Zwei Karten zu den "Midterms" Wo die Hochburgen der Republikaner liegen
13.11.2022, 22:57 Uhr
Die US-Zwischenwahlen sind noch nicht entschieden: Im Repräsentantenhaus stehen wichtige Ergebnisse noch aus. Leuchtet die US-Wahlkarte wirklich fast flächendeckend im Rot der Republikaner? ntv.de zeigt die wahren Mehrheitsverhältnisse in den USA.
Bei den Kongresswahlen in den USA dauert die Auszählung der Stimmen in mehreren Bundesstaaten noch an. Wie am Wochenende bekannt wurde, konnten die Demokraten - die Partei des amtierenden Präsidenten Joe Biden - zwar die Mehrheit im Senat knapp verteidigen. Die Machtverhältnisse im Repräsentantenhaus sind dagegen noch offen.
Am Sonntagabend waren noch 20 der insgesamt 435 Mandate noch nicht vergeben. Grund für die Verzögerungen sind unter anderem wahlrechtliche Sonderregelungen in einzelnen Bundesstaaten. Im Repräsentantenhaus liegen die Republikaner bisher knapp vorn. Zuletzt stand es 211 zu 204 für die Partei, der auch frühere Präsident Donald Trump angehört. Die Schwelle der Mehrheit liegt im "House" bei 218 Sitzen. Die oppositionellen Republikaner benötigten zuletzt also nur noch neun zusätzliche Sitze - die Demokraten bräuchten dagegen 14.
Hinweis: Die ntv.de Infografiken werden laufend aktualisiert.
Herkömmliche US-Wahlkarte, Wahlbezirke nach Fläche:
Beim Blick auf die herkömmliche Wahlkarte (hier: "Karten-Ansicht") kann aufgrund einiger Besonderheiten im US-Wahlrecht leicht der Eindruck entstehen, die US-Bevölkerung stünde bei diesem Votum mit überwältigender Mehrheit auf Seiten der Republikaner. Die überwiegenden Flächenanteile leuchten im Rot der Republikaner.
Die vertrauten geografischen Umrisse liefern jedoch ein stark verzerrtes Bild: Bei der Wahl zum Repräsentantenhaus werden die Abgeordneten nach Wahlbezirken gewählt. Zu diesem Zweck wurden die Vereinigten Staaten in 435 Kongressbezirke ("Congressional Districts") aufgeteilt, die grob nach der jeweiligen Einwohnerzahl zugeschnitten sind.
Die Folge: Durch diese Aufteilung ergeben sich in der Fläche erhebliche Größenunterschiede zwischen den dichtbesiedelten Regionen, etwa an Ost- und Westküste, und den ländlichen Gebieten im mittleren Westen. Weite Teile der USA leuchten in Rot: Die vertrauten Umrisse der herkömmlichen Wahlkarte erwecken den Eindruck einer starken Vorherrschaft der Republikaner.
Stilisierte US-Wahlkarte, Wahlbezirke in Einheitsgröße:
Dabei sind es tendenziell nur die dünnbesiedelten ländlichen Regionen, in denen die Republikaner vorne liegen. Dadurch wirkt die Partei optisch stärker als sie tatsächlich ist. Die großen Bevölkerungszentren, wo vielerorts die Demokraten gewannen, nehmen auf der klassischen US-Karte weniger Raum ein. Sie wirken dadurch klein und beinahe unbedeutend.
Der schiefe Eindruck lässt sich schnell korrigieren: Ein Blick auf die stilisierte Wahlkarte (hier: "Kachel-Ansicht") zeigt dieselben Daten - nur sind hier die Wahlbezirke in einheitlicher Größe als sechseckige Kacheln dargestellt. Jeder Wahlbezirk in dieser sogenannten "Tilemap" wird von einem gleichmäßigen Sechseck repräsentiert. Dadurch ergibt sich in Bezug auf das tatsächliche Wahlergebnis ein sehr viel ausgewogeneres Bild - das Repräsentantenhaus wird auch künftig nicht von Republikanern dominiert sein. Die Mehrheitsverhältnisse sind denkbar knapp.
Bei den Zwischenwahlen, also den "Midterm Elections" in der Mitte der vierjährigen Amtszeit von Präsident Biden, standen alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus zur Wahl und 35 der 100 Sitze im Senat. Auch 36 Gouverneursposten und andere wichtige Ämter in den Bundesstaaten wurden neu besetzt. Die Sitzverteilung im Kongress entscheidet darüber, wie viel politischer Spielraum dem amtierenden Präsidenten für die verbleibenden zwei Jahre bleibt.
Quelle: ntv.de, mmo/lst/dpa