Luftangriff trifft Wohnhaus Zahl der Todesopfer in Slowjansk steigt auf neun - darunter Kleinkind
15.04.2023, 13:07 Uhr Artikel anhören
Die Bergungsarbeiten liefen auch in der Nacht.
(Foto: REUTERS)
Insgesamt sieben Raketen feuert Russland nach ukrainischen Angaben am Freitag auf Slowjansk ab. Eine davon schlägt in einem Wohnhaus ein. Mindestens neun Menschen werden getötet, einige sind noch vermisst. Die Anwohner stehen unter Schock.
Bei einem russischen Luftangriff auf ein Wohngebäude in der ostukrainischen Stadt Slowjansk sind nach ukrainischen Angaben mindestens neun Menschen getötet worden, darunter ein Kleinkind. "Leider hat sich die Zahl der Toten in der Nacht erhöht. Rettungskräfte haben den Körper einer Frau aus den Trümmern geborgen", schrieb der Leiter der Militärverwaltung der Stadt im Donbass, Wadim Ljach, bei Facebook.
"Fünf identifizierte Personen" seien zudem noch in den Ruinen verschüttet, fügte Ljach hinzu, 21 Menschen seien verletzt worden. In früheren Berichten war von mindestens acht Toten die Rede gewesen. Nach Angaben aus Kiew wurde Slowjansk am Freitag von sieben Raketen getroffen. Fünf Wohnungen, eine Schule und ein Verwaltungsgebäude wurden dabei beschädigt.
Laut der Staatsanwaltschaft in Donezk wurden Ermittlungen wegen Verletzung der Kriegsgesetze und -gebräuche aufgenommen. "Nach vorläufigen Informationen haben die Besatzer ein S-300-Flugabwehrraketensystem gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt", hieß es. Vor Ort in Slowjansk waren Rettungskräfte an einem Wohngebäude aus sowjetischer Zeit im Einsatz. Weitere Häuser auf der gegenüberliegenden Seite der Straße standen in Flammen, aus ihnen stieg schwarzer Rauch auf. Wie die ukrainische Polizei auf Twitter mitteilte, starb ein zweijähriges Kind in einem Rettungswagen, nachdem es aus den Trümmern gezogen worden war. Auch der Vater liege noch unter den Trümmern.
"Ich wohne auf der gegenüberliegenden Straßenseite und schlief gerade ein wenig, als ich diesen gewaltigen Knall hörte und aus meiner Wohnung rannte", sagte die 59-jährige Anwohnerin Larisa. "Ich (...) stand unter Schock", erklärte sie, durch die Wucht des Beschusses seien ihre Fenster zerbrochen. "Ich hörte eine Frau schreien: 'Hier ist ein Kind, hier ist ein Kind'. Sie schrie so sehr", sagte die Frau. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte nach dem Angriff, Russland bombardiere Wohngebäude "auf brutale Weise" und töte "am helllichten Tag Menschen".
Slowjansk befindet sich im ukrainisch kontrollierten Teil der Region Donezk und liegt 45 Kilometer nordwestlich der seit Monaten heftig umkämpften Stadt Bachmut. Russischen Angaben zufolge rückten Söldner der Gruppe Wagner am Freitag in Bachmut weiter vor. Wie es aus ukrainischen Armeekreisen hieß, sendet Kiew weiter neue Truppen in die Stadt. Die Streitkräfte befänden sich jedoch in einer "schwierigen" Position, räumten ukrainische Quellen ein. Die Region Donezk zählt zu den vier ukrainischen Regionen, deren Annexion Putin im September erklärt hatte, obwohl Moskau die Gebiete nur teilweise kontrolliert. Die russische Armee hat seit dem Beginn ihres Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar 2022 zahlreiche Angriffe auf die dortige zivile Infrastruktur ausgeführt.
Quelle: ntv.de, ses/AFP