BayernZuzahlungen für Pflege im Heim in Bayern stark gestiegen

Ein Platz im Pflegeheim ist teuer. Das ist keine Neuigkeit, wohl aber, dass die Kosten alleine in den vergangenen zwölf Monaten massiv gestiegen sind.
München/Berlin (dpa/lby) - Die Eigenanteile für Bewohnerinnen und Bewohner in Bayerns Pflegeheimen sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Zum 1. Juli waren im ersten Jahr im Heim im Freistaat im Schnitt 2448 Euro pro Monat fällig und damit 266 Euro mehr als Mitte 2022, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab. Bayern liegt damit aber noch immer unter dem Bundesschnitt von 2548 Euro pro Monat (348 Euro mehr als Mitte 2022).
Belastungen wachsen damit auch mit inzwischen eingeführten Entlastungszuschlägen weiter, die mit der Aufenthaltsdauer steigen. Mit dem höchsten Zuschlag ab dem vierten Jahr im Heim stiegen die Zuzahlungen nun im Schnitt auf 1583 Euro pro Monat - ein Plus von 126 Euro pro Monat binnen eines Jahres. Auch hier liegt der bundesweite Durchschnittswert mit 1738 Euro pro Monat deutlich höher, wie aus den neuen Daten hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch einen Entlastungszuschlag. Den Eigenanteil nur für die reine Pflege drückt das im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. Nach einer Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen die Zuschläge Anfang 2024 erhöht werden.
Ohne Zuschläge wären es in Bayern im Schnitt für alle nun 2515 Euro pro Monat als gesamte Zuzahlung, 277 Euro mehr als zum 1. Juli vor einem Jahr. Bundesweit liegt der Wert sogar bei 2610 Euro pro Monat. Darunter stieg in Bayern allein der Eigenanteil nur für die reine Pflege binnen zwölf Monaten um 217 Euro auf nun durchschnittlich 1332 Euro. Grund sind vor allem steigende Löhne für das Pflegepersonal, wie der Verband der Ersatzkassen erläuterte. Maßnahmen für eine faire Bezahlung seien zu unterstützen. Es könne aber nicht sein, dass stetig steigende Kosten zum Großteil von den Pflegebedürftigen geschultert werden müssten.
"Die bisherigen Reformschritte sind höchstens Gänsemarsch - sie greifen zu kurz. Wir müssen die finanzielle Belastung Pflegebedürftiger in allen Versorgungsbereichen im Blick haben", sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und verwies auf seine 2021 vorgelegten Eckpunkte für eine generationengerechte Pflegereform: "Wir müssen die Menschen in den Mittelpunkt stellen und nicht Abrechnungsfragen."
Dass die Kosten der Pflege steigen, basiere nicht nur auf der flächendeckenden Einführung von Tariflöhnen, sondern auch auf der Inflation und den Energiekosten. "Die Ampel-Koalition muss deshalb auch die sogenannten Sachleistungsbeträge - die Leistungen der Pflegeversicherung für die professionelle Pflege - deutlich erhöhen. Außerdem müssen die Kosten der medizinischen Behandlungspflege in allen Bereichen voll übernommen werden - also auch im Heim."
Für die Auswertung wurden Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.