Wegen laxen Umgangs mit Corona Zehntausende protestieren gegen Bolsonaro
30.05.2021, 00:26 Uhr
In mindestens 16 Städten Brasiliens gingen Tausende Menschen auf die Straßen.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Brasilien gehört zu den am schlimmsten von Corona betroffenen Ländern der Welt. Doch Staatschef Bolsonaro verharmlost die Pandemie immer wieder. "Völkermord" werfen ihm nun Demonstranten im ganzen Land vor und fordern die Absetzung des rechtsextremen Machthabers.
In Brasilien haben erneut Zehntausende Menschen gegen Staatschef Jair Bolsonaro demonstriert. Die Proteste in Dutzenden Städten bezogen sich vor allem auf den laxen Umgang des rechtsextremen Staatschefs mit der Corona-Pandemie, aber auch auf die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes. Die Demonstranten warfen Bolsonaro zudem vor, Rassismus und Gewalt in der brasilianischen Gesellschaft zu befördern. Zu den Protesten hatten linksgerichtete Organisationen und Bewegungen von Studierenden aufgerufen.
Allein in Rio de Janeiro gingen rund 10.000 Menschen gegen Bolsonaro auf die Straße. Die Demonstranten trugen Corona-Atemschutzmasken. Sie riefen "Bolsonaro 'raus!" und warfen dem Staatschef "Völkermord" vor. Proteste gegen den Präsidenten fanden unter anderem auch in den Metropolen Belo Horizonte, Salvador und der Hauptstadt Brasília statt.
Bolsonaro wird vorgeworfen, durch Verharmlosung der Pandemie die rasante Ausbreitung des Coronavirus im größten Land Lateinamerikas befördert zu haben. Bolsonaro hatte die von Sars-CoV-2 ausgelöste Krankheit Covid-19 als "kleine Grippe" bezeichnet und Maßnahmen brasilianischer Bundesstaaten und Kommunen zur Eindämmung des Virus wegen ihrer drosselnden Effekte auf die Wirtschaft kritisiert. Auch zog er die Wirksamkeit der Impfstoffe in Zweifel.
Seit Monaten finden im ganzen Land Proteste gegen den Präsidenten statt, die im Laufe der Zeit an Zulauf gewonnen haben. Bolsonaros Popularität ist stark geschrumpft. Laut einer Umfrage des Instituts Datafolha liegt sie bei nur noch 24 Prozent. An den vergangenen beiden Wochen hatte es aber auch Demonstrationen zur Unterstützung des Präsidenten gegeben - zu diesen Versammlungen hatte allerdings Bolsonaro selbst aufgerufen.
Brasilien gehört zu den am schlimmsten von der Corona-Pandemie heimgesuchten Ländern der Welt. Rund 460.000 Todesopfer wurden dort bislang in den offiziellen Statistiken gezählt.
Quelle: ntv.de, hny/AFP