er wisse gar nicht, warum Peng Liyuan so beleidigt sei. "Ich liebe süße Hündchen, und ich liebe Frauen! Es ist ja nicht so, als hätte ich das Foto eines Rottweilers namens Merkel getwittert."

In einem anderen Artikel geht es darum, dass US-Soldaten den Befehl verweigern, die Familien von IS-Terroristen zu töten. Auch dies hat Trump gefordert, später aber revidiert. Er wolle die Familien von Terroristen nicht töten lassen, sondern nur "verfolgen".

Wie gesagt, alles nur Fiktion. In einem ernst gemeinten Leitartikel fordert die Zeitung, die Republikanische Partei müsse Trump stoppen, denn seine Vision für die Zukunft der USA sei "zutiefst verstörend, weil sie hochgradig unamerikanisch ist". Es gebe viele historische Beispiele dafür, dass Demagogen nicht ernst genommen worden seien. Das satirische Titelblatt sei der Versuch, "einen Mann beim Wort zu nehmen".

Romney oder Ryan statt Trump oder Cruz

Über das Szenario eines umkämpften Nominierungsparteitags schreibt der "Globe", das sei sicher kein schönes Bild. Aber nichts an Trumps Bestreben, Präsident zu werden, sei schön gewesen. "Die giftige Mischung aus gewalttätiger Einschüchterung, Feindschaft gegen Kritik sowie der Taktik, Minderheiten zu Sündenböcken zu machen, zeigt, dass eine politische Bewegung dabei ist, sich in Amerika festzusetzen." Würde Trump einen solchen Wahlkampf in einem anderen Land führen, hätte das US-Außenministerium ihn vermutlich bereits kritisiert.

Die Zeitung wendet sich auch gegen den radikalkonservativen Ted Cruz, den einzigen anderen Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, der noch (theoretische) Chancen auf die Kandidatur hat. "Wenn die Partei den Mut aufbringt, den Erstplatzierten abzulehnen, sollte es noch einfacher sein, den Zweitplatzierten zurückzuweisen." Stattdessen sollten die Republikaner den Kandidaten von 2012, Mitt Romney, oder den Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, aufstellen.

Beide Namen werden tatsächlich seit Wochen als mögliche Alternativen zu Trump und Cruz diskutiert. Bislang sieht es allerdings nicht danach aus, als werde sich die Republikanische Partei zu diesem radikalen Schritt durchringen.

Quelle: ntv.de, hvo

Donald TrumpUS-Präsidentschaftswahl 2016Ted Cruz