Politik

Neubau bleibt großes Problem Zahl der Sozialwohnungen sinkt jedes Jahr drastisch

In Deutschland sollen jährlich eigentlich 100.000 neue Sozialwohnungen entstehen. Das Ziel wurde 2022 aber deutlich verfehlt.

In Deutschland sollen jährlich eigentlich 100.000 neue Sozialwohnungen entstehen. Das Ziel wurde 2022 aber deutlich verfehlt.

(Foto: picture alliance / Lothar Ferstl)

Der Wohnungsbau in Deutschland ist seit Langem ein Sorgenkind. Besonders schwer trifft dies jedoch Menschen mit geringem Einkommen. Denn durch den schleppenden Neubau fallen jedes Jahr deutlich mehr Sozialwohnungen aus der Preisbindung, als neue hinzukommen. Und eigentlich sind elf Millionen Menschen anspruchsberechtigt.

Pro Jahr verliert Deutschland doppelt so viele Sozialwohnungen, wie es dazugewinnt. Das bestätigt das Bundesbauministerium auf Anfrage von t-online. Im Jahr 2021 sind laut Ministerium nach Angaben der Länder 45.836 Sozialwohnungen aus der Preisbindung gefallen - zugleich wurden nur für 21.232 Wohnungen Neubau-Fördermaßnahmen im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung bewilligt. 2020 fielen sogar rund 56.000 Sozialwohnungen aus der Bindung, neu bewilligt wurden nur 23.076. Bezogen auf beide zurückliegende Jahre stehen knapp 112.000 Wohnungen, die aus der Bindung fielen, gut 44.000 neue Sozialwohnungen gegenüber.

"Der Mangel ist dramatisch", sagte Matthias Günther t-online. Er ist Ökonom und Vorstandsvorsitzender des Pestel-Instituts, das jedes Jahr eine große Untersuchung zum sozialen Bauen und Wohnen in Deutschland veröffentlicht. "Wir haben 1,1 Millionen Sozialwohnungen in Deutschland - aber 11 Millionen Haushalte, die eine Berechtigung für eine Sozialwohnung haben. Jahrelanges Warten auf eine Wohnung ist da keine Ausnahme, sondern die Regel."

Für das Jahr 2022 liegen dem Ministerium bisher keine Zahlen vor. Günther aber ist sich sicher, dass das Ministerium die selbst gesetzte Marke von 100.000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr bei Weitem nicht geschafft hat. "An den Zahlen von 2021 hat sich wenig geändert", sagt Matthias Günther. "Wir gehen davon aus, dass 2022 nur circa 20.000 neue Sozialwohnungen geschaffen wurden. Das Ziel von 100.000 wurde weit verfehlt."

400.000 Wohnungen insgesamt will die Bundesregierung pro Jahr bauen. Nachdem dies 2022 nicht gelungen war, hat Bauministerin Klara Geywitz das Ziel für 2023 schon kassiert und macht erst für 2024 Hoffnung. Die hohe Inflation sowie die noch immer eingeschränkten Lieferketten und fehlenden Fachkräfte am Bau machen ein Erreichen des Ziels auch in den kommenden Jahren mehr als schwierig.

Quelle: ntv.de, als

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