Politik

"Bin mit mir im Reinen" Wulff möchte größere Rolle spielen

Wulff bezeichnet das Verfahren gegen sich als einen großen Justizskandal.

Wulff bezeichnet das Verfahren gegen sich als einen großen Justizskandal.

(Foto: picture alliance / dpa)

Altpräsident Christian Wulff hat schwierige Zeiten hinter sich. Doch nun scheint er entschlossen, nach vorne zu gucken. In einem Interview spricht er über seine Pläne, Rachegelüste und die Versöhnung mit seiner Frau.

Der frühere Bundespräsident Christian Wulff möchte künftig wieder aktiver in Gesellschaft und Öffentlichkeit mitmischen. "Ich will weder Opfer noch Märtyrer sein, sondern wieder Akteur und Handelnder werden", sagte er in einem Interview mit dem Publizisten Manfred Bissinger, das die "Neue Osnabrücker Zeitung" abdruckt.

Wulff kündigte an, sich Themen der Zukunft widmen zu wollen. "Sie reichen von der ökologischen Tragfähigkeit unserer Erde bei wachsender Weltbevölkerung bis hin zur Frage des Friedens angesichts zunehmender religiös motivierter Konflikte", sagte Wulff, der inzwischen als Anwalt in Hamburg arbeitet. "Es könnte auch der Zeitpunkt kommen, zu dem man auf meine Kenntnisse gerade der arabischen, der muslimischen Welt und auf meine Kontakte dort zurückgreifen will."

Das Strafverfahren gegen sich wegen des Verdachts auf Vorteilsnahme bezeichnete Wulff als "Justizskandal". "Von Anfang an seien sowohl der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit als auch der Grundsatz der Unschuldsvermutung mit Füßen getreten worden. "Nach dem Motto 'Wenn wir nur lange und intensiv genug suchen, werden wir schon irgendwas finden' sollte ich psychisch zermartert werden." Wegen des Verfahrens war Wulff 2012 von seinem Amt zurückgetreten. Vor Gericht wurde er jedoch von allen Vorwürfen freigesprochen.

Die Vorgänge hätten ihn erschüttert, sagt er in dem Gespräch weiter. "Wie sich der Generalstaatsanwalt den Journalisten angedient und sie mit Informationen versorgt hat – das alles hat es in Deutschland so nie gegeben." Das Ausmaß der Skandalisierung und Personalisierung habe er bis zuletzt nicht für möglich gehalten. Wulff glaubt, dass er mit seiner Äußerung, der Islam gehöre zu Deutschland, viele irritiert habe.

Keine Rachegelüste

Dennoch hege er keine Rachegelüste – gegen niemanden. "Es gibt weder Bedürfnisse nach Entschuldigungen noch nach Kniefällen, auch da bin ich mit mir im Reinen." Er sei nun auf Konsens und Versöhnung angelegt. "Wer unversöhnlich ist, schadet sich am allermeisten selbst".

Wulff äußerte sich auch zu seinem Privatleben und zur Versöhnung mit seiner Frau Bettina. "Ich bin sehr erleichtert, dass meine Frau und ich auf neue Weise, in großer Intensität wieder zueinandergefunden haben. Dass sich die Dinge wieder zurechtrucken und man selber eben nicht einfach nur wieder der alte ist, sondern um manche Erfahrung reicher." Schließlich gehöre es doch wohl zum Sinn des Lebens, sich zu verändern und immer dazuzulernen.

Quelle: ntv.de, ghö

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