Politik

Wer hält sich länger? Zeitung lässt Truss gegen Salatkopf antreten

Angezählt:  Premierministerin Truss

Angezählt: Premierministerin Truss

(Foto: REUTERS)

Liz Truss ist noch keine sechs Wochen britische Premierministerin. Ob ihre Amtszeit viel länger dauern wird, ist auch nach ihrer jüngsten politischen Kehrtwende äußerst fraglich. Der "Economist" sagte ihr unlängst die Haltbarkeit eines Salatkopfs voraus - eine Prognose, deren Genauigkeit jetzt per Live-Cam überprüft werden kann.

"Kann Liz Truss länger halten als dieser Salat?" Diese Frage stellte die britische Boulevardzeitung "Daily Star" am Freitag und richtete eine Live-Übertragung auf Youtube ein, auf der ein Foto der Premierministerin neben einem Salatkopf mit aufgeklebten Augen zu sehen ist. Das Magazin "Economist" hatte Truss angesichts der sich rasch entwickelnden Regierungskrise kürzlich bescheinigt, die Haltbarkeitsdauer eines Salats zu haben.

Nachdem Truss am Freitag nach nur gut fünf Wochen ihren Finanzminister Kwasi Kwarteng entlassen hatte und eine steuerpolitische Kehrtwende vollzogen hatte, mehren sich die Spekulationen, dass auch sie bald ihre Amt los sein könnte. Den jüngsten Entscheidungen vorangegangen war eine Krise an den Finanzmärkten und ein Kursrutsch des britischen Pfunds gegenüber dem US-Dollar, die Truss und Kwarteng durch die Ankündigung massiver Steuererleichterungen ohne Pläne zur Gegenfinanzierung ausgelöst hatten. Teile der Steuerpläne machte Truss am Freitag wieder rückgängig. Einen Rücktritt lehnte die Premierministerin jedoch ab.

Truss kündigte an, die Unternehmensteuer solle nun - wie von der Vorgängerregierung vorgesehen - doch erhöht werden. Sie beharrte aber darauf, dass ihre Politik niedrigerer Steuern und hoher Investitionsanreize richtig sei. Lediglich der Markt, den die Entscheidungen für deutliche Steuersenkungen irritiert hätten, sei der Grund für die Kehrtwende, sagte Truss. Wegen der massiven Kritik hatten Truss und Kwarteng bereits die geplante Streichung des Spitzensteuersatzes wieder zurückgenommen. Ob die Teil-Kehrtwende und der Rauswurf Kwartengs, der weithin als Bauernopfer betrachtet wird, ausreichen werden, um Truss im Amt zu halten, ist fraglich.

Tories müssen Neuwahlen fürchten

Am Freitag hatten die Märkte zunächst positiv auf die Ankündigungen reagiert. Doch der trotzige Auftritt von Truss bei der Pressekonferenz am Nachmittag zog Kritik nach sich. Britische Medien zitierten Tory-Abgeordnete mit Rücktrittsforderungen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Truss schon bald von der eigenen Partei gestürzt wird. Im Raum steht nach "Times"-Informationen, dass führende Tories ein Führungs-Tandem aus den Spitzenpolitikern Rishi Sunak und Penny Mordaunt unterstützen, die Truss im Sommer im internen Ringen um den Parteivorsitz unterlegen waren.

Mehr zum Thema

Ein neuer Wechsel an der Spitze der Tory-Partei dürfte jedoch die Rufe nach einer baldigen Parlamentswahl verstärken. Für die Konservativen ist das eigentlich ein rotes Tuch, denn in Umfragen führt die oppositionelle Labour-Partei teils mit mehr als 30 Punkten Vorsprung. Wie das Meinungsforschungsinstitut Ipsos ermittelte, sind nur 16 Prozent der Briten mit Truss zufrieden - das sei der schlechteste Wert, der je für einen Premier gemessen worden sei.

Die Wirtschaftszeitschrift "Economist" kommentierte kürzlich, Truss habe "ihre eigene Regierung mit einem Paket aus ungedeckten Steuersenkungen und Energiepreisgarantien" gesprengt. "Nimmt man die zehn Tage der Trauer nach dem Tod von Königin Elizabeth II. weg, hatte sie sieben Tage die Kontrolle. Das entspricht in etwa der Haltbarkeit eines Salats", schrieb das Blatt.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen