Politik

Afghanistan-Krieg quält das Volk Zahl ziviler Opfer erreicht Rekordniveau

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(Foto: REUTERS)

Der Krieg in Afghanistan verschwindet aus dem öffentlichen Interesse, doch die Zivilbevölkerung leidet immer mehr. Seit dem Abzug der Nato-Kampftruppen verstärken die Taliban ihre Angriffe. Können die afghanischen Sicherheitskräfte der Lage Herr werden?

Der Afghanistan-Krieg hat im letzten Jahr des internationalen Kampfeinsatzes so viele zivile Opfer gefordert wie seit Beginn der systematischen UN-Erhebung 2009 noch nicht. Im Jahr 2014 seien 3699 Zivilisten getötet und 6849 weitere verwundet worden, teilte die UN-Mission der Vereinten Nationen (Unama) mit.

Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum habe die Zahl der Toten damit um ein Viertel zugenommen, die der Verwundeten um ein Fünftel (21 Prozent). Der Anstieg sei besonders auf zunehmende Bodengefechte zurückzuführen, die mit 34 Prozent erstmals die meisten der zivilen Opfer forderten. In den vergangenen Jahren waren die meisten Opfer auf Sprengstoffanschläge zurückzuführen gewesen.

Ein afghanischer Junge weint bei einer Beerdigung um seinen getöteten Freund.

Ein afghanischer Junge weint bei einer Beerdigung um seinen getöteten Freund.

(Foto: imago stock&people)

Der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Nicholas Haysom, nannte das Gewaltniveau im vergangenen Jahr "entsetzlich". Unama macht in ihrem Jahresbericht zum Schutz von Zivilisten in Afghanistan regierungsfeindliche Kräfte wie die Taliban für 72 Prozent der 2014 getöteten oder verwundeten Unbeteiligten verantwortlich. Zwölf Prozent gingen demnach auf das Konto der afghanischen Sicherheitskräfte, weitere zwei Prozent auf das der internationalen Truppen, deren Kampfeinsatz zum Jahreswechsel auslief. Die verbliebenen Opfer konnten keiner Konfliktpartei zugeordnet werden.

Weitreichende Folgen für Familien

Die Taliban hatten vor dem Abzug der Nato-geführten Kampftruppen Ende 2014 ihre Aktivitäten verstärkt. Im Rahmen der Folgemission "Resolute Support" bleiben zwar weiter rund 12.500 Soldaten im Land, darunter bis zu 850 Bundeswehrsoldaten. Sie sollen aber vor allem der Ausbildung und Beratung der einheimischen Sicherheitskräfte dienen. Die afghanische Armee und Polizei sind fortan im ganzen Land allein für die Sicherheit verantwortlich.

Die UN-Mission betonte die weitreichenden Folgen für die Familien, wenn etwa ein Vater oder Ehemann getötet wird. "Für afghanische Frauen und Kinder ist die Qual, einen Ehemann oder Vater zu verlieren, oft nur der Anfang ihres Leidens und ihrer Entbehrungen", sagte die Unama-Direktorin für Menschenrechte, Georgette Gagnon. Unama-Leiter Haysom rief die Konfliktparteien auf, den Schutz der Zivilisten zur Priorität zu machen.

Seit Beginn der systematischen Erhebung vor sechs Jahren registrierten die Vereinten Nationen 17.774 getötete Zivilisten in Afghanistan. 29.971 Zivilisten wurden demnach verwundet. Das Verteidigungsministerium in Kabul teilte mit, afghanische Sicherheitskräfte hätten im umkämpften Süden des Landes eine Offensive gegen die Taliban begonnen. Seit Beginn der Operation am Montag seien 45 Aufständische getötet worden. Angaben zu eigenen Verlusten machte das Ministerium nicht.

Quelle: ntv.de, bdk/dpa/AFP

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