Zahlen des UNHCR Wo die meisten Ukraine-Flüchtlinge unterkommen
04.04.2022, 12:10 Uhr
Ankunft in Deutschland: Menschen aus der Ukraine am Bahnhof.
(Foto: Hannibal Hanschke/dpa/Archivbild)
Der Krieg in der Ukraine löst eine humanitäre Krise aus: Mehr als 4,2 Millionen Menschen sind bereits vor den Kampfhandlungen geflohen, überwiegend in die Nachbarländer. Deutschland tut sich mit der Erfassung der Geflüchteten nach wie vor schwer.
Am 24. Februar 2022 begann Russlands Angriff auf die Ukraine. Seither haben nach Schätzungen des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR bereits mehr als 4,2 Millionen Menschen - vor allem aus dem Osten der Ukraine - ihre Heimat verlassen, um im Ausland Schutz zu suchen. Schon vor Beginn der Kampfhandlungen sollen zwischen dem 21. und 23. Februar zudem etwa 113.000 Menschen die teilweise von den Separatisten besetzten Gebiete Donezk und Luhansk in Richtung Russland verlassen haben.
Die Grafiken von ntv.de zeigen, wie sich die Flüchtlingsströme im Zeitverlauf entwickelt haben und welche Länder die meisten Schutzsuchenden in Empfang genommen haben. Das UNHCR trägt die Zahlen aus verschiedenen Quellen zusammen und veröffentlicht sie auf einer Sonderseite. Teilweise handelt es sich bei den Angaben um Schätzungen. Die EU-Kommission rechnet insgesamt mit bis zu sieben Millionen Vertriebenen in Folge des Krieges.
In Deutschland kommen mehrheitlich Frauen und Kinder an
Bei den meisten Kriegsflüchtlingen, die in Deutschland ankommen, handelt es sich um Frauen und Kinder. Das ergab eine Umfrage im Auftrag des Bundesinnenministeriums, an der sich fast 2000 Geflüchtete beteiligt hatten. Demnach sind gut 84 Prozent der Schutzsuchenden weiblich. Etwa 58 Prozent gaben an, mit Kindern nach Deutschland gekommen zu sein. Bei den meisten Alleinreisenden handelt es sich um ältere Menschen.
Von den befragten Geflohenen kamen nach eigenen Angaben etwa 43 Prozent bei Verwandten oder Bekannten in Deutschland unter. Weitere 22 Prozent haben private Unterkünfte gefunden, in denen sie vorübergehend wohnen können. Die übrigen Geflüchteten sind unter anderem in Sammelunterkünfte oder Hotels gezogen.
Der Umfrage zufolge wollen die meisten angekommen Flüchtlinge auch hier bleiben: 82 Prozent gaben Deutschland als ihr Fluchtziel an. Die übrigen wollen zumeist in andere europäische Länder weiterreisen.
Innerhalb Deutschlands haben sich die Großstädte als Ankunftszentren etabliert - allen voran Berlin, wo sich nach eigenen Angaben 14 Prozent der befragten Geflüchteten aufhalten. Weitere fünf Prozent sind in München untergekommen, drei Prozent sind nach Hamburg gereist. Inzwischen könnten sich viele der Befragten bereits auf andere Teile Deutschlands verteilt haben. Die Angaben beziehen sich nämlich auf den Zeitraum zwischen dem 24. und dem 29. März und es wurden überwiegend Menschen in Berlin, Hamburg und München befragt.
Die größte Last tragen die Nachbarländer
Den größten Flüchtlingszustrom haben die unmittelbaren Nachbarländer der Ukraine zu verzeichnen, allen voran Polen. Mehr als die Hälfte der Geflüchteten wurden zunächst dort aufgenommen. Mehrere hunderttausend Betroffene haben sich zudem auf den Weg nach Moldawien und von dort aus nach Rumänien gemacht. Durch die mehrfachen Grenzübertritte übersteigt die Summe der Ankommenden in den wichtigsten (Erst-)Aufnahmeländern die von der UNHCR angegebene Gesamtzahl der Geflüchteten - das Flüchtlingshilfswerk bemüht sich, Doppelzählungen nach Möglichkeit zu vermeiden.
Viele der ukrainischen Kriegsflüchtlinge reisen nach ihrer Ankunft in den Nachbarländern weiter in andere europäische Länder. Die EU-Kommission hat am 25. März einen "Zehn-Punkte-Plan" zur besseren Verteilung und Koordination der Flüchtlingsströme vorgelegt. Unter anderem soll es einen "Verteilungsindex" geben, um den Druck auf die Mitgliedsländer zu erhöhen, die bisher im Vergleich zu ihrer Gesamtbevölkerung und Wirtschaftskraft nur wenige Flüchtlinge aufgenommen haben.
In Deutschland sind bislang mehr als 306.836 ukrainische Flüchtlinge angekommen (Stand: 4. April). Das ist zumindest die vom Bundesinnenministerium veröffentlichte und von der Bundespolizei ermittelte offizielle Zahl auf der Basis von verstärkten Kontrollen, zum Beispiel an Grenzübergängen, an Bahnhöfen und in Zügen. Da sich die Geflüchteten nach ihrer Ankunft in der EU frei bewegen können und es bisher noch kein einheitliches Registrierungsverfahren gibt, ist allerdings von einer deutlichen Untererfassung auszugehen.
Quelle: ntv.de, mit dpa