Politik

Riskanter Widerstand gegen Krieg Wer steckt hinter den Sabotageakten in Russland?

Bahnhof in Rostow am Don: Mit Güterzügen schafft Russland schweres Kriegsgerät in die Ukraine.

Bahnhof in Rostow am Don: Mit Güterzügen schafft Russland schweres Kriegsgerät in die Ukraine.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die Widerstandsgruppe "Stoppt die Waggons!" greift mit gezielten Aktionen das Schienennetz in Russland an. So wollen sie Militärtransporte ins Kampfgebiet stören. Online bekennen sich die Partisanen zu Sabotageakten und geben Anleitungen für jedermann.

Gegen den Krieg von Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine sind in Russland nach Erkenntnissen von Geheimdiensten auch Schienenpartisanen aktiv. "Ostanowi wagony!" - auf Deutsch: Stoppt die Waggons! - nennt sich die Anti-Kriegs-Bewegung, die sich speziell der Sabotage von Militärtransporten auf den Bahngleisen verschrieben hat. Unklar ist aber, wer die Organisatoren sind.

Russland transportiert Panzer und anderes schweres Kampfgerät, Munition und Treibstoff mit Güterwaggons in das Kriegsgebiet. Das wollen die Schienenpartisanen verhindern, wie sie auf ihrer Internetseite und auf einem Telegram-Kanal, der mehr als 9000 Abonnenten hat, schreiben. Aufgerufen wird zur aktiven Teilnahme am Widerstand gegen den Krieg, in dem etwa Gleise durch die Verlegung von Drähten blockiert werden sollen.

Kritische Gebiete im Fokus

In ganz Russland sei der Einsatz nötig, um die russischen Truppen in der Ukraine vom Nachschub abzuschneiden, heißt es da. Besonders genannt werden aber die Moskauer und St. Petersburger Bahnknoten, die Schienenwege nach und in Belarus, wo auch Schienenpartisanen im Einsatz sind sowie die Regionen Belgorod, Wolgograd, Woronesch, Kaluga, Krasnodar, Rostow und die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

"Wenn die zwei Gleise mit einem Draht "kurzgeschlossen" werden, dann gibt es automatisch das Signal, dass der Weg belegt ist - und die Ampel leuchtet rot", heiß es in der Handlungsanleitung. "Indem du die Arbeit der Bahn sabotierst, rettest du Leben auf beiden Seiten der Front!" Im Telegram-Kanal der Bewegung sind etwa auch brennende Relaisstationen zu sehen - mit dem Hinweis, dass auch das helfe, um den Kriegsverkehr lahmzulegen.

FSB meldete Tötung von Saboteuren

In der russischen Öffentlichkeit ist die Bewegung, die von westlichen Geheimdiensten auf Englisch "Stop the wagons!" genannt wird, nicht bekannt. Allerdings berichtet der russische Inlandsgeheimdienst FSB immer wieder über die Festnahme von "Terroristen" oder über die Aufdeckung von Sabotageakten, die sich gegen den Krieg in der Ukraine richten.

Anfang Oktober meldete der FSB die Vereitelung eines Anschlags an einer Bahnanlage in der Region Kabardino-Balkarien im Nordkaukasus. Zwei bewaffnete Männer seien dort beim Verlegen eines Sprengsatzes gestellt und dann getötet worden, nachdem sie Widerstand geleistet hätten. "Ostanowi wagony!" reagierte entsetzt.

Am Mittwoch hatte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Kurzbericht "Ostanowi wagony!" namentlich genannt. Die Beschädigung einer Bahnstrecke nahe dem Dorf Nowosybkow unweit der russisch-belarussischen Grenze Anfang dieser Woche sei bereits der sechste Akt seit Juni gewesen, zu dem sich die Anti-Kriegs-Bewegung bekannt habe, hieß es.

Auf Telegram veröffentlichte "Ostanowi wagony!" am Montag Aufnahmen von beschädigten Schienen, die von der Strecke nahe Nowosybkow stammen sollen. "Die Folgen dieser kleinen explosiven Ablenkung müssen mit einer kompletten Neuverlegung der Schienen behoben werden. Und das ist gut so", hieß es dazu.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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