Verkehr würde nicht sicherer Wissing schützt Senioren weiter vor Tests der Fahrtüchtigkeit
04.12.2023, 12:01 Uhr Artikel anhören
Im Januar ist ein 82-Jähriger nahe dem sächsischen Meerane als Geisterfahrer unterwegs. Zwei Menschen sterben bei einem Crash.
(Foto: picture alliance/dpa)
Autofahren ist für viele ältere Menschen Ausdruck ihrer Selbstbestimmung. Deshalb kochen Debatten darum regelmäßig hoch. Verkehrsminister Wissing lehnt Tests zu deren Fahrtüchtigkeit weiterhin ab. Zahlen von 2022 belegen jedoch, dass die durchaus sinnvoll wären.
In der Debatte um die Fahrtüchtigkeit von Senioren lehnt Bundesverkehrsminister Volker Wissing eine regelmäßige, verpflichtende Selbsteinschätzung für Ältere ab. Dies bedeute unnötige Bürokratie, sagte Wissing dem Radiosender WDR 5. "Es ist einfach nur die Beschäftigung mit Formularen, ohne dass damit eine Verbesserung der Verkehrssicherheit erreicht wird." Der Sinn dieser Maßnahme erschließe sich ihm nicht. Deswegen könne er das nicht unterstützen. "Ich möchte mich nicht am Aufbau unnötiger Bürokratie beteiligen in einer Zeit, in der uns Bürokratie bereits droht zu ersticken."
In deutschen Verwaltungen gebe es Fachkräftemangel, sagte Wissing in Brüssel. Es brauche die Beamten für wichtige Aufgaben, nicht um Fragebögen abzuheften.
Die EU-Verkehrsminister wollen ihre Position zu neuen Führerscheinregeln in der EU festlegen. Dabei geht es unter anderem um Vorgaben für ältere Menschen. Zur Debatte steht etwa, unter welchen Voraussetzungen Führerscheine künftig regelmäßig verlängert werden müssen. Die EU-Kommission hatte im März vorgeschlagen, dass Menschen über 70 alle fünf Jahre entweder eine Selbsteinschätzung zur Fahrtauglichkeit ausfüllen oder sich ärztlich untersuchen lassen sollen.
Aktuelle Zahlen belegen, dass das Verhalten Älterer im Straßenverkehr weiterhin relevant ist. Wenn nämlich ältere Autofahrer an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt sind, tragen sie demnach daran häufiger die Hauptschuld als jüngere. In mehr als zwei Dritteln der Fälle waren Autofahrer ab 65 Jahren in solchen Fällen im Jahr 2022 Hauptverursacher, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Bei Autofahrern über 75 Jahren waren es sogar mehr als drei Viertel der Fälle.
Senioren fahren seltener
Grundsätzlich sind ältere Menschen - gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung - seltener an Verkehrsunfällen beteiligt als jüngere. Das dürfte nach Angaben des Statistikamts vor allem daran liegen, dass sie seltener am Straßenverkehr teilnehmen, weil sie beispielsweise nicht mehr zur Arbeit fahren.
Bei Autofahrern unter 65 Jahren verursachen demnach sehr junge Erwachsene überproportional viele Unfälle. Wenn ein 18- bis 20-Jähriger am Steuer gesessen habe, sei er in 70,8 Prozent der Fälle für den Unfall hauptverantwortlich gewesen.
Die Unfallursachen bei Autounfällen unterscheiden sich bei älteren Menschen von denen in jüngeren Altersgruppen. Pkw-Fahrerinnen und -Fahrern im Seniorenalter wurde beispielsweise anteilig häufiger als den unter 65-Jährigen vorgeworfen, die Vorfahrt beziehungsweise den Vorrang anderer Fahrzeuge missachtet zu haben (21,1 Prozent zu 16,6 Prozent). Auch Fehlverhalten beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren trat häufiger auf als bei Jüngeren (22,3 Prozent zu 19,2 Prozent).
Dagegen wurde älteren Menschen deutlich seltener zur Last gelegt, den Abstand nicht eingehalten zu haben (10,8 Prozent zu 16,3 Prozent), mit nicht angepasster Geschwindigkeit gefahren zu sein (5,2 Prozent zu 11,4 Prozent) oder ihr Auto unter Alkoholeinfluss (1,1 Prozent zu 4,3 Prozent) gesteuert zu haben.
Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa