Nach Greenpeace-Studie Wissing sieht "unschlagbare Vorteile" des Fliegens
20.07.2023, 21:18 Uhr Artikel anhören
Fliegen sollte Wissing zufolge "schnellstmöglich klimaneutral werden".
(Foto: picture alliance/dpa)
Laut Greenpeace sind Flugreisen innerhalb Europas meist günstiger als solche mit dem Zug. Die NGO fordert eine europaweite Kerosinsteuer, um dem entgegenzuwirken. Zuspruch kommt etwa von Grünen-Politiker Hofreiter. Bundesverkehrsminister Wissing zieht andere Schlussfolgerungen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing sieht den Flugverkehr im Vergleich mit der Bahn unschlagbar im Vorteil. Der Schienenverkehr werde es im Vergleich zum Flugzeug immer schwerer haben, sagte Wissing den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wer zum Beispiel nach Spanien oder Portugal mit dem Zug fahren will, ist schnell länger als einen Tag unterwegs und muss mehrmals umsteigen. Das Flugzeug hat da unschlagbare Vorteile." Damit reagierte der FDP-Politiker auf eine Veröffentlichung der Umweltorganisation Greenpeace, wonach die Bahn bei Reisen durch Europa häufig teurer ist als das Flugzeug.
Der Verkehrsminister erklärte, dass er mit europäischen Nachbarländern daran arbeite, den Schienenverkehr grenzüberschreitend attraktiver zu machen. "Allerdings ist das nicht trivial: Zum Beispiel gibt es in den einzelnen Ländern verschiedene Bahnstrom- und Zugsicherungssysteme, sodass an der Grenze jedes Mal die Lok ausgetauscht werden muss und der Lokführer gleich dazu - wegen unterschiedlicher Betriebssprachen und -regeln. In manchen Ländern herrscht Reservierungspflicht, in anderen nicht." All das wirke sich auf den Preis aus. "Umso wichtiger ist es, dass wir auch beim Fliegen schnellstmöglich klimaneutral werden", sagte Wissing.
Hofreiter: Fehlende Kerosinsteuer verzerrt Preise
Greenpeace hat europaweit die Ticketpreise für Flugzeug und Bahn auf 112 Strecken zu jeweils mehreren Buchungszeitpunkten verglichen. Dabei sei die Bahn zu 71 Prozent für die Kunden kostspieliger als die klimaschädlicheren Flugverbindungen, teilte die Organisation mit. Bei den 31 Verbindungen mit Start- oder Endpunkten in Deutschland war die Bahn in der Hälfte der Fälle teurer. Greenpeace verband die Studie mit der Forderung einer europaweiten Kerosinsteuer in Höhe von 50 Cent pro Liter.
Der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter schloss sich mit ähnlichem Gedanken an. "Es bleibt ein Problem, dass klimaschädliche Subventionen und das Fehlen einer europäischen Kerosinsteuer weiterhin die Preise verzerren", sagte Hofreiter den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Mit dem 49-Euro-Ticket ist Bahnfahren bereits in Regionalzügen deutlich günstiger geworden. Jetzt ist es an der Zeit, auch den Fernverkehr zu verbessern", forderte Hofreiter. "Dafür muss massiv in die Bahninfrastruktur investiert werden, um Kapazitäten auszubauen und das Angebot zu erweitern."
Quelle: ntv.de, mpe