Verdopplung in manchen Städten Zahl der Briefwähler nimmt stark zu
19.09.2021, 11:17 Uhr
Blauer Umschlag, roter Umschlag - das kennen Briefwähler. Und sie werden mehr.
(Foto: dpa)
Schon seit Jahrzehnten steigt die Zahl der Menschen, die ihre Stimme lieber per Brief abgeben. Die Corona-Pandemie verstärkt diesen Trend noch. In Frankfurt am Main und Bremen verdoppelt sich die Zahl der Briefwähler sogar.
Eine Woche vor der Bundestagswahl ist besonders in den Großstädten bereits ein starker Anstieg der Briefwähler zu beobachten. Die Städte Frankfurt am Main und Bremen verschickten laut einer Umfrage der "Welt am Sonntag" doppelt so viele Briefwahlunterlagen wie zum gleichen Zeitpunkt vor der vergangenen Bundestagswahl. Demnach verschickte Frankfurt am Main bisher 160.500 Briefwahlunterlagen, Bremen 130.000. Düsseldorf registrierte rund 50 Prozent mehr Anträge: 170.000.
Auch in weiteren Großstädten wie München und Berlin beantragten demnach bedeutend mehr Menschen Briefwahl. In München wurden bislang mehr als 463.000 Briefwahlunterlagen beantragt, im vergleichbaren Zeitraum 2017 waren es gut 285.000. Hamburg hat der Umfrage zufolge bisher fast 498.000 Briefwahlsätze versandt, 2017 waren es knapp 324.000. In Berlin wurden bereits gut 850.000 Wahlscheine ausgestellt, das sind etwa 290.000 mehr als vor vier Jahren.
Allerdings ist unklar, wie viele der Briefwähler ihre Stimme auch wirklich vor dem eigentlichen Wahltag übermitteln. Der bekannte rote Umschlag kann auch am Wahlsonntag in die Urne geworfen werden. Die tatsächliche Zahl der Briefwähler könnte demnach kleiner sein als die Zahl der beantragten Wahlunterlagen. Möglich ist aber auch, dass Briefwähler ihre Unterlagen beantragen, dann aber bis kurz vor der Wahl warten, bevor sie ihre Stimme abgeben.
Bundeswahlleiter: Briefwahl ist sicher
Angaben der Wahlleiter der Bundesländer bestätigen die Entwicklung. Laut "Welt" liegt der Anteil der Briefwähler in Rheinland-Pfalz schon jetzt bei 41 Prozent. In Nordrhein-Westfalen beantragten bislang 29,5 Prozent der Wahlberechtigten die Wahl per Brief. 2017 waren es zum selben Zeitpunkt 17 Prozent.
Der Anteil der Menschen, die per Briefwahl und nicht im Wahllokal abstimmen, steigt bei Bundestagswahlen seit der Wiedervereinigung stetig. Gaben 1990 nur 9,4 Prozent der Wähler auf diesem Wege ihre Stimme ab, waren es 2017 bereits 28,6 Prozent. Bundeswahlleiter Georg Thiel geht in diesem Jahr vor allem wegen der Corona-Pandemie von einem stärkeren Anstieg als üblich aus.
Thiel zufolge ist dies kein Anlass zur Sorge: Die Briefwahl sei sicher, bisher habe es keine nennenswerten Unregelmäßigkeiten gegeben. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wählt nach Angaben ihres Sprechers in diesem Jahr diesen Weg für die Stimmabgabe.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa